Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im Kampf gegen den starken Franken die ganz grosse geldpolitische Spritze ausgepackt. So viel Geld wie im ersten Halbjahr 2020 haben die Schweizer Währungshüter in einem Jahr noch nie in den Markt gepumpt, um den Franken zu schwächen.
Das heisst, die SNB gibt in der Coronavirus-Pandemie noch mehr Geld zur Abschwächung aus als in den Vorjahren. Allein in der ersten Jahreshälfte seien es 90 Milliarden Franken gewesen, sagte SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg (60) am Montagabend.
Zinsen bleiben negativ
Das ist auch deutlich mehr als in jedem der vier Jahre zuvor. Der Franken gilt als sicherer Hafen und ist in Krisenzeiten besonders gefragt. Die Begründung für die massiven Interventionen am Devisenmarkt: Hätte der Franken noch stärker aufgewertet, wären die negativen Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft grösser gewesen als ohnehin schon, sagte Zurbrügg.
Die SNB halte an ihrer Politik der negativen Zinsen und Devisenkäufe fest. Es sei auch in Zukunft möglich, Geldpolitik mit negativen Zinsen zu betreiben, sagte Zurbrügg. Die Bank sei sich aber der Probleme bewusst, die unterhalb einer gewissen Schwelle aufträten.
Damit meinte Zurbrügg die Zinsen – aber offenbar nicht die Interventionen. Denn die UBS zeigt auf, dass die Summe der Interventionen in diesem Jahr weiter angestiegen ist – auf 120 Milliarden Franken bis in den November.
UBS sieht Euro bei 1.10
Auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle pumpte die SNB teilweise bis zu 14 Milliarden Franken in den Markt – pro Woche! Im Moment seien durchaus immer noch Summen von drei bis vier Milliarden Franken pro Woche möglich, heisst es bei der UBS auf Anfrage von BLICK.
Immerhin: Die Lage könnte sich für die SNB etwas entspannen. Sollten die Impfstoffe nächstes Jahr tatsächlich in grossem Stil zur Verfügung stehen, dürfte sich die Wirtschaft auch in Europa erholen. Das würde den Euro stärken, der sich bei einem Wert von 1.10 Franken einpendeln könnte. So viel war der Euro letztmals Ende 2019 wert. Im Moment kostet er rund 1.08 Franken.