Im Juli bricht die Anzahl der Hotelübernachtungen in der Schweiz um über 26 Prozent ein. Dafür verantwortlich ist das Ausbleiben der ausländischen Touristen. Laut dem Chef der Vermarktungsorganisation Schweiz Tourismus, Martin Nydegger (49), kamen im Vorjahresvergleich 70 Prozent weniger Gäste aus dem Ausland in die Schweiz.
«Besonders horrend ist das Fehlen der Übersee-Gäste, die praktisch gar nicht in die Schweiz gekommen sind diesen Juli», sagt Nydegger im Gespräch mit BLICK. «Jetzt geht es um Existenzen, gerade in den Städten mit historisch hohen Rückgängen.»
Hotels könnten pleitegehen
Die Konkurswahrscheinlichkeit von Hotel- und Gastronomiebetrieben beträgt laut Nydegger bis zu 20 Prozent. Das sei abhängig von der Dauer der Pandemie und den ungewissen Grenzöffnungen nach Übersee. «Es tut weh. Aber einige Betriebe werden aufgeben müssen. Es wird leider auch gute Betriebe treffen.»
Um die Krise abzufedern, fordert er kurzfristige Massnahmen. «Wir brauchen dringend den Sonntagsverkauf, offene Läden und Gastronomie in unseren touristisch relevanten Schweizer Innenstädten», sagt er. Das sei vor allem für die Stadthotellerie wichtig. Sie habe besonders unter dem Ausbleiben der Touristenströme im Sommer gelitten. Diese seien lieber in die Berge gefahren.
Neue Öffnungszeiten am Sonntag
Die neuen Öffnungszeiten spielen gerade im Winter eine wichtige Rolle. Viele Touristen kommen übers Wochenende nach St. Gallen, Zürich oder Bern und wollen auch am Sonntag shoppen gehen.
«Dann gewinnt die Gemütlichkeit an Bedeutung, Gastronomie, Einkehren und eben auch ‹Lädele›. Das muss dringend auch am Sonntag möglich sein», sagt er. Nur so könne der Tourismus gerettet werden.
Das Ass der Schweiz ist Sicherheit und Sauberkeit
Darüber hinaus setzt Nydegger weiterhin auf ein intensives Angebotsmarketing und lukrative Schweiz-Pakete für ausländische Touristen. «Generell ist unser Ass die Sicherheit und Sauberkeit», so Nydegger.
«Das Vertrauen ins Ferienland Schweiz, in unsere Sicherheit und Sauberkeit ist gross. Viele Europäer reisten, wenn schon ins Ausland, dann am liebsten zu uns in die Ferien», ist Nydegger überzeugt.
Hoffnung: Wintersaison
Obwohl einige Bergregionen skeptisch sind und sogar ihre Wintersaison komplett abgesagt haben, bleibt Nydegger optimistisch. «In den Berggebieten werden wir eine gute Wintersaison haben, weil die bestehenden Schutzkonzepte greifen», sagt er.
«Mehr Restriktionen braucht es nicht. Maskenpflicht und BAG-Regeln sind nicht immer angenehm – aber es klappt und ist sicher.»
Rabenschwarzes Jahr
Gemäss Bundesamt für Statistik ging die Zahl von Hotelübernachtungen von Januar bis Juli mit 13,2 Millionen um sage und schreibe 43,4 Prozent zurück. Dabei verlief der Start ins Jahr noch verheissungsvoll. Ab Mitte März, als die Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus verhängt wurden, brach die Nachfrage dann aber regelrecht ein.
So lag die Zahl der Übernachtungen im März 62 Prozent unter Vorjahr, im April 92,4 Prozent und im Mai 79 Prozent. Im Juni schliesslich betrug das Minus noch 62 Prozent.