Alle Passagiere, die mit dem Flugzeug in die Schweiz reisen, müssen ein Formular ausfüllen. So will es eine Order des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Die Zettel werden von Hand ausgefüllt, für zwei Wochen gelagert und bei Bedarf für Bern eingescannt.
Mit dieser Massnahme kämpfen die Behörden gegen die Ausbreitung des Coronavirus, wie Zeitungen von Tamedia am Dienstag berichten. Auf dem Formular vermerkt sind Reiseroute, Sitznummer, Wohnsitz und weitere Angaben. Die Regelung gilt seit Anfang Juni.
Das Warnsystem funktioniert analog. Das Formular wird von Hand ausgefüllt, von Hand in Kisten gepackt und von Hand weggeräumt. Kommt es bei einer Airline zu einem Corona-Fall, muss diese die Zettel des betroffenen Fluges einscannen und ans BAG weiterleiten. Dort werden die Karten sortiert und an die Kantone weitergereicht, in denen sich die betroffenen Personen aufhalten.
Schweizer Zettel-Bürokratie
Das ist zumindest die Grundidee. In der Praxis hat das System grosse Schwächen. «Wir haben bei uns im Büro eine grosse Kiste», sagt ein nicht weiter genannter Mitarbeiter einer Airline zu den Zeitungen von Tamedia. «Da kommen die Zettel hin.»
Immerhin: Die Swiss scheint die logistische Herausforderung zu meistern. Laut Angaben der Lufthansa-Tochter werden die sogenannten Kontaktkarten nach der Landung während 14 Tagen «unter Verschluss gehalten» – und danach vernichtet.
Die Frage bleibt: Warum braucht es Kontaktkarten? Und warum ist das System analog? Wer nach Spanien will, kann seine Reisepläne via App melden. Griechenland oder Costa Rica setzen im Kampf gegen importierte Corona-Fälle auf ein Onlineformular. In der Schweiz aber herrscht Zettel-Bürokratie?
Digitale Zukunft
Kommt dazu: Die Airlines haben die Angaben aller Passagiere, immerhin mussten dies vor dem Flug ein Ticket kaufen und ihren Pass vorweisen. Die Personendaten sind elektronisch vorhanden.
Das BAG aber sagt: Diese Daten sind lückenhaft. Dank der Kontaktkarte erhalte man zusätzliche Angaben, etwa zum Ausgangspunkt einer Reise, was bei indirekten Flügen wichtig sei. Zudem habe man eine lokale Kontaktadresse von Passagieren, die sich nur vorübergehend in der Schweiz aufhalten.
Die Behörde prüft aber eine digitale Zukunft, zumal nicht absehbar ist, wann die Corona-Situation beendet sein wird. Dabei müsse aber auch der Datenschutz berücksichtigt werden, sagt das BAG. Die Frage nach dem Zeithorizont bleibt offen. (ise)
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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