Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas rüttelt auch Schweizer Wirtschaftsvertreter auf. Sie sehen in der israelischen Wirtschaft einen schnell wachsenden Absatzmarkt mit einer konsumfreudigen Bevölkerung. Ein Versprechen für die Zukunft, das nun in Leid und Gewalt zu versinken droht.
Israel hat sich in der jüngeren Vergangenheit zum geschätzten Handelspartner gemausert – im vergangenen Jahr belief sich das Handelsvolumen auf 1,85 Milliarden Franken. Die Schweiz exportierte Güter im Wert von 1,2 Milliarden Franken nach Israel. Damit rangiert Israel unter den 35 wichtigsten Exportdestinationen. Für ein Land ausserhalb Europas, das in etwa die Bevölkerungszahl der Schweiz hat, ein stolzer Wert.
Start-up-Spitzenreiter Israel
Israel verfüge über ein «florierendes Innovationsökosystem» und sei «weltweit führend bei der Gründung von Start-ups», schwärmt Switzerland Global Enterprise, das Schweizer KMU beim Export unterstützt. Tatsächlich gibt es in Israel gemäss Zahlen der deutsch-israelischen Industrie- und Handelskammer mindestens 8000 Start-ups. Das ist die höchste Start-up-Dichte weltweit. Zwölf Prozent der israelischen Bevölkerung arbeiten laut dem deutschen Start-up-Verband in der Hightech-Branche.
Auf dieser Innovationswelle reiten auch die Schweizer KMU mit und haben in den vergangenen Jahren fleissig an ihrer Zusammenarbeit mit Israel gearbeitet. Gemäss Angaben der Handelskammer Schweiz-Israel besteht besonders in den Bereichen Medizinaltechnik, Hightech, Foodtech, Cyberkriminalität sowie in der Rüstungsindustrie eine enge Verflechtung zwischen den beiden Ländern.
Die Migros etwa arbeitet gleich mit mehreren israelischen Start-ups im Foodbereich zusammen. In Zusammenarbeit mit dem Start-up Aleph Farms hat die Detailhändlerin unlängst einen Antrag zur Zulassung von Laborfleisch eingereicht.
Der Bund unterstützt im Rahmen seiner Innovationsförderagentur Innosuisse gar ein eigens auf Israel fokussiertes Start-up-Austauschprogramm. Während einer Woche lernen Schweizer Start-up-Gründer von ihren israelischen Kollegen vor Ort. Der nächste Besuch ist für April 2024 geplant.
Schweizer Wirtschaft wenig betroffen
Zu grösseren Störungen oder gar Unterbrüchen in der Produktion dürfte es bei Schweizer Unternehmen hingegen nicht kommen. Diese hätten kaum Produktionsstätten in Israel, heisst es bei der Handelskammer Schweiz-Israel auf Anfrage.
Da ein Grossteil der Zusammenarbeit zwischen schweizerischen und israelischen Konzernen in digitalen Branchen stattfinde, sei auch die Zusammenarbeit durch den Kriegsausbruch kaum beeinträchtigt. Die Organisation rechnet durch den Konflikt denn auch nicht mit Lieferengpässen.
Gänzlich neu sind die Sorgen um die israelische Wirtschaft nicht. Der israelische Start-up-Sektor kam bereits im Zuge der jüngsten Krise in der globalen Techbranche schon gehörig unter die Räder. Der Kriegsausbruch versetzt der sonst so innovativen Wirtschaft einen weiteren Schlag. Schweizer Unternehmen können im Bedarfsfall auf Handelspartner in anderen Ländern ausweichen. Die stolze israelische Start-up-Wirtschaft läuft hingegen Gefahr, im Würgegriff des Konflikts zu ersticken.