Das Nein der Migros-Genossenschafterinnen und -Genossenschafter ist auch sein Erfolg: Ex-Migros-Chef Herbert Bolliger (69). Er hat an vorderster Front gegen den Alkoholverkauf beim orangen Riesen gekämpft. Im Blick-Interview hat er der aktuellen Migros-Führung im Abstimmungskampf unter anderem vorgeworfen, sie wisse nicht mehr, in welchem Unternehmen sie arbeite.
Umso grösser ist nun die Freude bei Bolliger über das deutliche Nein. Blick erwischt ihn in den Ferien am Telefon.
Blick: Hätten Sie mit einem derart deutlichen Nein gerechnet?
Herbert Bolliger: Nein, ich bin überrascht. Ich hätte erwartet, dass die Genossenschaften im Tessin und im Wallis eher Ja stimmen. Aber sogar dort gab es nun ein Nein. Es spielte letztlich auch gar keine Rolle, dass für den Alkoholverkauf eine Zweidrittel-Mehrheit nötig gewesen wäre. Auch ein einfaches Mehr gab es nirgends.
Wie erklären Sie sich das deutliche Votum?
Die Migros-Genossenschafterinnen und -Genossenschafter schätzen es offenbar sehr, dass die Migros keinen Alkohol verkauft. Sie denken sich wohl: «Es gibt ja Alkohol im Denner.» Die Kunden vermissen nichts.
Ist das deutliche Nein eine Klatsche für die Migros-Führung?
Es ist schon eine deutliche Niederlage. Die meisten Migros-Führungsgremien haben ja die Ja-Parole herausgegeben. Mich hat schon überrascht, dass MGB-Präsidentin Ursula Nold mit der Ja-Fahne vorausrennt…
War es ein Fehler, die Genossenschafterinnen und Genossenschafter überhaupt über den Alkohlverkauf abstimmen zu lassen?
Nein. Der Wunsch kam ja von der Basis an der Delegiertenversammlung. In einem demokratisch organisierten Unternehmen kann man das nicht einfach ignorieren.
Wie gross war Ihr persönlicher Anteil am Nein?
Ich will meinen Einfluss nicht überschätzen. Vielleicht wäre die Entscheidung ohne mich ein bisschen weniger deutlich ausgefallen. Aber es wäre ganz bestimmt nicht in die andere Richtung gekippt.
Wie kommt der Entscheid in Ihrem Umfeld an?
Mein Handy piepst nonstop! Die Leute gratulieren mir, die Reaktionen sind durchwegs positiv. Ich war mir ja sicher, dass es ein Nein gibt. Aber jetzt, wo das klare Resultat da ist, werden die Ferien trotzdem noch einmal ein Stück entspannter.