Umbau aus eigener Kraft
Altes Chalet wird zu Zweifamilienhaus

Alexander Dreyer (28) aus dem Diemtigtal BE hat während fünf Jahren sein Elternhaus umgebaut. Aus dem Chalet von 1712 ist mit viel Eigenleistung ein Zweifamilienhaus geworden. Doch der Preis für den Umbau war hoch.
Publiziert: 07.02.2021 um 16:55 Uhr
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Aktualisiert: 19.02.2021 um 10:07 Uhr
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Erbaut wurde das Haus ursprünglich als Bauernhaus im Jahr 1712. Das ist das älteste noch existierende Foto und stammt aus dem Bauinventar der Denkmalpflege.
Foto: Zvg

«Ich habe eine Riesenfreude an dem, was ich geschaffen habe», erzählt Alexander Dreyer (28) im Gespräch mit BLICK. Nach rund fünf Jahren Umbauzeit ist das Chalet des Berners endlich fertig, und er hat wieder mehr Zeit zum Geniessen.

Die letzten Jahre war das nicht so. Der gelernte Zimmermann und Werklehrer hat neben seinem Beruf praktisch jede freie Minute in den Umbau investiert und fast alle Arbeiten selber ausgeführt.

«Nur für die Bestandesaufnahme und die nötigen Bewilligungen hatte ich einen befreundeten Architekten, der mich unterstützt hat. Die Baupläne habe ich selber erstellt, und es hat alles nach meinen Plänen gepasst», erzählt der junge Berner nicht ohne Stolz.

300 Jahre altes Chalet

Gebaut wurde das Chalet im Naturpark Diemtigtal BE im Jahr 1712. Dreyers Grossvater kaufte das alte Haus 1960 und sanierte es komplett. Alexander Dreyers Mutter lebte später mit ihren vier Kindern im Haus. 2015 übernahm der Sohn dann das Haus.

«Die ersten beiden Jahre arbeitete ich vor allem an der Umgebung, sanierte das undichte Dach und die Garage, bevor ich mich der Innenarbeiten annahm», so Dreyer.

Wohnen in der Garage

Aus zwei kleinen Garagen wurde eine grosse. Dort lebte Dreyer mit seiner damaligen Freundin während der ersten Umbauzeit. Ursprünglich war geplant, das Haus weiterhin als Einfamilienhaus zu belassen. «Meine Freundin hatte die Idee, dass wir aus dem grossen Haus zwei Wohneinheiten machen.»

Über der Garage wurde so die Zweieinhalbzimmer-Studio-Wohnung für das Paar geplant. Diese wurde zuerst komplett umgebaut. Während der ganzen Umbauzeit wohnte Dreyer auf seiner Baustelle. Der andere Hausteil wurde als Fünfeinhalbzimmer-Wohnung konzipiert und sollte in einer nächsten Phase umgebaut werden.

«Chrampfen» am Bau zu einem hohen Preis

In die frisch umgebaute Studiowohnung ist der junge Bauherr schliesslich 2020 allein eingezogen. «Ich habe so viel Zeit in den ganzen Umbau und meine Arbeit investiert, dass meine Beziehung in die Brüche ging.»

Auch zu Familie und Freunden hat das Verhältnis während des Umbaus gelitten, gesteht der 28-Jährige. «Mein Umfeld musste viel Geduld mit mir haben, weil ich mich ziemlich ausgeklinkt habe und meine Freizeit neben meinem Job fast nur mit Umbauarbeiten am Haus verbracht habe.»

Als dann auch noch gesundheitliche Probleme auftauchten, erkannte Dreyer, dass er doch mehr Arbeiten an Handwerker abgeben musste, und stockte seinen Bankkredit auf. «Ich konnte aber bis auf den Innenausbau der grossen Wohnung fast alle Arbeiten noch selber erledigen.»

Von August 2020 bis Ende Januar 2021 dauerte die Fertigstellung der zweistöckigen Wohnung im Chalet. Die letzten Umgebungs- und Gartenarbeiten rund um das Chalet werden in den nächsten Wochen noch ausgeführt.

700’000 Franken investiert

Trotz der enormen Eigenleistungen, die Dreyer in seinem Haus geleistet hat, musste er rund 700’000 Franken für den Kauf des Hauses und den ganzen Umbau investieren.

Das war es ihm aber trotz allem wert, und die Freude über den fertiggestellten Umbau und das Resultat überwiegt.

Neue Erfahrungen und Zukunftspläne

Dreyer ist in der Gemeinde aufgewachsen, sein Grossvater ist inzwischen verstorben, aber seine Grossmutter lebt noch immer im Dorf und seine Mutter im angrenzenden Haus.

Der junge Mann hat sein altes Haus modern umgebaut und dabei wo immer möglich den typischen Chalet-Charakter erhalten.

Damit hat er nicht nur einem Altbau mit persönlichem Bezug zum Erhalt verholfen, sondern auch in seine eigene Zukunft investiert. Die zweistöckige grosse Wohnung ist seit diesem Monat an ein junges Paar vermietet, was Dreyer auch wieder Einnahmen sichert.

Jetzt hat er Zeit, seine Pläne – etwa, die Welt zu bereisen – zu verwirklichen und jederzeit in seine eigene Studio-Wohnung im Berner Oberland heimzukehren.

Gesundheitlich geht es ihm nach dem ganzen Umbaustress auch wieder besser, und er hat neben vielen baulichen auch an Lebenserfahrung gewonnen. «Man muss sich genug Zeit für die wichtigen Dinge im Leben nehmen», so Dreyer. Darum nimmt er sich vorerst wieder mehr Zeit für Familie und Freunde und geniesst einfach mal sein umgebautes Zuhause.

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