Chaos an den Flughäfen! 250 Piloten der finanziell angeschlagenen Air Berlin melden sich gestern Morgen im Minutentakt krank. Zahlreiche Flüge fallen aus, Tausende Passagiere stranden in den Abflugterminals. Betroffen ist von diesem unangekündigten Streik ist auch die Schweiz – alleine in Zürich fallen vier Flüge von Air Berlin aus. Die Passagiere wurden zum Opfer von Piloten, deren Wut sich gegen die eigenen Bosse richtet!
Ärger trotz Staatsmillionen
«Das, was wir bei einem Teil der Belegschaft sehen, ist ein Spiel mit dem Feuer. Der heutige Tag kostet uns mehrere Millionen Euro», klagt Air-Berlin-CEO Thomas Winkelmann (57). Zum Schaden kommt der Vertrauensverlust bei den Kunden dazu. Schon nach den Hiobsbotschaften der jüngeren Vergangenheit und dem Insolvenzantrag Mitte August fiel das Image in den Keller. Anders als 2001 die Swissair wurde die Billig-Airline durch die Politik mit einem 150-Millionen-Euro-Kredit vor einem Grounding bewahrt. Ihren Niedergang wird dies aber nicht verhindern. Noch bis Freitag können Käufer ihre Gebote für Air Berlin platzieren.
Erbarmungsloser Poker um Start- und Landerechte
Für den Luftfahrtexperten Tim van Beveren (56) ist die Zerschlagung der Air Berlin ein «abgekartetes Spiel». Der deutsche Staat subventioniere die Abwicklung der Pleite-Airline, damit Lufthansa die Filetstücke daraus entnehmen könne. «Die Lufthansa interessiert sich ausschliesslich für Start-Slots, ihre Tochter Eurowings für die Langstreckenflieger. Aber keiner will das Personal übernehmen.»
Am Montag sind zudem die Gespräche mit den Gewerkschaften für beendet erklärt worden. Viele Angestellte dürften ihre Jobs verlieren. Die Krankmeldungen der Piloten sind die Rache dafür. «Für Investoren ist Air Berlin eine lukrative Leiche. Für den unrentablen Rest und die Schicksale dahinter interessiert sich keiner», so van Beveren.
Grosse Verzweiflung beim Personal
Das Teil-Grounding durch Blaumachen bezeichnet der Experte als eine «Verzweiflungstat, weil viele Angestellte nicht mehr viel zu verlieren haben». Jüngere Piloten dürften sich dabei mit älteren Berufskollegen solidarisiert haben, die auf dem Stellenmarkt nicht mehr gefragt sind.
Für van Beveren haben die Flugausfälle noch einen weiteren Grund: «Bei Air Berlin herrscht schon lange chronischer Pilotenmangel. Schon im Voraus war klar, dass die Situation im September besonders angespannt sein wird.» Nur deshalb habe das Fehlen eines Sechstels der Piloten ein derartiges Chaos anrichten können.
Übernahmekampf geht in die Endphase
Die Situation dürfte in den nächsten Tagen angespannt bleiben. Frank Kebekus, der Generalbevollmächtigte des Air-Berlin-Konzerns, droht: «Die Ereignisse gefährden das gesamte Insolvenzverfahren massiv. Wenn sich die Situation nicht kurzfristig ändert, werden wir den Betrieb und damit jegliche Sanierungsbemühungen einstellen müssen.» Dann wäre das Grounding perfekt.
BLICK-Reporter Daniel Riedel (37) erlebte am Montagabend den wohl letzten Air-Berlin-Flug seines Lebens: Berlin–Zürich. Einfach.
Ein mulmiges Gefühl bekam ich schon, als ich vor dem Abflug in Berlin versuchte, via Handy einzuchecken – keine Chance! Immerhin schaffte ich es am Computer dann doch, das E-Ticket aufs Handy zu laden. Stolz nannte ich dem Taxifahrer mein Abfluggate A. Der ortskundige Berliner staunte, weil Air Berlin immer von Terminal C startet. Aber: «Wer weiss schon, was die überhaupt noch planen.» Am Terminal angekommen, war ich natürlich falsch. Also im Stechschritt zum richtigen Terminal: C. Noch zehn Minuten bis zum Boarding.
Wie mir geht es gefühlt noch 50 anderen Passagieren. Dennoch: Check-in geschafft, ab dann – banges Warten. Die Lautsprecherdurchsagen klingen wie ein Streichkonzert. Die innere Stimme sagt: «Zum Glück muss ich heute nicht mehr nach Salzburg!» Minuten gehen vorbei. Der Flieger nach Zürich steht zum Greifen nahe auf dem Rollfeld. Am Gate tut sich trotzdem noch nicht viel. Dann endlich Boarding und die Überraschung: Flug AB8574 ist bis auf den letzten Platz gefüllt.
Die Verspätung von mehr als 30 Minuten wird von allen Passagieren stillschweigend in Kauf genommen.
BLICK-Reporter Daniel Riedel (37) erlebte am Montagabend den wohl letzten Air-Berlin-Flug seines Lebens: Berlin–Zürich. Einfach.
Ein mulmiges Gefühl bekam ich schon, als ich vor dem Abflug in Berlin versuchte, via Handy einzuchecken – keine Chance! Immerhin schaffte ich es am Computer dann doch, das E-Ticket aufs Handy zu laden. Stolz nannte ich dem Taxifahrer mein Abfluggate A. Der ortskundige Berliner staunte, weil Air Berlin immer von Terminal C startet. Aber: «Wer weiss schon, was die überhaupt noch planen.» Am Terminal angekommen, war ich natürlich falsch. Also im Stechschritt zum richtigen Terminal: C. Noch zehn Minuten bis zum Boarding.
Wie mir geht es gefühlt noch 50 anderen Passagieren. Dennoch: Check-in geschafft, ab dann – banges Warten. Die Lautsprecherdurchsagen klingen wie ein Streichkonzert. Die innere Stimme sagt: «Zum Glück muss ich heute nicht mehr nach Salzburg!» Minuten gehen vorbei. Der Flieger nach Zürich steht zum Greifen nahe auf dem Rollfeld. Am Gate tut sich trotzdem noch nicht viel. Dann endlich Boarding und die Überraschung: Flug AB8574 ist bis auf den letzten Platz gefüllt.
Die Verspätung von mehr als 30 Minuten wird von allen Passagieren stillschweigend in Kauf genommen.