Schweizer immer anspruchsvoller
Jeder Zweite will ein Haus in der Stadt

Die Zentren sind proppenvoll. Trotzdem wollen immer mehr Schweizer dort wohnen und arbeiten – am liebsten auch noch im eigenen Haus.
Publiziert: 14.02.2021 um 09:39 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2021 um 11:46 Uhr
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Die Schweizer sind gern unabhängig.
Foto: keystone-sda.ch
Danny Schlumpf

Die Schweizer sind gern un­abhängig. Sie wollen ein Haus und ein Auto – und das am liebsten in der Stadt, wie eine repräsentative Studie von Demoscope zeigt. Das Marktforschungsinstitut fragte im Auftrag des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV) 1100 Personen, wie sie im Jahr 2040 wohnen und arbeiten wollen.

Heute leben bereits 85 Prozent der Schweizer in Agglomerationen und Städten. Doch jeder Vierte befürwortet gemäss der neuen Umfrage eine weitere Verlagerung vom Land in die Stadt. Die Schweizer möchten zwar, dass in den Städten immer dichter gebaut wird – aber sie wollen auch immer mehr Wohnraum. Jeder Zweite wünscht sich sogar ein eigenes Haus.

SBV-Direktor Benedikt Koch (48) fordert deshalb eine Modernisierung des Gebäudeparks: «Wenn alte Gebäude durch Neubauten ersetzt werden, trägt dies nicht nur zum sorgsamen Umgang mit dem Boden, sondern auch zum Schutz des Klimas bei.» Ein modernes Gebäude brauche bis zu siebenmal weniger Energie als eines aus den 1980er-Jahren, sagt Koch. «Und heute wird jede zurückgebaute Wohnung durch zwei neue ersetzt, bei gleichzeitiger Verdreifachung der Wohnfläche. Politisch fordern wir daher nicht nur Anreize für ­Gebäudesanierungen, sondern auch für Ersatzneubauten.»

Individuell und unabhängig

Was für das Wohnen gilt, ist für die Schweizer auch im Verkehr wichtig: Sie wollen sich individuell und unabhängig bewegen. Für 39 Prozent der Befragten ist klar: Das Auto ist auch in Zukunft das Verkehrsmittel ihrer Wahl. Fast ein Drittel will hingegen auf das Fahrrad umsteigen oder vermehrt zu Fuss gehen. Das funktioniert jedoch nur, wenn Arbeits- und Wohnort näher zusammenrücken. Genau das wünscht sich auch eine Mehrheit: Pendeln ist out. Und der ÖV? Nur 23 Prozent der Befragten setzen künftig darauf.

Noch mehr Menschen in den Städten, noch mehr Wohnraum, noch mehr Autos – geht das auf? «Es ist ein Wunschkonzert, das an der verfügbaren Fläche scheitert», sagt Thomas Sauter-Servaes (46), Mobilitäts­forscher an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Natürlich sei das Auto beliebt. «Es ist zu einer rollenden Erlebniskammer geworden», sagt Sauter-Servaes. «Aber es ist eben auch ein Stadtraumvernichter.» Den Umfrageresultaten zum Trotz werde der ÖV gemeinsam mit Fuss- und Veloverkehr künftig eine zen­trale Rolle spielen. «Doch dafür braucht es Fläche, und die müssen wir dem Auto wegnehmen.»

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Unehrliche Antworten

Dann müssten die Schweizer zu Fuss einkaufen, denn das wollen sie künftig wieder häufiger offline tun: Jeder Zweite plant, sich vermehrt in lokalen Geschäften einzudecken. Nur 13 Prozent setzen gemäss der Umfrage weiterhin auf Onlineshopping. Bloss: «Das sind sozial erwünschte Antworten», sagt Sauter-Servaes. «Die Wirklichkeit sieht anders aus.»

Sicher ist: Es wird eng in der Stadt. Nur logisch also, dass die Schweizer dort nicht auch noch ihre Freizeit verbringen wollen. Gerade einmal zehn Prozent bevorzugen städtische Angebote. 40 Prozent hingegen zieht es in die Berge – in die ­Unabhängigkeit.

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