SNB-Präsident fordert wegen CS-Debakel
Anlagekunden sollen ihr Geld weniger schnell abheben können

Heben zu viele Kunden einer Bank ihre Einlagen ab, hat die Bank ein Problem. Der Fall Credit Suisse soll sich künftig nie mehr wiederholen. SNB-Präsident Thomas Jordan bringt zusätzliche Regulierungen ins Spiel.
Publiziert: 11.06.2023 um 18:28 Uhr
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SNB-Präsident Thomas Jordan nennt Ideen für schärfere Bankenregulierungen.
Foto: keystone-sda.ch

Verliert eine Bank das Vertrauen ihrer Kundinnen und Kunden, geht es plötzlich schnell: Das hat die Credit Suisse auf schmerzhafte Weise erfahren.

Im 1. Quartal 2023 flossen 61,2 Milliarden Franken an Kundengeldern ab. Dies, nachdem Kunden zwischen Oktober und Dezember 2022 bereits 110,5 Milliarden Franken abgehoben hatten. Einen solchen «Bank-Run» überlebt kaum eine Bank. Das liegt daran, dass Banken nur über geringe Eigenmittel verfügen, die bei erheblichen Geldabflüssen rasch aufgebraucht sind. Bei der Credit Suisse musste zur Rettung ein Übernahme-Deal eingefädelt werden.

Gelder nur noch gestaffelt beziehbar

Was der Fall der CS ebenfalls gezeigt hat: Das Kapital kann heute noch viel schneller abfliessen als früher. Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bringt deshalb im Interview mit der «SonntagsZeitung» eine neue Form der Regulierung ins Spiel. «Die Banken sollten ihre Depositen künftig so strukturieren, dass nicht alle Bankeinlagen praktisch gleichzeitig abgezogen werden können», sagt Thomas Jordan (60). Wie das aussehen könnte? «Ein wesentlicher Teil der Depositen bei Banken sollte künftig mit Kündigungsfristen versehen oder auf Termin gehalten werden», führt Jordan aus.

Solche Fristen hätten jedoch auch Grenzen, ist sich der SNB-Präsident bewusst. Schliesslich müssten viele Kunden sofort über ihre Einlagen verfügen können. Jordan sieht deshalb weiteren Handlungsbedarf und spricht sich dafür aus, dass Banken mehr Aktiven halten, die sie im Bedarfsfall bei der SNB für Liquiditätshilfen hinterlegen könnten.

Auch Eigenkapitalquote kein Tabu-Thema

Auch die Regelung bei der Eigenkapitalquote stellt er zur Debatte: «Wir müssen sicher nochmals überlegen, wie viel Kapital es braucht und in welcher Form», so Jordan. Die Politik in Bern konnte sich bis anhin auf keine Verschärfungen in der Bankenregulierung einigen.

Aktuell müssen systemrelevante Banken beim risikogewichteten Eigenkapital eine Sockelanforderung von 12,86 Prozent erfüllen. Beim Kernkapital sind es gar nur 4,5 Prozent. Hinzu kommen Zuschläge basierend auf den Marktanteilen im Inland und der Grösse der Bank sowie ein antizyklischer Kapitalpuffer. (smt)


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