Sanel Svraka fährt einen Vorfeldbus
«Wir sind nach der Ankunft der erste Ansprechpartner»

Nicht alle Flugzeuge docken mittels Fluggastbrücken am Terminal an. Stattdessen kommen teils Vorfeldbusse zum Einsatz. Blick hat den Fahrer eines solchen Busses getroffen.
Publiziert: 03.07.2023 um 20:15 Uhr
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Aktualisiert: 03.07.2023 um 20:34 Uhr
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Sanel Svraka (36) befördert am Flughafen Zürich Passagiere von und zu den Flugzeugen auf offenen Standplätzen.
Foto: Philippe Rossier

Nicht jedes Flugzeug hat einen Standplatz direkt beim Terminal. Für die Beförderung von und zu den Flugzeugen, die auf offenen Standplätzen parkieren, sind die Busfahrerinnen und Busfahrer der Flughafen Zürich AG zuständig.

Einer ist Sanel Svraka (36). Sein Arbeitstag beginnt mit der Übernahme des Fahrzeugs, das während einer halben Stunde kontrolliert, gereinigt und betankt wird. Während der 25-minütigen «Infozeit» versorgt sich der Chauffeur im Aufenthaltsraum mit Neuigkeiten: Hat es Baustellen? Welches Wetter wird erwartet? Anschliessend geht es mit den Fahraufträgen los. Beim ersten Fahrauftrag des Tages befördert Svraka die ferienhungrigen Passagiere zu einem Swiss-Flugzeug mit Ziel Valencia (Spanien), Blick mischt sich unter die Fahrgäste.

«Zu Spitzenzeiten habe ich 10 bis 15 Aufträge am Tag»
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Weitere Chauffeure gesucht

Aktuell sind 51 Bus-Chauffeure und -Chauffeusen am Flughafen Zürich im Einsatz, berichtet Svraka. Das sind weniger als noch vor der Pandemie. «Wir sind noch am Rekrutieren», so der Buschauffeur. Sorgen mache er sich aber keine – selbst wenn es wieder zu Spitzentagen mit über 100'000 Passagieren an einem Tag komme.

Die Chauffeure arbeiten üblicherweise in drei Schichten von früh bis spät. Wartungs-Aufgaben gibt es nicht. «Die Mittagspause dauert 42 Minuten.» So präzis? «Bei uns geht es immer um Minuten», lacht Svraka.

Das gilt für den normalen Busverkehr und erst recht für die Beförderung von Business-Passagieren in kleineren, speziellen Bussen. In Zürich werden die Business-Passagiere der Swiss bei ankommenden Flügen separat abgeholt.

Präzise wie ein Uhrwerk

Jetzt muss Svraka aber bereits zum nächsten Auftrag eilen. Als der Airbus A320 der Swiss aus London landet, hält der Fahrer sich längst bereit. Sobald der A320 beim Standort Charlie 53 hält, fährt Svraka los. Auch dieser Flughafenprozess läuft präzise wie ein Uhrwerk ab: «Die Fahrt selber dauert im Schnitt 4 Minuten, das Ein- und Ausladen der Passagiere rund 2 Minuten, die Standzeit am Gate oder beim Flugzeug etwa 3 Minuten», hält der gebürtige Bosnier fest.

Bevor die ersten Passagiere zusteigen, erzählt Svraka, dass er seit vier Jahren am Flughafen arbeitet. Zuvor war er sechs Jahre lang als LKW-Chauffeur unterwegs. Als seine heutige Stelle frei wurde, bewarb er sich spontan. Bereut hat er es nicht: «Ich fahre jetzt deutlich weniger, habe dafür aber viel mehr Kontakt mit anderen Menschen», sagt der aufgestellte Chauffeur.

Blick-Sommerserie Flughafen Zürich

Blick hat kurz vor Beginn der Sommerferien den Flughafen Zürich besucht. Redaktor Jean-Claude Raemy hat mit Menschen gesprochen, deren Aufgabe es ist, den komplexen Mikrokosmos des Airports in Kloten ZH am Laufen zu halten, damit Reisende problemlos fliegen können. Angela Rickli checkt Passagiere ein. Sanel Svraka fährt sie im Bus zu den Flugzeugen. Katja Fürst-von Arx befördert das Gepäck an den richtigen Ort. Nicole Gertsch und Adrian Slemenjak sichern die Grenzen. Deborah Wüthrich wartet Triebwerke. Pascal Büsser leitet im Tower den Flugverkehr. Sie alle sind Teil der Sommerserie Blick am Flughafen, und sind in den kommenden Tagen auf Blick.ch, im Blick TV und im Blick zu sehen.

Wirtschaftsredaktor Jean-Claude Raemy
Thomas Meier

Blick hat kurz vor Beginn der Sommerferien den Flughafen Zürich besucht. Redaktor Jean-Claude Raemy hat mit Menschen gesprochen, deren Aufgabe es ist, den komplexen Mikrokosmos des Airports in Kloten ZH am Laufen zu halten, damit Reisende problemlos fliegen können. Angela Rickli checkt Passagiere ein. Sanel Svraka fährt sie im Bus zu den Flugzeugen. Katja Fürst-von Arx befördert das Gepäck an den richtigen Ort. Nicole Gertsch und Adrian Slemenjak sichern die Grenzen. Deborah Wüthrich wartet Triebwerke. Pascal Büsser leitet im Tower den Flugverkehr. Sie alle sind Teil der Sommerserie Blick am Flughafen, und sind in den kommenden Tagen auf Blick.ch, im Blick TV und im Blick zu sehen.

Viel Informationsarbeit

Als die ersten der 90 Economy-Passagiere aussteigen, stehen zwei Busse da. Svraka fährt den zweiten. Er leitet die Passagiere in den ersten Bus, wo der Kollege bereit zur Abfahrt ist, und zählt die Passagiere.

Der eingesetzte rote Bus der deutschen Marke Cobus ist zugelassen für bis zu 110 Passagiere, in der Regel werden aber höchstens 70 Personen damit befördert. «Wir nehmen so viele Passagiere wie nötig, aber so wenige, wie möglich mit.» Damit gebe es für die Passagiere mehr Komfort, und die Busse seien schneller wieder bereit für den nächsten Einsatz.

Tatsächlich ist auch Svrakas Bus bald voll, und schon geht es los zum Terminalgebäude. Im Bus flimmert der neuste Werbespot von Schweiz Tourismus über einen Bildschirm. Das löst bei den Ankommenden teils Ferien-, teils Heimatgefühle aus. Viele Passagiere sind aber auch Transitpassagiere, die etwas gestresster wirken, weil es für sie noch weitergeht.

Svraka bleibt während der Fahrt konzentriert. Der Verkehr am Flughafen ist komplex. Vor oder nach der Fahrt steht er aber hilfsbereit beim Bus. So gibt er beispielsweise Passagieren Auskunft über Anschlussflüge, wo sie ihren Kinderwagen hinstellen können oder wie lange die Fahrt zum Terminal dauert. «Wir sind nach der Ankunft für viele der erste Ansprechpartner», schmunzelt der Chauffeur.

Der Abfall ist immer wieder ein Problem

Svraka liebt die Spitzenzeiten, wenn viel läuft. Dann geht es darum, immer pünktlich zu sein und den Verkehrsfluss aller Fahrzeuge am Flughafen niemals zu beeinträchtigen.

Das Einzige, was ihn stört, sind rücksichtslose Passagiere. «Leider hinterlassen viele Passagiere Abfall im Bus, vor allem Kaffeebecher.» Oder sie vergessen ihre eigenen Sachen, von Jacken bis zu Rollkoffern. Diese sammelt Svraka bei der Nachkontrolle des Bus-Innenraumes nach jeder Fahrt ein und bringt sie an die entsprechende Stelle.

«Wir sind immer froh, wenn wir helfen können», schliesst er, setzt die Sonnenbrille auf und braust zum nächsten Auftrag davon.

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