Riesiger Abschreiber und kein Bonus
So viel Geld verliert Julius Bär wegen Benko

Die Bank Julius Bär hat ihre Zahlen nun präsentiert. Die Dimension des Debakels rund um die Kredite für Pleitier René Benko wird deutlich. Und es ist bestätigt: CEO Philipp Rickenbacher tritt ab.
Publiziert: 01.02.2024 um 07:06 Uhr
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Aktualisiert: 01.02.2024 um 11:30 Uhr
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CEO Philipp Rickenbacher tritt im gegenseitigen Einvernehmen mit dem Verwaltungsrat zurück.
Foto: keystone-sda.ch

Die Bank Bär versucht, nach dem Benko-Debakel reinen Tisch zu machen: CEO Philipp Rickenbacher (52) ist weg. Die Kredite an die Signa Holding werden vollständig abgeschrieben und für die Verantwortlichen gibt es keinen Bonus.

Kurz nach Bekanntgabe des Rücktritts und des hohen Kreditverlustes gab sich Bär-Präsident Romeo Lacher (60) an einer ersten Telefonkonferenz eher wortkarg. Obwohl es die Spatzen längst von den Dächern pfeifen, wer hinter den faulen Krediten steckt, nennt die Bank nach wie vor keinen Namen, spricht weiterhin von einem «europäischen Konglomerat». Das hat juristische Gründe. Wegen des Bankgeheimnisses darf Julius Bär den Namen nicht nennen. Täte es die Bank trotzdem, könnten Klagen drohen. Einzig der Schuldner selbst könnte die Bank vom Geheimnis entbinden.

Zu lasche Regeln?

Immerhin: Bei den Boni wird nicht lange gefackelt. Ex-CEO Rickenbacher und die an den Kreditentscheidungen beteiligten Mitglieder der Geschäftsleitung bekommen gar keinen Bonus. Bei den anderen Migliedern wird der Bonus deutlich reduziert, nur in Aktien und zeitverzögert ausgezahlt. Auch der Verwaltungsrat bekommt für das Jahr 2023 keinen Bonus in Form von Bank-Bär-Aktien.

Wie wirkt sich das auf den Aktienkurs von Julius Bär aus? Kurz nach Börsenstart waren keine allzu grossen Bewegungen festzustellen – der Aktienkurs zeigt aber klar nach oben.

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Bleibt die Frage, wer die Nachfolge von Rickenbacher antritt und ob die Risikokontrolle funktioniert hat? Der Nachfolgeprozess sei eingeleitet, betonte Lacher an der Konferenz. Und ja, man habe sämtliche regulatorischen Regeln bei der Vergabe der Kredite an die Signa Holding eingehalten. Allerdings waren diese offenbar zu lasch, da die Kredite nun abgeschrieben werden müssen und die als Sicherheit hinterlegten Signa-Aktien nicht mehr viel mehr als einen symbolischen Wert haben.

Lange Abwicklung

Die Privatbank schreibt das gesamte Kreditengagement an die insolvente Signa-Gruppe über 606 Millionen Franken ab. Sie will sich nun aus diesem Geschäft verabschieden und sich auf Lombard- und Hypothekarkredite fokussieren. Allerdings sollen die Kredite ordentlich abgewickelt werden. Das könnte ersten Angaben zufolge bis 2026 dauern. Die Hoffnung: Auch wenn die Liste der Gläubiger von Signa und Benko episch ist, hoffen die Bären wohl auf eine kleine Konkursdividende, die ihren Schaden etwas minimieren könnten.

Der bereinigte Konzerngewinn beläuft sich auf 472 Millionen Franken, was um satte 55 Prozent tiefer liegt als im Vorjahr. Der bereinigte Gewinn pro Aktie für die Aktionäre der Julius Bär Gruppe AG liegt bei 2.30 Franken – auch das ein Rückgang um 54 Prozent. 

250 Jobs weg

Weniger Gewinn, das heisst, die Bank muss noch mehr sparen. Und stockt entsprechend das bereits 2022 eingeläutete Sparprogramm auf. Mit einschneidenden Folgen für das Personal: 250 Stellen will die Bank noch in diesem Jahr abbauen. Ein Schelm, wer dabei denkt, das habe überhaupt nichts mit dem Benko-Debakel zu tun. 

Auch ohne den «Benko-Effekt» – die Namen Signa oder Benko tauchen in der Mitteilung zu den Zahlen natürlich nirgends auf – ist der bereinigte Geschäftsertrag gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken, wobei der Nettovorteil der höheren Zinssätze durch die Aufwertung des Schweizer Frankens sowie reduzierte Kundenhandelsaktivität ausgeglichen wurde.

Nic Dreckmann übernimmt ad interim

CEO Rickenbacher ist nicht der Einzige, den das Signa-Kreditdebakel trifft. David Nicol (68), Vorsitzender des Governance- und Risikoausschusses des Verwaltungsrats, wird sich an der Generalversammlung 2024 nicht zur Wiederwahl stellen.

Nic Dreckmann (49), derzeitiger stellvertretender CEO und Chief Operating Officer, wird CEO ad interim.

Von Romeo Lacher (63), Präsident der Julius Bär Gruppe, kommen schwere Worte: «Im Namen des gesamten Verwaltungsrats bedaure ich zutiefst, dass die vollständige Wertberichtigung des grössten Engagements in unserem Private-Debt-Geschäft unseren Reingewinn für 2023 erheblich beeinträchtigt hat.»

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