Seit Jahren sitzen Migros und Coop mittels ihrer Treuekarten – Cumulus und Supercard – auf einem riesigen Datenschatz. Coop hat inzwischen die Daten aller Konzernteile in einer zentralen, hauseigenen Daten-Management-Plattform zusammengeführt. Die Migros verfolgt dasselbe Ziel.
Mit den Daten lässt sich das Konsumverhalten der Kundschaft genau analysieren und damit das eigene Geschäft in vielerlei Hinsicht optimieren. Mit dem Einverständnis der Kartennutzer, versteht sich.
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Daten für die Lieferanten
Doch viele Kartennutzer wissen vermutlich nicht, dass ihre Daten von Migros und Coop auch weiterverkauft werden. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, verkaufen Coop und Migros Datenpakete an schweizerische und internationale Markenartikelproduzenten – also an ihre Lieferanten. Diese können damit ihre Werbung auf spezielle Zielgruppen hin massschneidern.
Das Monetarisieren von Kundendaten ist nichts Neues: Die grossen Tech-Unternehmen haben dieses Vorgehen längst perfektioniert. Allerdings basieren deren Daten auf Suchverhalten, während die grossen Detailhändler das tatsächliche Kaufverhalten dokumentieren können. Wie viel sie für die Daten bekommen, ist nicht bekannt. Es dürfte aber ein schöner Batzen sein.
Lässt sich die Anonymisierung überwinden?
Die Daten werden nur anonymisiert verkauft, versichern die Unternehmen. Dass die Daten weitergegeben werden, sei zudem in den AGB vermerkt. Das reicht nach schweizerischem Gesetz aus. Wer diese nicht liest, ist selbst schuld.
Lucien Jucker, Datenschutzexperte beim Schweizerischen Konsumentenschutz, hegt im Artikel dennoch Zweifel daran, dass die Anonymität tatsächlich gewährleistet wird. Ihm zufolge lassen sich laut Untersuchungen Rückschlüsse auf Personen ziehen, wenn man anonymisierte Daten mit weiteren Informationen anreichert, etwa aus weiteren Datenbanken oder von Cookies. Einen «Schutz» gibt es höchstens durch den Verzicht auf die Cumulus- oder Supercard-Karte. Doch dadurch gehen auch deren zahlreichen Kundenvorteile verloren.