SBB, BLS und RhB können sich vor Ausbildungs-Anwärtern kaum retten
Bringen Piloten die Bahn auf Kurs?

So unsicher der Beruf im Flugzeug-Cockpit ist, so sicher ist jener im Führerstand der Bahn – und zwar über Jahre hinaus. Die Lokführer-Ausbildungsstätten von SBB, BLS und RhB sind voll. Und könnten nun sogar noch mehr freie Kapazitäten gebrauchen.
Publiziert: 01.10.2020 um 22:55 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2020 um 17:23 Uhr
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Auf ihrer Website bewerben die SBB die Umschulung zum Lokführer.
Foto: Screenshot SBB.ch
Ulrich Rotzinger

Zwei Traumberufe. Einmal ohne Zukunft, einmal mit sicherer Zukunft. Während viele Piloten derzeit ein persönliches Grounding erleben, erhebt sich der Stand der Lokführer wie Phönix aus der Asche. Nicht nur kurzfristig macht der Personalmangel den Beruf zu einem gesuchten. Weil in den nächsten Jahren noch mehr Zugführer in Pension gehen, ist der Bedarf an Nachwuchs und Quereinsteigern hoch.

So werden die Ausbildungsstätten der Bahngesellschaften überrannt. Die Klassen sind voll – bis auf den letzten Platz. Obwohl die Ausbildungsprogramme zuletzt massiv aufgestockt wurden, müssen Interessierte Monate, wenn nicht sogar Jahre auf einen freien Platz warten. Das bekommt BLICK von den befragten Bahnen SBB, BLS und RhB zu hören.

«Viele Bewerbungen aus der Flugbranche»

«Die Corona-Krise verzögert die Aus- und Weiterbildung von Lokführern», sagt SBB-Sprecher Daniele Pallecchi. Gleichzeitig flattern Bewerbungen von unerwarteter Stelle ins Haus: «Aktuell erhalten wir auch viele Bewerbungen aus der Flugbranche, vor allem im Grossraum Zürich.»

Laut dem Sprecher sind die Lokführerklassen 2020 alle besetzt. «Wir arbeiten an den Klassen für das Jahr 2021. Der Bewerbungseingang ist sehr gut.» In diesem Herbst sind bei den SBB insgesamt 340 Lokführer gleichzeitig in Ausbildung. Mehr geht nicht. In der Vergangenheit waren es 160 bis 180 pro Jahr. Momentan sind also fast doppelt so viele in Ausbildung wie üblich.

Ausbildungszentren für die Theorie unterhalten die SBB in Olten SO, Zürich-Altstetten, Lausanne VD und Bellinzona TI. SBB-Mann Pallecchi spricht von in der Regel 14 bis 17 Monaten theoretischer und praktischer Ausbildung.

BLS stockt Klassen auf

Bei der BLS dauert die Ausbildung rund zwölf Monate. Das Unternehmen hat die Ausbildungsplätze deutlich aufgestockt. Hat die BLS bis Ende 2019 jährlich vier Klassen geführt, sind es seit 2020 deren sieben. «Dies werden wir auch in den folgenden Jahren so beibehalten», bekräftigt Sprecherin Helene Soltermann.

Somit bildet die BLS in den sieben Klassen jährlich 56 Lokführerinnen und Lokführer aus. Ausbildungsorte sind Bern (Personenverkehr), Spiez BE und Brig VS (Personenverkehr und Cargo) sowie Basel und Bellinzona (Cargo). Soltermann: «Wir erhalten viele Bewerbungen.»

Die Personalsuche laufe auf Hochtouren. «Wir können die Ausbildungsklassen laufend füllen.» Bis Ende Juni 2021 sind bereits alle Ausbildungsplätze besetzt. «Wir rekrutieren bereits für das zweite Halbjahr 2021», so die BLS-Sprecherin.

Bei der RhB melden sich Piloten

Auch im Regionalverkehr brummt die Ausbildung. Die RhB bildet für den eigenen Bedarf aus. «Von einem Run würden wir nicht gerade sprechen, jedoch können wir unsere Ausbildungsplätze gut besetzen», sagt Sprecher Simon Rageth.

Derzeit führt die Bahn zwei Ausbildungsklassen pro Jahr mit je acht bis zehn Personen. 16 Monate dauere die Ausbildung, rund 25 Lokführerinnen und Lokführer sind gerade dabei. Rageth führt aus: «Regelmässig befinden sich darunter auch Piloten.»

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