Auf einen Blick
- Tiktok-Shop startet in ersten EU-Ländern und ermöglicht direkten Verkauf über App
- Weleda sieht grosses Potenzial für Beauty-Produkte im Tiktok-Shop
- Tiktok-Shop machte am Black Friday in den USA 100 Millionen Dollar Umsatz
Durch Tiktok scrollen, ein cooles T-Shirt sehen und zack – ist das Produkt auch schon gekauft. Und das, ohne die App überhaupt zu verlassen. Die Rede ist von Tiktok-Shop. Damit können Influencer – aber auch Firmen – ihre Waren direkt über das soziale Medium verkaufen. Stichwort: Social Commerce.
Seit dem 10. Dezember gibt es Tiktok-Shop in Spanien und Irland. Damit startet der Shop zum ersten Mal in EU-Ländern. Tiktok verkauft dabei nicht selber Waren – sondern stellt den Verkäufern lediglich die Plattform zur Verfügung. Dabei ist es von Land zu Land unterschiedlich, welche Funktionen Tiktok genau übernimmt. Dazu gehört zum Teil auch Lagerung und Versand. Dafür verlangt Tiktok von den Verkäufern eine Gebühr. Wie hoch diese ist, wollte das Unternehmen nicht verraten.
100 Millionen Dollar Umsatz an einem Tag
Bisher gab es Tiktok-Shop in Europa nur im Vereinigten Königreich. Mittlerweile verkaufen dort über 200'000 Kleinunternehmer Waren über die App. Gemäss dem Portal «www.retail-week.com» verlangt Tiktok dort eine Gebühr von 9 Prozent von den Händlern. Letztes Jahr haben die täglichen Einkäufe um 93 Prozent zugenommen, wie Tiktok auf Anfrage von Blick mitteilt.
In den USA gehört Tiktok-Shop bereits zur Tagesordnung. Am Black Friday machte die App einen Umsatz von 100 Millionen Dollar innerhalb eines einzigen Tages! Seit September 2023 haben sich die Verkäufe in den USA gemäss Tiktok verdreifacht. Falls die App in den USA tatsächlich verboten wird, fällt also ein grosser Umsatztreiber weg. Denn nirgendwo sonst macht Tiktok-Shop gemäss Schätzungen mehr Umsatz als in den USA.
Konkrete Umsatzzahlen wollte Tiktok nicht verraten. Den Umsatz in den USA schätzt das Datenanalyse-Unternehmen tabcut.com auf 9 Milliarden Dollar für 2024. In Grossbritannien soll dieser auf 1,5 Milliarden geklettert sein. Weltweit sind über Tiktok-Shop letztes Jahr Waren für 32,6 Milliarden Dollar verkauft worden. Dabei ist der Shop auch in asiatischen Ländern wie Singapur oder Indonesien aktiv.
«Riesenchance für uns»
Doch wie gross ist das Potenzial in der Schweiz? «Tiktok wird voraussichtlich der grösste Beauty-Channel werden, weil die Plattform die integrierte Shop-Funktion hat. Das ist eine Riesenchance für uns», lässt Weleda-Chef Tina Müller (56) auf Anfrage ausrichten. Über das soziale Medium will der Basler Naturkosmetikhersteller vor allem die junge und digital affine Zielgruppe erreichen.
In den USA verkauft Weleda bereits die Produkte der Linie Skin Food via Tiktok-Shop: Die Produkte sind in den USA so bekannt, weil Stars wie unter anderem Hailey Bieber (28) bereits auf Tiktok von der Hautcreme geschwärmt haben. «Das ist organische Werbung – dafür zahlen wir nichts, bekommen aber eine riesige Reichweite», so Weleda. Die Folge: Skin Food kennen in den USA praktisch alle – Weleda kaum jemand. Wie viel Umsatz dabei zusammenkommt, wollte der Basler Naturkosmetikhersteller nicht verraten.
Eine ähnliche Meinung vertritt Bernhard Egger (56) vom Handelsverband Swiss: «Ich sehe hier sehr wohl Potenzial für Schweizer Händler und Produzenten, einen weiteren Kommunikations- und Vertriebskanal auszubauen. Aus meiner Sicht ist Social Commerce ein wichtiger Teil in der E-Commerce-Strategie eines Unternehmens.» Zudem sieht er Tiktok in einer sehr guten Ausgangsposition. Schliesslich nutzen in der Schweiz bereits 3,15 Millionen Personen die App jeden Monat. Über die Hälfte ist dabei unter 25 Jahre alt.
Egger rechnet aber nicht damit, dass Tiktok-Shop noch dieses Jahr in der Schweiz startet. Da sich Tiktok auf die Schwierigkeiten in den USA konzentrieren musste, kam es wohl zu einem Verzug bei der Lancierung des Shops in Europa.