Die Schweizer Theater stellen eine spezielle Corona-Regelung vor. Das geht aus dem Schutzkonzept der Theater-, Konzert- und Veranstaltungsbetriebe an das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hervor, das BLICK vorliegt. Darin appellieren die Bühnen an die Vernunft des BAG.
«Wo immer es geht, gilt die Zwei-Meter-Abstandsregel», sagt Benedikt von Peter (43), Intendant des Luzerner und des Theaters Basel. «Im Theater spricht niemand, es ist still und alle sitzen hintereinander. Es ist nicht wie im Restaurant, wo gegessen und interagiert wird», sagt er.
Bei einer Zwei-Meter-Regel im Zuschauerraum wäre nur ein Fünftel der Plätze belegt. «Dann lohnt sich keine Eröffnung mehr», sagt von Peter. Im 64-seitigen Schutzkonzept heisst es dazu: «Die Durchsetzung der generellen Abstandsregel hätte für den kulturellen Bereich der Schweiz schwerwiegende Folgen.»
Abstandsregel, wo sie Sinn macht
Am 8. Juni soll es losgehen. Dann dürfen Theater und Kinos laut dem Bundesrat wieder öffnen. Auch sollen wieder Treffen von mehr als fünf Personen möglich sein.
Für die Theater gilt: Das Schutzkonzept muss Vorstellungen und somit Ticketeinnahmen ermöglichen, ohne dass die Menschen sich anstecken. Keine einfache Aufgabe. Gedränge im Zuschauerraum oder in der Pause ist vorprogrammiert. Auch hinter der Bühne versammeln sich die Mitarbeiter auf engstem Raum.
Eine Katastrophe in Zeiten von Corona. Das wissen auch die Verantwortlichen der Schweizer Bühnen. In ihrem Schutzkonzept fordern sie zwar die Einhaltung der Covid-19-Regelungen des Bundes. Aber nur, wo es Sinn macht.
Vor und nach dem Theater sollen gestaffelte Ein- und Auslassszenarien für die Gäste ein Gedränge vermeiden. «So arbeiten in Zukunft auch viele Airlines. Sie lassen Passagiere in kleinen Gruppen ein- und aussteigen», so von Peter.
Corona zerstört Arbeitsplätze
Wenn die Bühnen nicht bald wieder aufmachen, droht ihnen eine wirtschaftliche Tragödie. «Corona zerstört Arbeitsplätze und Millionen an Steuergeldern wären sinnlos verschwendet worden», sagt von Peter.
Insgesamt arbeiten laut dem Bundesamt für Statistik in der Schweiz 30'000 Menschen im Bereich «kreative, künstlerische und unterhaltende Tätigkeiten». In der Schweiz gibt es 400 Bühnen, darunter auch viele ländliche Laientheater.
Einheitliche Schutzverordnung geht nicht
Im Theater treffen die verschiedensten Berufsleute aufeinander: Neben Schauspielern und Sängern ist auch das Handwerk stark vertreten. Bühnenbildner, Coiffeure, Maskenbildner, Bühnentechniker und Schneider arbeiten eng zusammen.
Ein komplexes Unterfangen in Corona-Zeiten. Maskenbildner und Coiffeure sind nah am Menschen. Die Schreiner können Abstände besser einhalten. Eine einheitliche Schutzverordnung ist laut den Verantwortlichen schlicht unmöglich.
Die Bühne braucht Subventionen
Die öffentliche Hand unterstützt die Schweizer Bühnen grosszügig. Laut dem Bundesamt für Kultur hat der Staat im Jahr 2016 für Konzert- und Theaterbühnen 750 Millionen Franken ausgegeben.
Schon jetzt liegen die Ausfälle wegen der nicht verkauften Tickets schweizweit bei allen Institutionen in Millionenhöhe. Die Zukunft nach Corona sieht auch nicht rosiger aus. «Wenn der Staat sparen muss, dann kürzt er meistens als Erstes im Bereich Kultur», sagt Roman Steiner (50), Geschäftsführer beim Schweizerischen Bühnenverband.
«Wir wollen keinen Rettungsschirm», sagt von Peter. «Wir wollen arbeiten und Einnahmen machen.»
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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