Über 80 Jobs, 2 Supermärkte und 1 Warenhaus weg: Manor steht vor einem Totalumbau. Das Traditionswarenhaus räumt nicht nur den Prestige-Standort in der Zürcher Bahnhofstrasse (schon bekannt), sondern macht auch die Filiale in Bachenbülach ZH dicht.
Weil die Führungsstruktur der bald noch 59 Warenhäuser verschlankt wird, lässt das Unternehmen auch Kader über die Klinge springen. Zum Teil Direktoren, die jahrzehntelang im Sold des Warenhauskonzerns standen. Das alles kam am Freitag, 10. Januar, ans Licht (BLICK berichtete).
Aber nicht freiwillig. Sondern ungeplant und überhastet.
Eigentlich wollte Manor mit den Ladenschliessungen, Umbauplänen und dem Jobabbau erst in der kommenden Woche an die Öffentlichkeit. Frühestens Montagnachmittag gegen 15 Uhr gemäss interner Planung. Die Informationen der Belegschaft war für den frühen Vormittag vorgesehen. Doch es kam anders.
Loyalität langjähriger Mitarbeiter unterschätzt
Dazu muss man wissen: Die meisten der betroffenen Warenhaus-Kader und -Direktoren erfuhren vor knapp einer Woche durch Manor-Chef Jérôme Gilg (44) von der Reorganisation der Führung. Ein Manor-Kadermann, der sein ganzes Berufsleben bei der Warenhauskette gearbeitet hat, wird beispielsweise am Dienstag, 7. Januar, in die Basler Zentrale zitiert. Tags darauf erhält er die Kündigung – nach fast 40 Jahren. Ihm blieb ein Tag, um seinen Platz sauber zu räumen.
Manor unterschätzte offenbar die Loyalität der Angestellten zu ihren Vorgesetzten. Wie für zahlreiche Kunden ist die Arbeit für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Traditionswarenhaus eine Herzensangelegenheit. Dementsprechend lösten die betriebswirtschaftlich sicherlich notwendigen Umbaupläne, aber besonders die Entlassungen langjähriger Chefs, ein Beben bei ihnen aus.
Einige Mitarbeiter wollten spontan streiken, um ein Zeichen zu setzen und zu versuchen, ihrem langjährigen Chef den Posten zu retten.
Dann geht ein Kader an die Presse
Unmöglich für Manor, die Sache unter dem Deckel zu behalten. Dennoch hielt Manor noch am Donnerstag, 9. Januar, daran fest, damit erst in der folgenden Woche an die Öffentlichkeit zu gehen. Mit der Folge, dass die meisten der über 9500 Angestellten von Manor von den Plänen der Zentrale aus den Medien erfuhren.
BLICK weiss: Es war ein Warenhaus-Kader aus der Region Bern, der den Abbau ausgeplaudert hat. So war es auch das in Bern ansässige Portal «Nau.ch», das am Freitag mit dem Manor-Abbau als erster «live» ging. Allerdings ohne eine Bestätigung durch den Konzern, aber gestützt auf Insider-Quellen.
Plötzlich muss es schnell gehen
Kurze Zeit später konfrontiert von BLICK, stellte Manor eine Medien-Information für Freitagnachmittag, 16 Uhr, in Aussicht. Offenbar sollten noch eiligst alle Mitarbeitenden informiert werden, wenn auch zu spät.
Derweil verbreitete sich die immer noch unbestätigte News auf sämtlichen Nachrichtenportalen, bei BLICK gingen sofort Meldungen von Betroffenen und Leserreportern ein.
Dann die offizielle Bestätigung durch den Konzern, allerdings bereits um 13.31 Uhr. «Manor stellt die Weichen für die Zukunft», lautet der Titel der Medienmitteilung. Doch da sind die betroffenen Kader längst auf dem Abstellgleis. Und die Angestellten aufgebracht oder enttäuscht, weil sie von ihrer Zentrale ein überlegteres Vorgehen erwartet hätten.
Nach verlorenem Streit mit Eigentümerin Swiss Life muss Manor in Zürich seinen Vorzeigestandort in der Bahnhofstrasse räumen. Der Räumungsverkauf ist bereits angelaufen – und hat wohl am Samstag seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden.
Die Gänge gestopft voll, kaum ein Durchkommen. Rabatte bis zu 70 Prozent locken nicht nur im Eingangsbereich bei den Kosmetika, sondern auch in die höheren Etagen. Zürich im Kaufrausch!
Fast prekär die Lage auf und bei den Rolltreppen. Diese sind historisch bedingt äusserst schmal bemessen. Ein Überholen beim Hinauf- oder Hinabgehen ist nicht möglich. Darum staut es sich auch auf jeder Etage, wie ein Augenschein von BLICK zeigt.
Definitiv Schluss ist am 31. Januar. Dann schliessen die Tore, über 35 Jahre Warenhaus im Zentrum von Zürich sind Geschichte. (uro)
Nach verlorenem Streit mit Eigentümerin Swiss Life muss Manor in Zürich seinen Vorzeigestandort in der Bahnhofstrasse räumen. Der Räumungsverkauf ist bereits angelaufen – und hat wohl am Samstag seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden.
Die Gänge gestopft voll, kaum ein Durchkommen. Rabatte bis zu 70 Prozent locken nicht nur im Eingangsbereich bei den Kosmetika, sondern auch in die höheren Etagen. Zürich im Kaufrausch!
Fast prekär die Lage auf und bei den Rolltreppen. Diese sind historisch bedingt äusserst schmal bemessen. Ein Überholen beim Hinauf- oder Hinabgehen ist nicht möglich. Darum staut es sich auch auf jeder Etage, wie ein Augenschein von BLICK zeigt.
Definitiv Schluss ist am 31. Januar. Dann schliessen die Tore, über 35 Jahre Warenhaus im Zentrum von Zürich sind Geschichte. (uro)
BLICK-Leser sind geteilter Meinung
Der Manor-Umbau dürfte am Freitag eines der meist diskutierten Themen auf den Nachrichtenportalen gewesen sein. Auch bei BLICK. «Was für ein Image-Schaden», kommentiert Sigi M. Für Christian Etter ist es «kein Wunder», dass der Manor in Bachenbülach schliesst. «Die Produkte sind einfach zu teuer für so ein Geschäft im Zürcher Unterland.»
Corin Carlson hat Verständnis für Manor. «Jeder, der nun rumnörgelt, sollte mal selber eine Firma haben. Ihr werdet selber Angestellte entlassen, damit Eure Firma überlebt und die anderen Mitarbeiter den Job behalten können», gibt Carlson zu bedenken.
Heiri B. kann die Empörung über den Abbau bei Manor nicht nachvollziehen: «Das ist das Ergebnis von Einkaufstourismus und Online-Shopping. Immer billiger muss alles sein.»