Die deutsche Grenzstadt Konstanz ist nicht nur Hochburg der Schweizer Einkaufstouristen, sondern aktuell auch der Corona-Pass-Trickser. Letzten Donnerstag versuchten zwei Schweizer, sich in Apotheken mit einem gefälschten Impfbuch den Nachweis für die Covid-Impfung digitalisieren zu lassen.
Tags darauf und am Samstag entlarvten zwei Apotheken in der Konstanzer Altstadt sechs weitere Schweizer: Selbes Ziel, ebenfalls mit falschem Impfausweis. «Gegen alle Tatverdächtigen aus der Schweiz ermittelt die Polizei nun wegen Urkundenfälschung», bestätigt das Polizeipräsidium in Konstanz.
Kein Einzelfall: Fake-Impfbücher mit Covid-Impfnachweis werden derzeit für rund 100 Euro feilgeboten, und zwar über Messenger-Dienste wie Telegram. «Die Kunden bekommen anschliessend ein Impfbuch mit nachgemachten Corona-Zertifikaten per Post zugeschickt», weiss «Bild». Bezahlt wird in Digitalgeld, meist Bitcoins, um Spuren zu verwischen.
Schweizer Apotheken sind vorgewarnt
Die deutsche Zeitung machte weitere Fälle von Schweizer Impftricksern publik. Zum Beispiel flog einer in einer Apotheke in Dunningen, Baden-Württemberg, auf. Die «Beschaffenheit der Eintragungen» machte die Apothekerin stutzig, zum Beispiel fehlte die Chargennummer des Impfstoffs, die immer noch einmal handschriftlich eingetragen wird.
Bei anderen Geschnappten stand neben dem angeblichen Corona-Piks nichts im Impfbuch. «Ausserdem gab es keine plausible Erklärung, warum der Schweizer Staatsbürger in München geimpft worden war», schreibt die deutsche Polizei dazu in einer Mitteilung.
Diese Impfbuch-Tricksereien beschäftigen auch die Schweizer Apothekerinnen und Apotheker. Auch wenn hierzulande bislang noch keine Betrügereien aufgeflogen sind, wie es beim Verband Pharmasuisse heisst. «Zertifikate werden in Apotheken nur im Rahmen einer zweiten Impfung oder eines unmittelbaren negativen PCR- oder Antigentests ausgestellt», sagt Yves Zenger, Sprecher vom Apothekerverband.
Apotheken sprechen sich ab für weiteres Vorgehen
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Apotheken haben in dieser Hinsicht aber ein geschultes Auge, sagt Pharmasuisse-Vorstandsmitglied Lorenz Schmid (56) zu Blick. «Als Apotheker und Apothekerinnen sind wir uns aufgrund der täglichen Prüfung und Interpretation ärztlicher Verschreibungen gewohnt, Fälschungen zu eruieren.» Das Enttarnen von Rezeptfälschungen gehöre zum «Daily Business».
Schmid ist auch Präsident des Zürcher Apothekerverbands und Inhaber der Toppharm Apotheke am Paradeplatz. Auch ihm seien noch keine Betrugsversuche bekannt. Man habe sich aber übers Wochenende «intensiv» mit der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich ausgetauscht.
Man habe sich nun auf folgendes Vorgehen geeinigt: Standardgemäss möglichst verschiedene Kriterien prüfen, um nicht einer Fälschung zu erliegen. «So prüfen wir den Impfstoff, die Zulassung des Impfstoffes gemäss Europäischer Zulassungsbehörde, das Land der Verabreichung inklusive Datum, Lot-Nummer des Impfstoffes und machen einen Personalienabgleich», erklärt Schmid.
Weitere Anhaltspunkte, wie er Tricksereien erkennt, will Schmid«nicht in der Öffentlichkeit gross breitschlagen». Der Apotheker weiter: «Das Beispiel Konstanz zeigt, dass wir Apotheken sehr wohl Fälschungen, auch aufgrund unser Intuition befähigt sind, zu finden.»