Wie klassisches Grippe-Vakzin
Überzeugt dieser Totimpfstoff auch die Skeptiker?

Viele Impfzweifler sind nicht grundsätzlich gegen Impfungen. Sie misstrauen den neuen Impftechnologien gegen Covid-19. Ein in Europa entwickelter Totimpfstoff funktioniert wie eine klassische Grippe-Impfung. Wird er Skeptiker überzeugen?
Publiziert: 25.10.2021 um 03:25 Uhr
|
Aktualisiert: 25.10.2021 um 17:06 Uhr
1/6
Bayern-Star Joshua Kimmich hat in seiner Heimat eine hitzige Diskussion losgetreten: Er wartet auf einen angeblich sichereren Impfstoff.
Foto: imago images
Daniel Kestenholz

Viele haben noch immer Zweifel an den derzeit verfügbaren Impfstoffen. Wie der deutsche Bayern-Fussballprofi Joshua Kimmich (26). Er hat in Deutschland eine hitzige Diskussion losgetreten, weil er eine Spritze noch immer ablehnt. Kimmich: «Ich will warten, was Langzeitstudien angeht.»

Die bisherigen Impfungen schützen erwiesenermassen absolut verlässlich gegen eine Covid-19-Infektion. Und auch in den seltenen Fällen von Impfdurchbrüchen verhindern sie einen schwerem Krankheitsverlauf. Doch Menschen sorgen sich über mögliche unerforschte Nebenwirkungen des Impfstoffs.

Auch Impfskeptiker scheinen nicht grundsätzlich gegen Impfungen zu sein. Schliesslich tragen sie in ihren Körpern klassische, sogenannte Totimpfstoffe. Einen solchen könnte es bald auch gegen Corona geben. Der französische Biotechkonzern Valneva forscht an dem Mittel VLA2001, das in Phase-3-Teststudien gut abschneidet. Nebenwirkungen scheinen gering und der Schutz hoch.

«Wir erhoffen uns bei der Booster-Impfung baldige Entscheide»
2:04
Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri:«Wir erhoffen uns bei der Booster-Impfung baldige Entscheide»

Wie eine klassische Grippe-Impfung

Alle Corona-Impfstoffe, die bisher in der Schweiz zugelassen sind, basieren auf neuen Medizintechnologien. Die Vakzine von Astrazeneca und Johnson & Johnson sind sogenannte Vektor-Impfstoffe. Die Mittel von Moderna und Pfizer/Biontech nutzen die mRNA-Technologie.

VLA2001 enthält vollständige, inaktivierte Corona-Viren. Damit bildet das Immunsystem Antikörper gegen das Virus. Vektor-Impfungen dagegen liefern dem Körper einen entscheidenden Teil des Corona-Virus, um das Immunsystem zu aktivieren. Die mRNA-Impfstoffe von Moderna und Pfizer/Biontech wiederum weisen den Körper an, eine Immunantwort zu stimulieren.

Der traditionelle Ansatz des Valneva-Impfmittels könnte womöglich auch Impfzweifler zum Piks bewegen. Viele scheinen überzeugt, dass ein Totimpfstoff ein geringeres Gesundheitsrisiko als die bisherigen Impfstoffe darstellt. Ähnlich strukturiert wie klassische Grippe-Vakzine soll das Mittel auch in normalen Kühlschränken gelagert werden können.

Einziger in Europa

Das Vakzin soll noch in diesem Jahr in Grossbritannien zugelassen werden, kurz danach in der EU. Aus London ist eine Bestellung von 100 Millionen Dosen hängig, Deutschland hat 11 Millionen gebucht. Der Wirkstoff mit abgetöteten Krankheitserregern soll voraussichtlich im Frühling 2022 auf den Markt kommen. Swissmedic hat Kenntniss über den Impfstoff, eine Zulassungsgesuch liegt nicht vor.

Totimpfstoff, mRNA und Vektor

Totimpfstoffe wie der potenzielle von Valneva enthalten nur inaktivierte, umgangssprachlich abgetötete Krankheitserreger, wie sie bei Grippeimpfungen eingesetzt werden. Diese Erreger sind im menschlichen Organismus nicht mehr vermehrungsfähig, lösen aber eine Immunreaktion gegen das entsprechende Virus aus. Diese Herangehensweise ist seit Jahrzehnten gegen andere Krankheiten erprobt und eingesetzt.

Eine mRNA-Impfung, etwa von Moderna oder Biontech/Pfizer, trägt die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen mit sich und übermittelt den Körperzellen die Information, wie sie ein Virusprotein des Krankheitserregers herstellen. Sobald dieses im Körper produziert wird, erkennt es das Immunsystem als körperfremd und produziert so Antikörper gegen das Virus.

Das Vakzin Johnson&Johnson, im Gegensatz zu den anderen genannten ist nur ein Piks notwendig, basiert auf der Vektor-Technologie. Diese ist bereits bei Impfstoffen gegen Ebola im Einsatz. Damit wird ein für Menschen ungefährlicher Bauplan für das sogenannte Spike-Protein, das ist ein Bestandteil des Coronavirus, eingebaut. Mit diesem Protein kann das Immunsystem den Ernstfall trainieren und Antikörper bilden. Kommts zur Corona-Infektion, ist der Körper sofort abwehrbereit. Darja Knezevic

Totimpfstoffe wie der potenzielle von Valneva enthalten nur inaktivierte, umgangssprachlich abgetötete Krankheitserreger, wie sie bei Grippeimpfungen eingesetzt werden. Diese Erreger sind im menschlichen Organismus nicht mehr vermehrungsfähig, lösen aber eine Immunreaktion gegen das entsprechende Virus aus. Diese Herangehensweise ist seit Jahrzehnten gegen andere Krankheiten erprobt und eingesetzt.

Eine mRNA-Impfung, etwa von Moderna oder Biontech/Pfizer, trägt die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen mit sich und übermittelt den Körperzellen die Information, wie sie ein Virusprotein des Krankheitserregers herstellen. Sobald dieses im Körper produziert wird, erkennt es das Immunsystem als körperfremd und produziert so Antikörper gegen das Virus.

Das Vakzin Johnson&Johnson, im Gegensatz zu den anderen genannten ist nur ein Piks notwendig, basiert auf der Vektor-Technologie. Diese ist bereits bei Impfstoffen gegen Ebola im Einsatz. Damit wird ein für Menschen ungefährlicher Bauplan für das sogenannte Spike-Protein, das ist ein Bestandteil des Coronavirus, eingebaut. Mit diesem Protein kann das Immunsystem den Ernstfall trainieren und Antikörper bilden. Kommts zur Corona-Infektion, ist der Körper sofort abwehrbereit. Darja Knezevic

Der Valneva-Impfstoff ist der einzige dieser Art in Europa. Weltweit sind bisher zwei Totimpfmittel in vielen vorab asiatischen, afrikanischen und südamerikanischen Ländern zugelassen: die beiden chinesischen Sinovac und Sinopharm. Studien zeigen dass diese Totimpfstoffe eine geringere Schutzwirkung haben als jenen, die hauptsächlich in der reichen Welt verimpft werden.

Laut Valneva erreicht VLA2001 in den Phase-3-Tests eine bessere Schutzwirkung als Astrazeneca. Das französisch-österreichische Pharmaunternehmen forscht bereits an Boosterimpfungen sowie an der VLA2001-Verträglichkeit für Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.