Bei Ausbruch der Pandemie war die Not gross. Vielen Unternehmen brachen über die Nacht die Einnahmen weg, doch die Kosten blieben. Schnelle Hilfe tat Not, die Covid-Kredite des Bundes kamen im richtigen Moment. Bis zu 500'000 Franken liessen sich im Frühsommer 2020 unbürokratisch innert weniger Minuten bei der Hausbank beschaffen. Anfänglich zinsfrei, seit der Zinswende kostet die Hilfe des Bundes 1,5 Prozent Zins.
Rückzahlbar sind die Corona-Kredite innerhalb von acht Jahren. Klingt nach einer langen Zeit, doch bereits sind vier Jahre vergangen und erst die Hälfte aller Kredite ist zurückgezahlt, wie Blick berechnet hat. 7,4 Milliarden von ursprünglich 17 Milliarden Franken sind noch ausstehend. Das zeigt, dass vor allem kleinere Betriebe, Mühe haben, die Kredite zurückzuzahlen.
Einige hatten Glück
Besonders tief ist die Rückzahlungsquote in der Gastronomie, die rund ein Zehntel des gesamten Kreditvolumens beansprucht hat. Nur gut ein Drittel der gewährten Kredite ist vollständig zurückbezahlt. Wohl vor allem von denjenigen, die die Kredite nur zur Sicherheit bezogen haben.
So wie der Zürcher Gastrounternehmer Michel Péclard (56): «Wir haben die Kredite bereits nach zwei Monaten wieder zurückgezahlt.» Péclard hatte Glück. Er betreibt am Zürichsee einige Gaststätten mit einem grossen Aussenbereich. «Weil die Gäste nicht ins Ausland reisen konnten, kamen sie zu uns. Die Alternative zum Wochenende auf Ibiza war während Corona ein Dinner am See», so Péclard.
Andere waren weniger privilegiert. Wie zum Beispiel Andy Gröbli (52), der im Zürcher Oberland drei Beizen mitbetreibt. Im Pirates in Hinwil ZH hatte Gröbli zwischenzeitlich Corona-Tests angeboten, um mehr Kundschaft anzulocken.
Die Gastrowelt ist jetzt eine andere
«Viele Gastronomen haben heute ein Loch in der Kasse», sagt Gröbli. Der Gastrounternehmer möchte vor allem eines nicht: jammern! Er hat viel Verständnis für die Massnahmen des Bundes. «Der Staat wollte das Beste machen, allerdings ging sehr vieles zulasten der Gastrobranche.»
Die Pandemie hat die Branche verändert. «Seit Corona ist die Wettbewerbssituation eine ganz andere», so Gröbli. Jede Tankstelle habe heute ein Foodkonzept, die Bestelldienste seien gekommen, um zu bleiben.
Besonders schlimm hat es das Porter House in Uster getroffen. Ein Pub mit Grill. «Das Geschäft hier läuft vorwiegend im Winter. Die beiden Lockdowns haben uns getroffen.» Vor allem der zweite im Dezember 2020: «Wir hatten für den Abend schon alles vorbereitet. Das ganze Essen mussten wir fortwerfen.»
Ungedeckte Kosten
Das Problem: «Der Bund hat Härtefallgelder nur für den Lockdown berechnet, nicht aber für all die zusätzlichen Massnahmen, welche die Gastwirte später umsetzen mussten», erklärt Gröbli. Dazu gehörten etwa Trennwände aus Plexiglas, Desinfektionsgefässe, beschränkte Öffnungszeiten, Zertifikatskontrollen oder Abstandsregeln, welche die Kapazität der Lokale beschränkten. «Alleine für das Gastgewerbe gab es 17 zusätzliche Verordnungen», so Gröbli. «Die fehlenden Unterstützungsleistungen haben ein Loch von 280'000 Franken in die Kasse gerissen.»
Das konnte auch der Covid-Kredit nicht wettmachen. «Für das Porter House haben wir 235'000 Franken bezogen. Davon konnten wir bis jetzt 67'000 Franken zurückzahlen. Zudem ärgern wir uns, dass wir nun sogar Zins bezahlen müssen», sagt Gröbli und rechnet vor: «Bei normalem Geschäftsgang müssen wir den Betrieb rund sechs Jahre führen, um das Loch zu stopfen und den Kredit zurückzahlen zu können.»
Ein grosser Wunsch
Das wird knapp, selbst wenn die Zusatzfrist von zwei Jahren für die Verlängerung der Rückzahlung gewährt würde. «Mein Wunsch ist», sagt Gröbli, «dass wir nochmals darlegen könnten, warum wir Mühe haben, die Kredite zurückzuzahlen.»
Der Branchenverband Gastrosuisse hat noch einen zusätzlichen Wunsch. Der Bund möge die Zinsen auf den Covid-Krediten senken. Auf Anfrage schreibt Gastrosuisse: «Das Gastgewerbe mit seinen vergleichsweisen moderaten Margen spürt die Inflation stark und kann die Preissteigerungen nur teilweise weitergeben. Die Branche wird entsprechend doppelt bestraft.»