Sanierungsfall mit Ansage – auch alt SP-Präsident Bodenmann hat gewarnt
«Auf der Belalp waren Fantasten am Werk»

Der Schuldenberg ist zu gross: Die Belalp-Bahnen in Naters VS sind ein Sanierungsfall. Schuld ist eine gravierende Fehlkalkulation aus der Vergangenheit, vor der Hoteliers und alt SP-Präsident Peter Bodenmann schon vor Jahren gewarnt haben.
Publiziert: 22.09.2023 um 17:45 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2023 um 17:57 Uhr
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Die Belalp Bahnen im Wallis hängen in den Seilen.
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Die Belalp-Bahnen in Naters VS sind eines der grössten Tourismusunternehmen im Oberwallis – und ein Sanierungsfall. Der Schuldenberg ist zu gross, der Ertrag zu gering. Wollen die Verantwortlichen einen Konkurs abwenden, muss in einer Nachlassstundung ein massiver Schuldenschnitt her.

Peter Bodenmann (71) hat die Misere schon lange vorhergesagt. Der ehemalige Präsident der SP Schweiz und Hotelier in Brig-Glis ist einer der grössten Kleinaktionäre der Belalp-Bahnen. «Die Probleme haben mit dem Bau der neuen Zubringerbahn begonnen», sagt er zu Blick. Bereits vor dem Bau habe er vor der jetzigen Situation gewarnt.

Viel zu optimistische Prognosen

Vor knapp zehn Jahren realisierte das Unternehmen eine neue Zubringerbahn – parallel zur bestehenden. Die Bergbahnen liessen die alte Pendelbahn erneuern und installierten direkt daneben eine neue Gondelbahn hoch auf die Belalp. Kostenpunkt: gut 20 Millionen Franken. «Es war damals schon klar, dass zwei Zubringerbahnen finanziell niemals aufgehen können. Doch die Verantwortlichen haben komplett utopische Wachstumszahlen einkalkuliert. Da waren völlige Fantasten am Werk», ärgert sich Bodenmann.

Die Bahnen wollten die Skier Days, also die Zahl der Tagesgäste, von 180'000 auf 280'000 bis 300'000 erhöhen. Gleichzeitig sollte der Cashflow auf drei Millionen Franken steigen. Zudem mussten die Gäste früher an einigen Tagen in der Hochsaison bei der Talstation eine Stunde anstehen, damit sie auf der Belalp Skifahren konnten. «Die zweite Zubringerbahn ist völlig überflüssig. Man kann die touristische Infrastruktur doch nicht auf zehn Spitzentage im Jahr auslegen», kritisiert Bodenmann.

Das Ergebnis ist ernüchternd. Im vergangenen Jahr betrug der Cashflow 2,3 Millionen Franken und die Skier Days liegen nach wie vor bei knapp über 180'000.

Obwohl die Bahnen schwarze Zahlen schreiben, sind sie mit einem Schuldenberg von 21,5 Millionen Franken nun ein Sanierungsfall, der die Gemeinde und Steuerzahler teuer zu stehen kommen dürfte.

Die Bahnen informierten die Aktionäre am Donnerstagabend über die Schieflage und notwendige Sanierung. Dabei ging es heiss zu und her. Die Verantwortlichen drohten mehrmals die Kontrolle über die Versammlung zu verlieren, wie der «Walliser Bote» berichtet. «Das Bestehen der Belalp-Bahnen ist essenziell für Naters», sagt Verwaltungsratspräsident Michel Berchtold (56) vor Ort. Berchtold ist seit 2019 Präsident der Bahnen. Der Investitionsentscheid über die neue Zubringerbahn fiel also lange vor seiner Zeit.

Gläubiger müssten auf viele Millionen verzichten

Eine Nachlassstundung soll die Bergbahnen wieder auf gesunde Füsse stellen. Der Gemeinde Naters drohen dabei als Mehrheitsaktionär Millionenverluste. Sie müsste ein Darlehen von 4,6 Millionen Franken abschreiben und sich bei einem Kapitalschnitt weitere 3,1 Millionen Franken ans Bein streichen.

Auch Bund und Kanton sind mit einem Darlehen von 7,8 Millionen Franken involviert – und müssten für die Sanierung auf viel Geld verzichten. Das Ziel: Die Schulden sollen auf zehn Millionen Franken sinken. Dafür müssen die Bahnen aber erst einige hohe Hürden überwinden.

Gemeindepräsidentin Charlotte Salzmann-Briand (50) betont auf Anfrage die immense, touristische Bedeutung der Belalp-Bahnen für Naters. Zahlreiche Gewerbetreibende wie Hoteliers oder Ferienwohnungsvermieter hängen von den Bergbahnen ab. «Der Erfolg der neuen Zubringerbahn ist nicht wie gewünscht eingetroffen. Deshalb sind die heutigen Verantwortlichen für die Gemeinde gefordert, das Bestmögliche für Naters herauszuholen.
Und da ist das geplante Vorgehen mit dem Schuldenschnitt allemal besser als die Heraufbeschwörung eines Konkurses der Gesellschaft», so die Gemeindepräsidentin.

Diesen gelte es, mit allen Mitteln zu verhindern. Bei einem Konkurs wären zahlreiche Arbeitsplätze gefährdet. Der wirtschaftliche Schaden für die Region wäre enorm.

Gemeinde versenkt im Tourismus Millionen

Der Frust in der Bevölkerung dürfte trotzdem gross sein: Die Gemeinde hat eine traurige, langjährige Tradition, bei Tourismusinvestitionen Millionen von Franken an Steuergeldern zu verpulvern. So verlor sie unter anderem im Rahmen der Sanierung des Besucherzentrums World Nature Forum in Naters fast zwei Millionen Franken. Und auch die Belalp-Bahnen müssen bereits zum dritten Mal saniert werden.

Die aktuelle Sanierung sieht drei Stufen vor: Nach dem Schulden- und Kapitalschnitt wollen die Bahnen in einem dritten Schritt neue Geldgeber finden. «Die Verhandlungen mit allen beteiligten Partnern sind sehr konstruktiv. Auch die Gespräche mit potenziellen Investoren, welche bestenfalls regional verankert sind, laufen», wird Verwaltungsratspräsident Bertchold in «Walliser Boten» zitiert.

Gelingt die Sanierung, soll das Unternehmen wieder in der Lage sein, den in den nächsten Jahren notwendigen Ersatz mehrerer Liftanlagen zu stemmen.

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