Fritz Zurbrügg spricht Klartext
SNB wehrt sich vehement gegen politische Einmischung

Die Schweizerische Notenbank SNB hat sich angesichts vermehrter Forderungen erneut gegen den Griff der Politik auf die Zentralbankgelder gewehrt. «Das würde einen Präzedenzfall schaffen, die Gewinne würden verpolitisiert.»
Publiziert: 23.06.2020 um 11:24 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2021 um 18:02 Uhr
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Die Politik will an die Geldtöpfe der Nationalbank.
Foto: Keystone

Mit diesen scharfen Worten warnte SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg (60) in der «Neuen Zürcher Zeitung» vor der Einmischung der Politik in die Angelegenheiten der Währungshüter: «Wenn wir beginnen, die SNB-Gewinnausschüttungen mit Spezialwünschen oder Zweckbindungen zu verknüpfen, erhalten diese Gewinne eine politische Bedeutung, die sie nicht haben sollten», erklärte er.

Die bisherige Ausschüttungspolitik habe sich bewährt. «Sie ist auf Stetigkeit ausgerichtet», betonte er. Zudem würden ohnehin über die Zeit hinweg alle Überschüsse ausgeschüttet, welche die SNB nicht zum Aufbau von Eigenmitteln benötige, sagte Zurbrügg weiter. «Für die öffentliche Hand geht nichts verloren», hob er hervor.

Das grosse Übel Zweckbindung

Die derzeitigen Überlegungen, Nationalbankgelder zur Tilgung von Schulden zur Bekämpfung der Coronavirus-Krise einzusetzen, passen der SNB nicht. «Alle fünf Jahre überarbeiten wir die Vereinbarung mit dem Finanzdepartement und können grundlegende Entwicklungen aufnehmen. Darin werden die Eckwerte für eine verstetigte und mittelfristige Ausschüttung festgelegt», hiess es diesbezüglich vom SNB-Vizepräsidenten. Die Ausschüttungen könnten bei Veränderungen anpasst werden – «wichtig ist, dass es dafür klare Regeln gibt», sagte er.

Die Politik könne über die ausgeschütteten Beträge aber ohnehin frei bestimmen, wofür die Mittel eingesetzt würden, also auch für den Abbau der Coronavirus-Schulden, hiess es. Es gebe aber laut Zurbrüggs Erfahrungen nichts Schlimmeres in der Finanzverwaltung als Zweckbindungen. «Denn politische Prioritäten und Bedürfnisse ändern sich», sagte er gegenüber der «NZZ».

Schon letzte Woche hatte sich Nationalbankpräsident Thomas Jordan (57) anlässlich der geldpolitischen Lagebeurteilung unmissverständlich gegen eine Einmischung der Politik in die geldpolitische Arbeit der SNB ausgesprochen.

Weltweit müssen Zentralbanken praktisch permanent ihre Unabhängigkeit von der Politik verteidigen. In Demokratien sind Notenbanken aber an keine Weisungen von Regierungen oder Politikern gebunden. (SDA/koh)

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