Es ist ein Anblick, den sich Blick-Leserreporter Riccardo S.* (28) lieber erspart hätte. Ausgerechnet dort, wo Hygiene unabdingbar ist, glaubt er am Dienstagabend Spuren von Schimmel entdeckt zu haben: am Seifenspender auf der Toilette des Intercity 1 von Bern nach Zürich.
Er habe sich hingesetzt und nur per Zufall unter die Armatur geschaut, sagt S. «Da ist mir der Schimmel am Seifenspender aufgefallen.» Tatsächlich: Auf dem Foto, das S. Blick zukommen lässt, sind Rückstände am Kunststoff-Innenbehälter des Seifenspenders klar ersichtlich. Ablagerungen sind auch auf dem Metallrahmen zu sehen. Ob Schimmel oder nicht: Sauber sieht anders aus.
«Das darf nicht passieren»
Nachfrage bei Franc Zaccaria (45). Er ist Geschäftsführer der Maler Langhart GmbH, die sich auf Schimmelbefall spezialisiert hat. Er erklärt, dass geschlossene Räume mit hoher Feuchtigkeit und vielen schwitzenden Besuchern besonders anfällig für die Bildung von Schimmel sind. Räume wie die WC-Anlagen der SBB. Trotzdem ist für ihn klar: «Das darf eigentlich nicht passieren. Vor allem, weil die WC-Anlagen ja normalerweise mit Desinfektionsmittel gereinigt werden.»
Besonders pikant: Laut Schimmelexperte Zaccaria dauert es normalerweise etwa eine Woche, bis Schimmel auf Kunststoffbehältern entsteht. Ist es möglich, dass die Reinigung des Seifenspenders so lange vernachlässigt wurde? Schliesslich brüstet sich die Zuggesellschaft auf ihrer Website: «Nur in sauberen Zügen fühlt man sich unterwegs zu Hause».
Die SBB wollen den Schimmel-Vorwurf nicht bestätigen. «Worum es sich handelt, können wir anhand der Fotos nicht bestimmen. Es könnten auch Reinigungsmittelrückstände sein», erklärt Sprecher Moritz Weisskopf auf Nachfrage. Trotzdem würden die SBB die betroffenen Seifenspender nochmals kontrollieren.
Die SBB reinigen die Zugtoiletten mehrmals täglich. Nachts kommt eine Grundreinigung hinzu. Die Seifenspender werden mindestens einmal täglich oder nach Bedarf nachgefüllt.
Beim Kundenbegleiter melden
Fahrgast S. hat glücklicherweise keine Schimmelallergie. Trotzdem hinterlässt die Erfahrung einen faden Beigeschmack. Er fahre nicht häufig Zug. «Aber bei solch teuren Ticketpreisen könnte man wenigstens ein wenig Hygiene erwarten.»
Die SBB fordern die Reisenden dazu auf, sich in solchen Fällen bei den Kundenbegleitern zu melden. Diese würden das umgehend an die richtige Stelle melden.
* Name geändert.