Das Ausland lockt Touristen. Die Grenzen öffnen sich allmählich wieder. Viele dürften für den Sommer aber schon Ferien in der Schweiz gebucht haben. Oder spielen mit dem Gedanken, das zu tun. Angespornt von Bundesräten, die in den letzten Tagen immer wieder dazu aufriefen: Macht Ferien in der Schweiz!
Martin Nydegger (49), Chef der Vermarktungsorganisation Schweiz Tourismus, freut sich über diesen Aufruf. Er ist überzeugt, dass viele die Sommerwochen hierzulande verbringen. «Der Teil der Bevölkerung, der risikoavers ist, geht sowieso nicht in die Ferien», sagt Nydegger im Interview mit der «SonntagsZeitung».
Doch kann man den Sessellift überhaupt benutzen? Darf man im Sommer in den Bergseen baden? Die Schweizer Feriengäste haben derzeit viele Fragen, die der Bundesrat erst am 27. Mai beantworten dürfte.
«Reservieren ist grosses Thema»
Nydegger ist überzeugt: «Reservieren wird ein grosses Thema.» Man werde sich vorab schlau machen müssen, ob und wie zum Beispiel die Bergbahn Personen befördert und allenfalls Slots reservieren müssen. «Aber das ist immer noch besser, als gar keine Ferien zu machen.»
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An die Adresse der Hoteliers richtet sich Nydegger mit einem Appell, auf keinen Fall jetzt an der Preisschraube nach unten zu drehen: «Die Hotels sind im Elend und durch die Corona-Kredite zusätzlich verschuldet. In dieser Lage Preise zu senken, wäre fatal.» Müssten Gäste nun nicht mehr bezahlen, um die Corona-Kosten der Branche zu kompensieren? «Nein, Preiserhöhungen liegen nicht drin», sagt er im Interview. «Eine Preiskalkulation sollte nicht auf einer Krisenlage wie jetzt beruhen, sondern sich am Normalzustand orientieren.»
Mehr Storno-Toleranz
Seine Aufforderung an die Ferienbranche lautet: Mehr Toleranz bei den Stornierungsvorschriften. «Jetzt ist der Augenblick gekommen, um absolut gästefreundliche Annullationsbedingungen auszugestalten. Eine Stornierung bis zu zwei Tage vor Anreise halte ich für angemessen.»
Viele Hotelbesitzer pochen derzeit aber noch auf das Kleingedruckte in den Verträgen. «Das wird sich in den nächsten Wochen ändern», weiss Nydegger. Auch Hotelleriesuisse setze sich dafür ein. «Wir müssen alles dafür tun, um die mentalen Barrieren unserer Gäste abzubauen.» Nydegger selbst macht übrigens Ferien im Tessin und wird im Sommer auch das Wallis bereisen, wie er verrät. (uro)