Sie haben volle Kriegskassen
Schweizer Firmen werden zum gefundenen Fressen von Ausländern

2021 sollen laut den Experten der US-Investmentbank JP Morgan vermehrt Schweizer Firmen von Ausländern aufgekauft werden. So würden vor allem Unternehmen wachsen wollen, deren Geschäft nicht gut läuft. Eine gefährliche Entwicklung.
Publiziert: 29.12.2020 um 14:15 Uhr
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Aktualisiert: 29.12.2020 um 15:33 Uhr
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Gerade in der Krise wissen ausländische Investoren den Wert heimischen Schaffens zu schätzen.
Foto: keystone-sda.ch

Nach einem Einbruch im laufenden Jahr rechnet die US-Investmentbank JP Morgan 2021 mit deutlich mehr Firmenübernahmen in der Schweiz. «Zum Jahresende war selten so viel los wie jetzt», sagte Schweiz-Chef Nick Bossart in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

«Wir erwarten für 2021 eine starke Zunahme der M&A-Volumen in der Schweiz.» Eine ganze Reihe von Firmen arbeite an Deals, mit denen sie ihr Geschäft auf eine neue Grundlage stellen wollten. «Kleinere, aber auch ganz grosse Firmen treiben zurzeit solche transformativen Transaktionen voran. Es gibt kaum Sektoren, wo nichts läuft.» JP Morgan ist einer der führenden Berater in dem Geschäft.

Aktivität hat kräftig angezogen

Die Corona-Krise habe dazu geführt, dass von Mitte März bis Anfang Mai viele Fusions- und Übernahmeprojekte abrupt gestoppt worden seien, so der Banker. Dem Datenanbieter Dealogic zufolge sank die Zahl Übernahmen mit Schweizer Beteiligung bis gegen Ende November auf 401 von 522 im Vorjahr. Weil Gross-Transaktionen ausblieben, sackte das Volumen gar um über 60 Prozent ab.

«Inzwischen hat die Aktivität wieder kräftig angezogen», sagte Bossart. Unsicherheitsfaktoren seien in den Hintergrund getreten. So sei dank der Impfungen das Licht am Ende des Covid-Tunnels erkennbar. Dennoch dürfte der Kostendruck für viele Firmen zunehmen. Mit Zusammenschlüssen im Heimmarkt könnten sie gegensteuern. Mit Covid-19 sei aber auch die Bedeutung der Digitalisierung sprunghaft angestiegen. «Viele Firmen werden sich hier verstärken müssen», sagte Bossart.

«Wer nicht wächst, kauft zu»

Der Bewertungsunterschied zwischen stark wachsenden und eher stagnierenden Firmen sei kaum je so gross gewesen wie heute. «Das wird den M&A-Markt weiter beflügeln. Wer mit dem bestehenden Geschäft zu wenig wächst, kauft zu.» Und schliesslich hätten viele mögliche Käufer wie Private Equity-Firmen volle Kriegskassen. Dazu kämen sogenannte Spacs (Special Purpose Acquisition Vehicles).

Diese sammeln mit einem Börsengang Geld ein und gehen erst danach auf die Suche nach einem Unternehmen, das sie mit dem Erlös kaufen können. In den USA boomt das Geschäft mit solchen leeren Firmenmänteln. So will etwa das Männermagazin «Playboy» durch die Hintertür an die Börse zurückkehren.

Ziele in der Schweiz

US-Spacss hätten den eigenen Markt schon stark nach Zielen abgesucht, erklärte Bossart. «Solche Spacs schauen sich auch in der Schweiz nach Zielen um.» Von möglichem Interesse seien Divisionen, die grosse Firmen abstossen wollten. Gleichzeitig prüften Banken zusammen mit Geschäftsleuten, selbst ein Spac an die Schweizer Börse zu bringen. «Das steht bei vielen für 2021 auf der Agenda.»

Zwar gebe es technische Hürden. So müsse eine Gesellschaft, die an die SIX wolle, Finanzzahlen der vergangenen drei Jahre vorlegen. Das könne ein Spac nicht leisten. «Aber ich gehe davon aus, dass da Lösungen gefunden werden.» (pbe/SDA)

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