Rote Zahlen im Startquartal
Credit Suisse krempelt Chefetage um

Die Credit Suisse ist auch zum Jahresauftakt in den roten Zahlen geblieben. Besonders belastet wird das Ergebnis durch Rechtsstreitigkeiten, die zu einem Reinverlust von 273 Millionen Franken beitragen. Drei Topmanager verlassen die Bank.
Publiziert: 27.04.2022 um 07:56 Uhr
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Die Credit Suisse gab letzte Woche bekannt, das Jahr 2022 erneut mit einem Verlust zu starten.
Foto: keystone-sda.ch

Es kommt so schlimm wie befürchtet: Die Credit Suisse schreibt im ersten Quartal 2022 einen Verlust von 273 Millionen Franken. Nun wagt die Bank den personellen Befreiungsschlag, krempelt die Chefetage um, holt sich unter anderem einen neuen Chefjuristen, braucht einen neuen Finanzchef. Einer zumindest kann im Moment noch bleiben: CS-Boss Thomas Gottstein (58).

Die Credit Suisse hatte ihre Anleger sukzessive auf die erneut und diesmal überraschend schlechten Quartalszahlen vorbereitet: Bereits am vergangenen Mittwoch gab die Schweizer Grossbank bekannt, dass sie aufgrund von Rechtsstreitigkeiten im Frühjahr 2022 die Summe von 703 Millionen Franken aufwenden müsse. Die Höhe der Rückstellungen überraschte auch die Analysten. Die Bank stellte deswegen einen Verlust fürs erste Jahresquartal in Aussicht.

Bereits im ersten Quartal 2021 war die Grossbank in die roten Zahlen abgerutscht. Wegen des Zusammenbruchs des US-Hedgefonds Archegos hatte damals ein Verlust von 252 Millionen resultiert. Auch das Gesamtjahr 2021 hatte die unter einer Serie von Grosspannen leidende CS mit tiefroten Zahlen abgeschlossen.

Massiver Einbruch beim Geldzufluss

Zu den hohen Rückstellungen im ersten Quartal kamen Belastungen wegen des Einflusses des Ukraine-Kriegs, welche die CS auf 206 Millionen Franken beziffert. Dagegen konnte die Bank von Sondererträgen aus aufgelösten Rückstellungen aus dem Archegos-Fall sowie von Immobiliengewinnen profitieren.

Auch die Erträge der Bank schrumpften deutlich: Die CS erwirtschaftete in den ersten drei Monaten des Jahres noch einen Nettoertrag von 4,41 Milliarden Franken, was einem Rückgang um 42 Prozent gegenüber dem sehr starken Vorjahresquartal entspricht. Die Bank verweist in ihrer Mitteilung auf die volatilen Marktbedingungen und die Risikoaversion im Kundengeschäft.

Und auch beim Zufluss neuer Gelder machen sich die Probleme bemerkbar. So zog die Bank im ersten Quartal noch Nettoneugelder in Höhe von 7,9 Milliarden Franken an. In der Vorjahresperiode flossen noch 28,4 Milliarden zu.

Drei Topmanager räumen den Stuhl

Die Credit Suisse zieht personelle Konsequenzen: Die Bank wechselt nach den anhaltenden Turbulenzen und einem erneuten Verlust im ersten Quartal 2022 mehrere Geschäftsleitungsmitglieder aus. Der Rechtschef, der Finanzchef und der Chef des Asien-Geschäfts nehmen ihren Hut.

David Mathers, der seit 2010 CFO und seit 2016 CEO von Credit Suisse International (CSI) ist, habe den Wunsch nach einer Herausforderung ausserhalb der Credit Suisse geäussert, teilte die Grossbank am Mittwoch mit. Er werde aber seine Aufgaben so lange fortführen, bis die geeigneten Nachfolger für beide Funktionen gefunden worden sind. Die Bank sucht intern und extern einen geeigneten Kandidaten. In diesen Prozess sei auch Mathers involviert, hiess es.

Rechtschef verlässt Bank

Ausserdem verlässt Rechtschef Romeo Cerutti die Bank. Nachfolger wird per 1. Juli Markus Diethelm, der frühere Chefjurist der Konkurrentin UBS. Diethelm war erst vor wenigen Monaten von seinem Amt als «General Counsel» der UBS zurückgetreten.

Helman Sitohang gibt zudem seinen Posten als Leiter der Region Asien-Pazifik (APAC) per 1. Juni ab. Der singapurische Staatsbürger war der 2014 zum CEO von APAC – bis 2021 eine eigene Division – ernannt worden. Er werde als Senior Advisor des CEO bei der Credit Suisse bleiben und sich auf Kernkunden und die strategische Entwicklung in der Region APAC konzentrieren, hiess es.

Zu Sitohangs Nachfolger wurde Edwin Low, der bereits seit 1996 bei der Grossbank tätig ist, ernannt. Low ist derzeit Co-Head Investment Banking APAC mit Sitz in Singapur und agiert als CEO für Südostasien. (SDA)

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