Wohnen wird immer teurer. Schweizweit sind die Mieten auf den Umzugstermin Ende März um 0,8 Prozent gestiegen – und erreichen somit ein neues Allzeithoch. Das sind rund 5 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit aber nicht genug: Die Mieten dürften dieses Jahr noch weiter steigen. Zu diesem Schluss kommt die Swiss Marketplace Group in Zusammenarbeit mit dem Immobilien-Beratungsunternehmen IAZI.
Den stärksten Anstieg verzeichnet dabei die Zentralschweiz. Im März sind die Mieten um 2,2 Prozent teurer geworden. Preistreiber waren vor allem das Wirtschaftszentrum Zug sowie Luzern.
Verdichten braucht Zeit
Die Zentralschweiz war auf dem Immobilienmarkt schon immer attraktiv. «Die Region ist gut erschlossen, beherbergt attraktive Arbeitsplätze und die Steuerlast ist geringer als in Zürich oder der Westschweiz», sagt Simon Hurst (36), Berater bei IAZI. Das Problem: In der Zentralschweiz gibt es kaum noch Platz für mehr Wohnraum. «Verdichten ist möglich, aber das braucht Zeit und ist konfliktträchtig», sagt Hurst.
In der Ostschweiz stiegen die Mieten um 1,1 Prozent. Ähnlich stark war der Anstieg sowohl in der Grossregion Zürich (+1,0%) als auch in der Genferseeregion (+0,9%). Beide Regionen sind bekannt für besonders teure Mietwohnungen.
«Immer mehr Personen müssen 35 oder sogar mehr Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen ausgeben. Das ist definitiv viel zu viel», sagt Michael Töngi (56), Vize-Präsident des Mieterinnen- und Mieterverbands (MVS). Optimal wäre ein Viertel des Einkommens.
Für den MVS ist der Fall klar: Die Renditen der Vermieter sind massiv überhöht – vor allem in städtischen Regionen. «Je höher der Druck ist, desto höher ist auch die Rendite», sagt Töngi. Er sieht aber eine Lösung: Eine Mietzinskontrolle, die im Fall der Fälle auch eingreift. Für die Mieterinnen und Mieter sei es schwierig, eine zu hohe Rendite zu beweisen.
Viele Mietwohnungen im Tessin
Es gibt aber auch noch günstigere Regionen: Die Mietpreise im Mittelland haben sich im März kaum verändert. In der Nordwestschweiz und im Tessin sind Wohnungen gar etwas günstiger geworden: um jeweils 0,3 Prozent. «Gerade im Tessin ist viel Mietwohnraum entstanden. Der muss sich erst füllen», erklärt Hurst. In der Nordwestschweiz gäbe es viele ländliche Regionen. «Auch dort ist der Markt weniger angespannt».
Am 1. Juni wird der Referenzzinssatz das nächste Mal festgelegt. Dieser dürfte auf 1,5 Prozent angehoben werden. Dadurch können auch die Mieten in laufenden Mietverträgen zum nächsten Kündigungstermin Ende September 2023 um bis zu 3 Prozent erhöht werden. Aber nur, wenn Mietsenkungen in den Vorjahren konsequent weitergegeben wurden. Die Angebotsmieten dürften deshalb ebenfalls weiter steigen. «Ein höherer Preis ist für den Vermieter dann einfacher zu begründen», sagt Hurst.
Solange die Schweiz eine solch hohe Arbeitsmigration hat, bleibt der Mietmarkt angespannt. «Wohnungsknappheit ist eine Nebenwirkung der wirtschaftlichen Attraktivität und des starken Bevölkerungswachstums», sagt Hurst.
Klar ist: Die bestehende Wohnungsknappheit wird mit der steigenden Zuwanderung nicht besser. Gemäss einer Studie von Wüest Partner fehlen bereits 2023 rund 10'000 Wohnungen.