Die Schweizer Hoteliers schlagen Alarm: Der Sommer steht vor der Tür, doch es fehlt an Personal. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, plagt 80 Prozent der Hotels in der Schweiz ein akuter Personalmangel.
Das fehlende Personal zwingt die Hotelbetriebe dazu, ihre Angebote zu kürzen. Mit Massnahmen wie Zimmerschliessungen und reduzierten Öffnungszeiten büssen sie gut 5 Prozent an Umsatz ein.
Die Folgen zeichnen sich bereits ab: 52 Prozent der Schweizer Hotels müssen im Sommer die Preise anheben, in ländlichen Regionen sogar bis zu zwei Drittel der Betriebe. Das zeigt eine von der Zeitung zitierte Hotelleriesuisse-Umfrage. Schuld sind neben den Umsatzeinbussen auch höhere Lohnforderungen der Belegschaft.
Headhunter vermiesen Gastrobetreiber die Laune
Die höheren Lohnforderungen sind auch auf das vermehrte Aufkommen von Headhuntern zurückzuführen. Diese entdecken soeben das Gastronomiegeschäft für sich. Erst vergangene Woche erhielt ein Headhunter in allen Etablissements der Kramer Gastronomie AG Hausverbot, wie «Inside Paradeplatz» berichtete. Der Grund: Er versuchte mehrmals, den Koch abzuwerben – obwohl dieser bereits abgelehnt hatte.
Der Gastronom Christian Kramer (71), Leiter der Gruppe, ärgert sich sehr darüber. «Diese Art und Weise der Rekrutierung geht vielleicht bei den Banken, aber in der Gastronomie gar nicht», sagte er gegenüber Blick. Er führt aus: «Ich arbeite seit 20 Jahren mit Stellenvermittlern, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.»
Er selbst kenne die Befindlichkeiten der Mitarbeitenden und suche das Gespräch, sobald er Abwanderungsgelüste bemerke. Für die eigene Suche nach neuen Kräften setze er «auf seriöse Stellenvermittler».
Gastro-Angestellte zunehmend offen für Opportunitäten
Dass Stellen auch über Headhunter besetzt werden, ist im Top-Management nichts Neues. Neu ist aber, dass auch Köche und Servicepersonal ohne Führungsfunktionen in den Fokus der Job-Vermittler geraten.
Jean-Philippe Spinas (55), Direktor bei Kienbaum Executive Search in Zürich, erklärt: «In der Gastronomie kannte man dieses Rekrutierungs-Vorgehen bislang einfach nicht, doch die Zeiten ändern sich.» 60 bis 70 Prozent der Arbeitnehmenden seien offen, um sich Job-Opportunitäten anzuhören. In den meisten Fällen reichen bereits 200-300 Franken mehr Lohn im Monat, um die Interessenten zu ködern.