Am 22. Oktober wählt die Schweiz ein neues Parlament. Die Briefkästen werden daher fleissig mit Broschüren gefüllt, an den Strassenrändern hängt eine unübersichtliche Menge an Wahlpropaganda. Bereits dies treibt viele Stimmberechtigte an den Rand der Überforderung.
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Deshalb entscheiden sich die meisten Unternehmen, in dieser Zeit nicht zu werben. Dieses Jahr buhlen jedoch mit dem Online-Warenhaus der Migros, Digitec Galaxus, und dem Discounter Aldi gleich zwei Händler mit politisch gefärbten Kampagnen um die Gunst der Wählerinnen und Wähler, möchte man meinen. Im Visier sind jedoch Konsumentinnen und Konsumenten. Die zwei Grossunternehmen kapern quasi den demokratischen Prozess für Eigenwerbung. Wie sinnvoll sind die Aktionen der Werbe-Trittbrettfahrer?
Für Digitec Galaxus keine Premiere
Die mehrfache Werberin des Jahres Regula Bührer Fecker (45) sieht zumindest bei einem gewissen Teil der Bevölkerung Potenzial. «Sie schätzen es, ein wenig schmunzeln zu können innerhalb all der Ernsthaftigkeit der Wahlsaison.» Es gebe jedoch auch den Teil, der sich über eine solches «Kidnapping» der politischen Mitsprache aufrege. Eine heikle Sache also.
Für Digitec Galaxus sind «politische» Kampagnen keine Premiere. Die Migros-Tochter spielte bereits in der Vergangenheit mit «Ja»- und «Nein»-Sujets, die Abstimmungsplakaten ähnelten. Es ist jetzt aber das erste Mal, dass mit Produkten Politikerinnen und Politiker dargestellt werden. So oder so: Die augenzwinkernde Herangehensweise, wenig aussagende Kandidaten-Slogans auf die Schippe zu nehmen, fällt auf. Auch wenn sie vermutlich bei einigen Kandiderenden einen empfindlichen Nerv trifft.
Aldi läuft in Gefahr, nicht wahrgenommen zu werden
Denn ohne aufzufallen, droht den teuren Kampagnen, in der Flut an Wahlpropaganda zu versinken. Zumindest Digitec Galaxus trug dieser Gefahr ein wenig Rechnung: Ihre Kampagne lief nur bis Anfang Oktober – und kommt damit knapp am ganz grossen Dichtestress vorbei.
Genau deshalb überrascht die Initiative des Discounters Aldi. Dieser möchte «den Wahlkampf aufmischen» und lanciert nun mitten in der Hochphase des Wahlkampfs eigene «Wahlplakate». Statt aufzufallen, könnte die Herangehensweise aber eher das Gegenteil bezwecken. Denn auch Bührer Fecker sieht das Design zu nahe an den durchaus sehr konventionellen Schweizer Politiker-Plakaten: «So denkt man: ‹Einfach eine weitere Wahlwerbung›.»
Aufgefallen sind die Aldi-Plakate zumindest in den sozialen Medien: Dort wies der Schweizer Comedian Karpi daraufhin, dass die Farben etwas zu sehr deren der AfD, der deutschen Rechtsaussen-Partei, gleichen. Wohl nicht die Art der Aufmerksamkeit, die sich der Discounter mit seiner Kampagne erwünscht hatte.
«Natürlich setzen wir bei der Kampagne auf unsere Unternehmensfarben, die wir seit unserem Markteintritt vor 18 Jahren tragen», schreibt die Medienstelle von Aldi Suisse auf Anfrage von Blick. Also keineswegs ein politisches Statement. Zudem sei das Unternehmen, im Gegensatz zu den einzelnen politischen Parteien, für die ganze Schweizer Bevölkerung da – «egal, ob links, rechts oder dazwischen, ob wahlberechtigt oder nicht».