Es ist die teuerste Wohnung der Schweiz. Ausgeschrieben an bester Lage, an der Seepromenade des Vierwaldstättersees in der Stadt Luzern. Kostenpunkt: 36’000 Franken pro Monat. Oder anders ausgedrückt: 432’000 Franken im Jahr. Das ist Champions League auf dem Mietwohnwerkplatz Schweiz, wie die «Handelszeitung» schreibt.
Für diesen spitzensportlichen Betrag erhält der Mieter oder die Mieterin 7,5 Zimmer auf einer Fläche von 343 Quadratmetern, doppelstöckig, mit Dachterrasse. Unmöbliert. Wenn gewünscht, wird die Wohnung vor Einzug auch möbliert. Wer sich diese Wohnung leisten kann, so viel ist klar, hat finanziell ausgesorgt.
Im Vergleich dazu: Eine durchschnittliche 4,5-Zimmer-Mietwohnung in Luzern kostet gemäss dem Immobilienreport von Iazi 2110 Franken. Nur eben mit dem Unterschied: Der Rolls-Royce der Edelwohnungen ist rund dreimal so gross wie eine durchschnittliche 4,5-Zimmer-Wohnung mit 115 Quadratmetern. Die Lage ist viel exklusiver. Und obendrauf fallen keine Nebenkosten an, ebenso, wie der Ärger mit dem Waschküchenplan entfällt.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Handelszeitung» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.handelszeitung.ch.
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Seit drei Monaten auf dem Markt
Seit Januar ist das Prestigeobjekt auf Immoscout 24 ausgeschrieben. Wer Interesse hat, sollte schnell zugreifen. Denn lange werde die Wohnung wohl nicht mehr leer stehen, meint der Vermieter Gabriel Stucki, Hoteldirektor des Grand Hotel National in Luzern. Was für manch einen ungewöhnlich klingen mag, nämlich dass ein Nobelhotel Wohnungen vermietet, ist dort Tagesgeschäft. Seit Jahren vermietet das Grand Hotel National Residenzen. Diversifikation des Geschäftsmodells eben.
Zwanzig Jahre lang war die teuerste Wohnung der Schweiz belegt. «Ein Glücksfall für uns», wie Gabriel Stucki sagt, seit einem Jahr im Amt. Mit seinen 31 Jahren dürfte der gebürtige Wiesendanger (ZH) einer der jüngsten Generaldirektoren der Schweiz sein. Zuvor hatte er bereits das The hey Hotel in Interlaken als General Manager geführt. Kürzlich sei der Dauermieter ausgezogen und einen Stock tiefer eingezogen, in eine kleine Residenz. 7,5 Zimmer wurden dem Mieter im Alter zu gross.
8,6 Millionen in 20 Jahren
Den Namen des Mieters will Gabriel Stucki nicht bekannt geben. Eine Recherche zeigt: Der Mieter war erstaunlicherweise kein Araber oder Amerikaner, die häufig in Luzern Gast sind. Denn die Stadt ist gerade für Ausländer und Ausländerinnen, die in der Schweiz wohnen, attraktiv, da sie pauschal besteuert werden. Ein besonderer Anreiz für Menschen mit grossem Vermögen. Der Mieter war vielmehr ein Schweizer.
Teure Mietwohnung statt Villa im Grünen. Hochgerechnet auf zwanzig Jahre blätterte der bisherige Mieter 8,6 Millionen für die Residenz hin. Für diesen Betrag hätte er eine schicke Villa im nahe gelegenen Meggen kaufen können, ebenfalls mit Seesicht. Fragt sich: Weshalb zieht jemand eine zugegeben exklusive Mietwohnungen einer Edelvilla vor? Vielleicht liegt es an der exklusiven Lage. Oder weil es sich im Hotel jahrzehntelang diskret und unerkannt leben lässt? Oder vielleicht aufgrund des Serviceangebots, das im Mietpreis inklusive ist?
24-Stunden-Service inklusive
Dazu gehört ein 24-Uhr-Concierge Service, ein Butler-Service, Valet-Parking, inklusive des Tragens von Taschen, aber auch der Einkauf im Lebensmittelladen, das Organisieren von Reisen und das Auffüllen des Kühlschranks, wenn man von einer Reise zurückkehrt. Selbst ausgefallene Wünsche werden erfüllt, wie etwa das freundliche Abwimmeln von Telefonanrufer, die Hilfe beim Bezahlen von Rechnungen oder die Organisation eines Helikopterflugs für den nächsten Tag. Und natürlich sind die gesamten Anlagen des Hotels inkludiert, so der Wellnessbereich und das Fitnesscenter.
Gut zu Fuss muss man jedoch sein. Denn das riesige Hotel, mittlerweile 150-jährig, in tadellosen Zustand, da es ständig Renovationen unterzogen wurde, zieht sich in die Länge. Um zum Luxusobjekt im sechsten Stock zu gelangen, geht man an mehreren Restaurants, Ballsälen, Verkaufsvitrinen und Cafés vorbei. Sich verlaufen geht problemlos. Denn es gibt noch einen Hoteltrakt mit 41 Zimmern, Büros, die vermietet werden, sowie den Residenztrakt, der 22 Residenzen zählt. Hohe Räume, dicke Teppichböden, edler Marmor prägen das Bild. Mit dem Aufzug geht es in den sechsten Stock, aber nur für jene, die den Schlüssel für den Aufzug besitzen.
Seesicht, so weit das Auge reicht
In der Vorhalle bietet sich ein erstaunlich buntes Bild – vielmehr ein Teppichboden, der alle Regenbogenfarben aufbietet und so gar nicht zum Stil der Umgebung passt. Dieser war auf Wunsch des Vormieters verlegt worden. «Bevor der neue Mieter einzieht, soll er ausgewechselt werden», sagt Gabriel Stucki. Hat man die Maisonettewohnung erst einmal betreten, fällt der Blick sofort auf die Fensterfront. Diese bietet einen eindrücklichen Blick auf den Vierwaldstättersee und die fernen Alpen. Ohne Einrichtung wirkt die Wohnung noch riesiger als auf den Fotos.
Die Küche kann auf den ersten Blick nicht ganz mithalten mit dem Rest. Sie werde von den Mietern häufig nicht selbst genutzt, erklärt Gabriel Stucki. Die meisten hätten Butler, die alle Erledigungen machen würden, inklusive des Kochens. Deshalb sei es auch wichtig, dass die Residenz viele zusätzliche Schlafzimmer beinhaltet, für das Personal und die Gäste, die zu Besuch kommen. In diesem Fall sind es drei Schlafzimmer. Sie sind auf der unteren Ebene der Maisonette zu finden, ohne Seesicht, mit Ausnahme des Master Bedroom.
Mehr Luxus-Objekte
Wartelisten für Luxusresidenzen
Die Miete sei hochpreisig, gibt Gabriel Stucki zu. Doch wenn man den Betrag vergleiche, sei die Residenz mit 1200 Franken pro Quadratmeter wesentlich günstiger als vergleichbare High-End-Wohnungen. In Zug oder Zürich bezahle man 1700 Franken für den Quadratmeter. Zudem gebe es bereits drei Interessenten, die sich gemeldet hätten, so Gabriel Stucki. Eine Vertragsunterschrift stehe kurz bevor.
22 Residenzen vermietet das Hotel, 16 davon sind aktuell vermietet, mit Mieten zwischen 5000 und 25’000 Franken im Monat. Seesicht sei natürlich teurer als Stadtsicht. Einige dieser Residenzen würden gar nicht erst inseriert werden. Zum Beispiel die drei Liebhaberresidenzen. Die Nachfrage dafür sei so gross, dass es Wartelisten gäbe. Die Mieterinnen und Mieter kämen aus allen Ländern. An erster Stelle Schweizer, danach Amerikanerinnen, Norweger, Deutsche und Französinnen.
Die Mietenden bleiben im Durchschnitt ein Jahr lang
«Die meisten bleiben ein Jahr», sagt Gabriel Stucki. Es gebe Mietende, die lange auf ihr Eigenheim warten müssten und die Zeit bis dorthin im Hotel wohnten. «Es gibt aber auch Mitarbeitende von Firmen, die nur ein halbes Jahr hier sind.» Und dann gebe es solche, die mehrere Jahre lang hier leben würden. Gerade ältere Menschen würden es schätzen, wenn sie nicht alleine leben müssen. Und im Hotel kenne man sich, die Mieterinnen und Mieter würden einander grüssen, zudem sei hier immer etwas los.
Eine Frage bleibt dennoch offen. Ist das jetzt der Rolls-Royce der Edelwohnungen? Oder ist es eher so, dass die Lage und der Service Rolls-Royce-Qualität haben?