Schweiz Tourismus schickt die Influencer los
So soll Alina (24) die Deutschen anlocken

Heidi und Käse oder steile Klippen und hippes Wein-Lokal: Wie verkaufen Insta-Stars die Schweiz? Ein Blick in die Welt der Online-Influencer. Es geht um Millionen Franken und neue Gäste für die Schweiz.
Publiziert: 24.06.2021 um 01:30 Uhr
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Aktualisiert: 24.06.2021 um 06:57 Uhr
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Influencerin Alina Sophia im Tessin: «Die Schweiz ist mehr als Schokolade, Käse und Alpen.»
Foto: zVg
Marc Iseli

Alina (24) stellt drei Bilder von sich auf Instagram. Einmal lässig im Sommerkleid. Einmal mit dramatischem Himmel. Und einmal vor stahlblauer Kulisse. Sie lacht, die Sonnenbrille ist leicht runtergerutscht, die Handtasche perfekt drapiert, die Zehen nach vorne gestreckt – für optisch längere Beine.

Ein Volltreffer für Schweiz Tourismus. Dieses eine Alina-Bild mit der perfekt drapierten Handtasche findet über 5000 Reaktionen auf Instagram. Die Lust ihrer deutschen Anhängerschaft auf einen Trip in die Schweiz ist geweckt.

Über 70'000 Follower hat die 24-Jährige, die auf Instagram noch den Zweitnamen Sophie trägt. Mit ihrer Anhängerschaft kann sie das Wankdorf-Stadion locker doppelt füllen. Sie steht für ein neues Bild der Schweiz, transportiert von neuen Gesichtern. Echten Menschen, die im Netz eine grosse Community haben.

Digitales Schaufenster

Alina und 26 weitere Influencer hat Schweiz Tourismus unlängst ins Tessin geladen. Es war ein Auftakt für eine Tour de Suisse, ging 900 Meter hoch zum Luganeser Hausberg Monte San Salvatore, dann 200 Meter runter an den steilen Wänden des Creux du Van im Jura. In Winterthur ZH gab es urbanes Lebensgefühl in alten Industriehallen. Und im Bündner Zuoz wartete Wein mit Bergpanorama.

Schweiz Tourismus setzt zunehmend auf diese Form des Marketings. So auch jüngst mit Roger Federer (39) und Robert De Niro (77). Rekord: 72,5 Millionen Mal wurde das Video auf der Plattform Youtube bisher aufgerufen. Das übertreffe jegliche Erwartungen, heisst es bei den Schweiz-Vermarktern. Die Pflege des digitalen Schaufensters der Schweiz ist wichtig. Denn jeder sechste Gast aus dem Ausland ist durch Social Media zu seiner Schweiz-Reise inspiriert worden.

Deshalb fliessen immer mehr Gelder des mit 112 Millionen Franken dotierten Marketing-Topfs in Social-Media-Kampagnen. Das Resultat ist eine Flut von Bildern auf allen sozialen Kanälen. Instagram, Facebook, Tiktok, WeChat. Zehntausende Herzen sammelten die Influencer in der Summe. Sie stellten die Schweiz im besten Licht zur Schau.

Sie alle lieben die Schweiz

Das Bild, das sie vermitteln: Es geht weit über das Klischee hinaus. «Die Schweiz ist mehr als Schokolade, Käse und Alpen», sagt etwa die deutsche Influencerin Alina. Sie lobt das mediterrane Lebensgefühl im Tessin, die Palmen, das Stückchen Italianità.

Ähnlich sieht es aus bei Raquel Furtado (32). Aber ihr Publikum spricht portugiesisch. Über 380'000 Follower hat die junge Frau auf Instagram. Das entspricht fast dem Fünffachen der Stadt Luzern, wo die 32-Jährige lebt. Ihre Bilder zeigen eine moderne Schweiz, leuchtende Sonne, Wind und viel Lebensfreude. In Grossbuchstaben schreibt sie über Schweizer Wein: «Adoro» – ich liebe ihn.

Der Wein hat es auch dem Russen Sergey Sukhov angetan, einem Luxusweltenwanderer, Hedonisten, Nespresso-Werbegesicht. Über 700'000 Abonnenten zählt sein Instagram-Account.

Auch er bedient sein Publikum in seiner Muttersprache: Russisch. Zwei Gläser Bündner Rotwein hält er in der Hand, eines mit Merlot, eines mit Pinot Noir. Er schwenkt die Gläser, setzt beide an, im Hintergrund verschwindet die Bergspitze bei Zuoz in den Wolken. Das Bild hatte 100'000 Views, 7000 Kommentare. Sein Yoga-Bild vor Bergsee-Panorama erhielt 14'000 Likes.

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800 Millionen Franken Nutzen

Bei allen Influencern trifft eine moderne Lebensart auf rustikale Berg-Idylle. Sie transportieren ein junges Bild der Schweiz. Zum Teil auch ein abenteuerliches – so etwa der Niederländer Sjoerd Bracke (27). Er fängt einen dramatischen Sonnenuntergang im Tessin ein.

Das Spektakel in Orange ist Gold wert. Geschätzte 800 Millionen Franken spülen starke Social-Media-Momente jedes Jahr in die Kassen der hiesigen Hotels. Mindestens.

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