Sicherheitsrisiko Handy-Tracking
Warum dich der Schutz deiner Standortdaten interessieren muss

Ortungsdaten offenbaren zahlreiche private Details. Den meisten Menschen scheint dies egal zu sein. Doch ETH-Expertin Nina Wiedemann warnt: Freie Standortdaten stellen ein grosses Sicherheitsrisiko dar. Blick sagt, wie du Missbrauch verhinderst.
Publiziert: 00:21 Uhr
1/5
Ortungsdaten offenbaren private Details über unser Leben – das kann missbraucht werden.
Foto: Getty Images

Auf einen Blick

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
RMS_Portrait_AUTOR_293.JPG
Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Dein Smartphone weiss mehr über dich als deine beste Freundin. Ist dir egal? Sollte es aber nicht sein.

Das Smartphone hilft uns beim Navigieren, gibt uns Informationen zum Wetter, lässt uns leicht ein Uber bestellen, erlaubt das Taggen schöner Orte auf Instagram oder verrät in der Dating-App, ob sich potenzielle Partner in der Nähe befinden. Was all diesen Beispielen gemeinsam ist: Die Apps greifen für die Dienstleistung auf unseren Standort zurück. Aus diesen Standorten lassen sich Verhaltensmuster ableiten: Wer Zugriff auf die Daten hat, weiss also, wie oft und wo wir Sport treiben, zum Arzt gehen, Bars besuchen oder die Nacht verbringen.

Nina Wiedemann (28), Doktorandin an der ETH Zürich, hat das Risiko geteilter Standortdaten analysiert. Ihre Erkenntnis: «Es ist erschreckend einfach, die Privatsphäre anzugreifen.» Selbst mit verschleierten Koordinaten könnte eine gut trainierte KI ein Verhaltensmuster sehr präzis vorhersagen.

Das Argument, dass man «nichts zu verbergen» habe, sei ein Trugschluss, so Wiedemann: «Alle Daten können missbraucht werden.» Nutzerprofile werden in Werbedatenmärkten verkauft. Das führt zu lästiger, personalisierter Werbung, die viele von uns hinnehmen.

Doch es gibt auch missbräuchliche Verwendungen, so Wiedemann: «Etwa, um unsere politischen Ansichten zu beeinflussen, unsere Kreditwürdigkeit zu beurteilen oder Versicherungsrisiken abzuschätzen.» Oder für «Social Engineering»: Wer viel über mich weiss, kann mich in einem Telefongespräch einfacher psychologisch manipulieren. Oder mich dazu bringen, per Mail persönliche Daten preiszugeben oder mich zum Klicken auf schädliche Links animieren.

Nichts zu verbergen? Ein Trugschluss!

Über solche Gefahren wird schon lange gewarnt. Gebracht hat es bisher wenig. Wir akzeptieren oft bedenkenlos, dass wir für vermeintlich kostenlose Dienste im Web mit Daten bezahlen. Aber wie viele Daten wir preisgeben, ist den wenigsten bewusst.

Wiedemann selber hat sich des Themas wieder angenommen, weil die Fortschritte von KI in der Datenverarbeitung massiv zunehmen. Damit lassen sich mittels Standorten immer genauere Verhaltensmuster erstellen. Wichtig: Viele Apps teilen nicht den genauen Standort, jedoch ungefähre Standortdaten. Das reicht aus, um mittels KI Profile zu erstellen. 

«Das machen sich Unternehmen zunutze, die nicht immer über alle Zweifel erhaben sind, oder auch Kriminelle», sagt Wiedemann. Gerade jetzt, wo Hackerangriffe die Schweiz in Atem halten, gewinnt das Thema wieder an Bedeutung. Gestohlene Datensätze werden im Darknet herumgereicht. Die geleakten Daten können sich Stalker, Einbrecher, Pädophile zunutze machen. Handy-Tracking ist also nicht nur ein praktisches Feature, sondern auch ein potenzielles Sicherheitsrisiko.

So kannst du dich schützen

Wiedemann empfiehlt, Standortdaten wo möglich zu unterdrücken. Das ist in gewissen Fällen fast unmöglich, etwa bei der Verwendung von Googlemaps. Oder ungewünscht, wie bei Apps zur Lokalisierung des Handys, die gerade in Notfällen sinnvoll sein können. Aber viele Apps sammeln Standortdaten, ohne dass dies mit einem direkten Nutzen verbunden ist – beispielsweise Snapchat.

Es lohnt sich also, die Einstellung der einzelnen Apps auf dem eigenen Smartphone detailliert durchzugehen. «Kann ich es anders einstellen?», sollte man sich laut Wiedemann fragen. Manche Apps erlauben es, Ortungsdaten zu verschleiern oder zumindest selektiv zu teilen. Wenn nicht, müsste man sich fragen, ob man für die erhaltene Dienstleistung bereit ist, Daten preiszugeben.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Dabei relativiert Wiedemann: «Bei Anbietern wie der SBB, Swiss oder der Post gibt es wenig Bedenken, weil deren Finanzierungsmodell nicht auf Datenverarbeitung basiert.» Deshalb sei es auch von Vorteil zu analysieren, ob eine App grundsätzlich Nutzen aus der Weitergabe von Daten beziehen könnte.

Um ganz sicherzugehen, empfiehlt sich zudem regelmässiges Löschen von Cookies. Das sind kleine Textdateien, die Informationen über Benutzeraktivitäten im Internet enthalten. Wenn du eine Webseite besuchst, zeichnet der Server alle Schritte auf und kann diese Informationen an Dritte weitergeben.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.