Da ist jemand aber stinkhässig: 50 Angestellte der Pleite-Kleiderkette OVS sind von der Schweiz aus nach Venedig in den Stadtteil Mestre gefahren, um dort zu demonstrieren. Ihr Frust: Das italienische Management der Charles-Vögele-Nachfolgerkette, die nach nicht einmal einem Jahr in der Schweiz schon pleite ging und nun in den letzten Atemzügen liegt, biete ihnen keinen genügenden Sozialplan. So steht es im Communiqué der Gewerkschaft Unia von heute Mittag.
Das Communiqé weiter: «Wenn ein Unternehmen Schiffbruch erleidet, rettet man vorher die Passagiere, bevor man das sinkende Schiff verlässt.» Darum fordere man einen Sozialplan entsprechend demjenigen für die OVS-Angestellten in Österreich. Dazu gehört laut Unia unter anderem eine Abgangsentschädigung entsprechend der Anzahl Dienstjahre, dem Alter und der Familiensituation sowie eine Unterstützung bei der Stellensuche.
Der in Geldnot steckende Modehändler OVS hat im Juni angekündigt, die von Charles Vögele übernommenen Filialen in der Schweiz zu schliessen und den insgesamt rund 1150 Angestellten bis Ende Juni zu kündigen (BLICK berichtete). OVS hat im Konsultationsverfahren mit dem Hinweis auf fehlende finanzielle Mittel die Erstellung eines Sozialplans abgelehnt.
Es sei die grösste Massenentlassung, welche die Schweiz im Detailhandel jemals erlebt hat. Schuld daran sei mit seiner «Inkompetenz und den strategischen Fehlern» vor allem einer: Stefano Beraldo, Chef des italienischen Mutterkonzerns, der ebenfalls OVS heisst. Dieser habe stets das Gespräch mit der Gewerkschaft verweigert. Jetzt, wo alles den Bach runter geht, lasse Beraldo die Mitarbeiter im Stich. (kst)