Mit der Pandemie kam auf das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic besonders viel Arbeit zu. Beispielsweise erteilte das Institut im Winter 2020 die erste Zulassung für einen Covid-19-Impfstoff. Die Belastung der Mitarbeiter ist hoch, doch über problematische Arbeitsverhältnisse berichten Angestellte bereits vor der Pandemie.
Eine Kündigung im Mai 2019 sorgte für Streit und wurde bis vors Gericht gezogen. Dabei ging es um eine 59-jährigen Frau, die 18 Jahre für das Unternehmen tätig gewesen war, wie die «NZZ» berichtet. Die Mitarbeiterin gab während des Verfahrens zu Protokoll, über die Kündigung «schockiert und in keiner Weise vorbereitet» gewesen zu sein. Sechs Wochen vor der Kündigung hatte die Betroffen ein Gespräch mit dem Vorgesetzten, über eine Entlassung wurde sie nicht vorgewarnt.
Diese sei entsprechend als ungerechtfertigt und missbräuchlich zu erachten. Dieser Meinung war schliesslich auch das Bundesverwaltungsgericht. Es verurteilte Swissmedic zu einer Entschädigung von über 47'000 Franken. Ein Einzelfall war dieser Vorwurf aber nicht.
«Leider kein Einzelfall»
Solche Ereignisse können bei namhaften Arbeitgebern in der Grössenordnung von Swissmedic vorkommen. Doch laut Fritz Bütikofer, Leiter der Region Mitte beim Personalverband Transfair, scheint Swissmedic mit mehreren Mitarbeitenden Probleme zu haben. «Es ist zwar der einzige Fall, der vor Gericht gelandet ist, es handelt sich aber eben leider nicht um einen Einzelfall. Im Gegenteil: Ich sehe eine gewisse Systematik», sagt er zur NZZ. Bütikofer weiss aus den vergangenen drei Jahren von rund zehn bis zwölf Fällen, wo Mitarbeiter aus Unzufriedenheit Swissmedic verliessen.
Der Gewerkschafter erkennt bei den Fällen aber ein ähnliches Muster: Ehemalige Swissmedic-Angestellte beklagen sich über einen ruppigen und unkonstruktiven Ton. Die Führungskultur ist zudem vertikal und übertrieben hierarchisch. Laut Bütikofer insbesondere, seit Raimund Bruhin das Direktorium übernommen habe.
Swissmedic nimmt die Kritik ernst
Gegenüber der NZZ bestätigten mehrere Mitarbeitenden, welche aktuell bei der Behörde angestellt sind, die Vorwürfe. «Wenn ich deutlich mehr von der Materie verstehe als die mir vorgesetzte Person und diese, ohne jeglichen Lernwillen zu zeigen, herablassend auftritt, ist das eine untragbare Situation», sagt ein jahrelanges Swissmedic-Mitglied. Eine andere Person erzählt, dass ihre Einheit aufgrund des angespannten Verhältnisses zur Führungskraft und der dadurch ausgelösten Abgänge zeitweise mehr oder weniger lahmgelegt gewesen sei.
Die schweren Vorwürfe weist Swissmedic zurück. Bei der hohen Anzahl von rund 490 Mitarbeitenden, sei es «möglich, dass einige der genannten Themen im Raum stehen können». Die Behörde nehme die Kritik von ehemaligen Mitarbeitern sehr ernst: «Swissmedic nimmt Kritik am Arbeitsklima und an Tonalität und mangelnder Wertschätzung ernst und geht sie an mit dem Ziel, ein konstruktives Arbeitsumfeld zu bewahren und weiterzuentwickeln.» Feedbacks an die Vorgesetzten seien seit Jahren fester Bestandteil der Mitarbeitergespräche. Die Mitarbeitenden könnten sich zudem direkt an die Personalabteilung oder an eine externe Ombudsstelle wenden. (knr)