So organisierten sie den wilden Streik
Die geheimen Chats der Air-Berlin-Piloten

Hunderte Piloten fallen angeblich krank aus. Alle am gleichen Tag. Wie kann man einen solchen Streik organisieren, ohne dass die Chefs davon erfahren?
Publiziert: 13.09.2017 um 11:35 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:29 Uhr
Patrik Berger

Hunderte Air-Berlin-Piloten bringen die insolvente Airline nahe ans Grounding. Doch wie kann man auf die Schnelle einen wilden Streik organisieren, wenn die Piloten in der ganzen Welt verstreut arbeiten?

Genau, per SMS. Und zwar mit dem Messenger Telegram, wie die «Bild» berichtet. Telegram kostet nichts und kann auf Smartphones, Tablets und PCs genutzt werden. Die User können über Telegram verschlüsselte Meldungen austauschen, aber auch Fotos, Dokumente und Videos. Streng geheim.

Absolut vertraulich

Am Flughafen Düsseldorf stehen Dutzende Air-Berlin-Maschinen auf dem Rollfeld.
Foto: Reuters

Hunderte Air-Berlin-Piloten haben Telegram runtergeladen und kommunizieren damit miteinander. Der Clou: Die Diskussionen sind absolut vertraulich. Wer in den Verteiler aufgenommen werden will, der muss von einem anderen Piloten eingeladen werden. Und wird von einer speziellen Kommission auf seine Loyalität hin überprüft.

Deshalb hatte auch das Management von Air Berlin keine Chance, an die Inhalte des Chats heranzukommen. Und allenfalls noch kurzfristig auf den Blitz-Streik zu reagieren. Die monatelangen Versuche, den Chat zu knacken, waren erfolglos, schreibt die «Bild» weiter.

Wir sind heute alle krank!

Das System hatte Erfolg: Am Dienstag meldeten sich Hunderte Piloten kurzfristig krank. Heute sind es noch immer 149 von ihnen. Laut Insidern protestierten sie so gegen Air-Berlin-Boss Thomas Winkelmann (57), der ihnen die Löhne nicht mehr ausbezahlen will.

Die Absprache der frustrierten Piloten über Telegram: «Wir sind heute alle krank!» Die Folgen der kurzen SMS sind verheerend. Sie kostet die Airline Millionen, verärgert Tausende Reisende – und dürfte die Verkaufsverhandlungen nicht eben erleichtern.

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