Schwieriges Jahr
Nach Manor-Knall spricht jetzt der Chef

Rund 80 Stellen fallen weg, viele langjährige Kader mussten von heute auf morgen gehen. Manor hat turbulente Tage hinter sich. Die Aufgabe von Chef Jérôme Gilg: Die Warenhauskette soll online wachsen. Dabei setzt er auf die Amazon-Strategie.
Publiziert: 12.01.2020 um 17:15 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2020 um 19:43 Uhr
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Am Freitag musste Manor über seine Reorganisationspläne informieren. Die Warenhauskette strafft seine Organisation.
Foto: Thomas Meier

Drei Tage früher als geplant platzte am Freitag die Bombe: Manor streicht rund 80 Stellen, schliesst ein Warenhaus und zwei Supermärkte (BLICK berichtete). Die überhastete Kommunikation wurde nötig, weil – wie BLICK weiss – ein Warenhaus-Kader aus der Region Bern, den geplanten Abbau ausplauderte.

Manor-Chef Jérôme Gilg (44) versucht nun in der «NZZ am Sonntag», die Reorganisationswogen zu glätten. «2020 sind keine Schliessungen mehr geplant», versichert er. Es bleibt also beim Aus der Flaggschifffiliale an der Zürcher Bahnhofstrasse, der Filiale Bachenbülach ZH und den zwei Lebensmittelmärkten in Liestal BL und Delsberg JU.

Ins Digitalzeitalter

Vorerst. Denn die übrigen Warenhäuser und ihre Angestellten müssen weiter zittern. Alle Jahre werde das Verkaufsnetzwerk analysiert, erklärt Gilg. Dabei lautet seine Vorgabe: Jede Filiale muss für sich selbst rentieren. Während also das Filialnetz möglicherweise noch weiter gestraft wird, will Manor online wachsen. Von heute unter fünf Prozent soll der Onlineumsatz bis spätestens 2023 auf ein Fünftel ansteigen.

Ein ambitioniertes Ziel, wie Gilg einräumt. Helfen sollen Investitionen von bis zu 70 Millionen Franken in diesem Jahr. Ein Drittel davon soll in die Digitalisierung fliessen. Der Manor-Chef soll die Warenhauskette ins Digitalzeitalter führen, das sei der Auftrag von der Eigentümerfamilie Maus Frères. 2020 soll der Onlineshop massiv ausgebaut werden.

Manor setzt auf neue Strategie

Manor setzt dabei auf das Marktplatz-Modell, wie es Amazon bekannt gemacht hat. Unabhängige Händler sollen gegen Provision auf manor.ch verkaufen können. Besonderen Fokus setzt das Unternehmen auf Lebensmittel, Bijouterie und Uhren, Kosmetik, Haushalt, Heimtextilien und Mode.

In der realen Welt hat die Warenhauskette keine einfache (Umsatz-)Zukunft vor sich. «Sie können sich vorstellen, dass 2020 ohne unser Zürcher Flagship ein schwieriges Jahr wird.» Er hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben, im Zentrum der grössten Schweizer Stadt einen neuen Standort zu finden. «Es muss nicht die Bahnhofstrasse sein. Aber Innenstadt ist Pflicht.» (jfr)

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