Mehrere Wochen lang fieberte die Schweiz einem immer höher werdenden Swisslotto-Jackpot entgegen. Das lockte zahlreiche Gelegenheits-Spielerinnen und -Spieler an. Die Aussicht auf 65 Millionen Franken Sofortgewinn war verlockend.
Eine Person hat nun tatsächlich den Millionengewinn ergattert. Alle anderen gehen leer aus. Nicht ganz überraschend bei einer Gewinnchance von 1 zu 31 Millionen.
Eine deutlich bessere «Gewinnchance» hat das Management von Swisslos. Dessen siebenköpfige Geschäftsleitung verdiente schon 2022 total 2,11 Millionen Franken, oder im Schnitt 301,429 Franken, wie die «SonntagsZeitung» vorrechnet. Jetzt, da die Geschäftsleitung nur noch sechs Mitglieder umfasst, dürfte dieser Wert kaum gesunken sein. Die Zahlen für 2023 liegen noch nicht vor.
Die Kantone als Profiteure
Swisslos hat in der Deutschschweiz und im Tessin eine Monopolstellung, ist vollständig von Ertragssteuern an Bund und Kantone befreit und trägt praktisch kein Risiko. Das einzige Risiko wäre die Einstellung von vielen gemeinnützigen Projekten und Organisationen, die von den Lottogewinnen alimentiert sind. Seit 2010 sind die Einkünfte dank der Spielfreude der Schweizer aber nur noch gewachsen.
Davon ziehen die Kantonsregierungen politischen Nutzen. Über die von ihnen betriebenen Lotteriefonds können sie ihre regulären Budgets entlasten und genehme Projekte finanzieren. Problematisch: Die Kantone sind als Inhaber von Swisslos auch Anbieter von Lotteriespielen, aber gleichzeitig verantwortlich für die Aufsicht und Regulierung und zuletzt auch Nutzniesser der Millionengewinne, die sie nach eigenem Befinden verteilen dürfen. Ein klassischer Interessenkonflikt, der hingenommen wird.
Zweckentfremdete Gelder
2022 zahlte Swisslos einen Gewinn von 490 Millionen Franken aus. 56 Millionen gingen an die Stiftung Sportförderung Schweiz, die damit die Sporthilfe, Swiss Olympic sowie die Ausbildung und Nachwuchsförderung im Fussball und Eishockey unterstützte. 434 Millionen flossen in die verschiedenen Lotterie- und Sportfonds der Kantone. Die Gelder müssten von Gesetztes wegen für gemeinnützige Zwecke verwendet werden. Doch eine Studie der Denkfabrik Avenir Suisse listet diverse Beispiele auf, die nachweisen, wie das Geld teils zweckentfremdet wird. Für Festschriften, Reisen, Neubauten, Budgetentlastungen oder Standortförderung.
Der siebenköpfige Verwaltungsrat von Swisslos besteht aus aktuellen und ehemaligen Regierungs- und Ständeräten, als Vertreter der Kantone. Sie werden der Swisslos-Geschäftsleitung kaum dreinreden, solange die Millionen in die kantonalen Lotteriefonds fliessen.