In der Ferne lassen sich durch die Wolken die schneebedeckten Gipfel von Rigi und Pilatus erahnen. Zwischen grossen Grasflächen und traditionellen Bauernhöfen steht die hochmoderne Grosskäserei von Emmi. 50 Millionen Franken wurden vor zwei Jahren hier in den Traditionsstandort Emmen investiert. 40 Tonnen Käse können in diesem Werk produziert werden – pro Tag. Effiziente Prozesse, ressourcenschonende Herstellung und frische Landluft vor der Tür. In der makellosen Produktionshalle stehen gigantische Stahltanks. Aluminiumrohre und farbige Schläuche verbinden die verschiedenen Teile der Anlage. Tag für Tag werden von diesen Maschinen 400'000 Liter Milch zu Käsebruch verarbeitet, in Formen gepresst, gewendet, gewärmt, in Salzwasser gebadet und schliesslich zum Reifen in Regale getürmt, bevor der junge Käse seine Weiterreise in einem der 40-Tonner mit Emmi-Logo antritt. Sonore Maschinengeräusche und ein überraschend dezenter Geruch begleiten den vollautomatisierten Prozess. Menschen sieht man daher fast keine. Die gesamte Käserei wird mit vier Personen pro Schicht geführt.
Mit der Investition in die Käserei wollte Emmi ihr Wachstumssegment Spezialitätenkäse stärken. Genau diese Produkte laufen jetzt nicht mehr so gut. Schweizer Käse ist zu teuer geworden – Gründe sind die gestiegenen Kosten und der starke Franken. Gleichzeitig haben Konsumenten wegen der hohen Teuerung real weniger Geld im Portemonnaie. Und weil auch noch die Kauflaune eingetrübt ist, geben sie das weniger gerne für Premiumkäse aus.
Die Liste der Herausforderungen für Emmi-CEO Ricarda Demarmels ist lang. Für sie ist die schwierige Marktlage auch eine Chance, aus dem Schatten ihres Vorgängers Urs Riedener herauszutreten, der den Konzern während 14 Jahren geführt hat und heute als Verwaltungsratspräsident prägt.
Unkonventionelle Karriere
Demarmels ist seit Anfang vergangenen Jahres Chefin des grössten Milchverarbeiters der Schweiz. Vor fünf Jahren holt der damalige Konzernchef Riedener die Bündnerin als Finanzchefin zu Emmi. Demarmels ist damals 39 Jahre alt, eine erfahrende CFO, bestens vertraut mit der Nahrungsmittelbranche und hochschwanger. Kein Problem für Riedener. «Mutter- oder Frausein war nie ein Thema», sagt Demarmels.
Als Riedener drei Jahre später seinen Rücktritt ankündigt, wird ein intensiver und umfassender Evaluations- und Rekrutierungsprozess in Gang gesetzt. Interne und externe Kandidaten werden gesichtet. Demarmels setzt sich durch. Von ihr verspricht sich der Verwaltungsrat Kontinuität. Das Gremium dürfte bisher zufrieden sein mit seiner Wahl: Im ersten Geschäftsjahr unter Demarmels’ Führung steigt die Profitabilität, und auch das Wachstum zieht im zweiten Semester wieder an – dies in einem sehr harzigen Umfeld.
Während bei typischen CEO-Karrieren auf die operativen Stagen die strategischen Posten folgen, macht es Demarmels umgekehrt. Während des Studiums der Betriebswirtschaft an der Uni St. Gallen arbeitet sie im Research der Nationalbank. Danach heuert sie bei der Strategieberatung Oliver Wyman an und wird für Projekte in Katar, Südkorea und New York eingesetzt. Stefan Jaecklin, damals Partner bei Wyman und heute Fintech-Investor, ist ihr Vorgesetzter. Er fordert und fördert die junge Betriebswirtin. Nach gut vier Jahren hat Demarmels das Leben in Hotelzimmern und Fliegern satt: Es drängt sie näher an die Entscheide und auf das Spielfeld. Den Rucksack gefüllt mit Know-how im Entwickeln und Umsetzen von Strategien, wechselt sie zur Zuger Private-Equity-Firma Capvis.
Hier arbeitet sie sich schnell ein. Punktet mit ihrer analytischen und fokussierten Arbeitsweise und dem Willen, gewinnen zu wollen. Als Glücksfall für ihre weitere Karriere entpuppt sich das Projekt Orior. Federführend bei dieser Transaktion ist Capvis-Partner Rolf Friedli. Für Demarmels ein wichtiger Wegbegleiter, der sie auch bei Rückschlägen unterstützt. Der Börsengang von Orior im April 2010 wird ein grosser Erfolg.
Mit ihrer Arbeit hinterlässt Demarmels einen derart guten Eindruck, dass CEO Daniel Lutz ihr fünf Jahre später den Posten der Finanzchefin anbietet. Schon wieder bei null anzufangen, schreckt sie nicht ab – auch nicht die Lohneinbusse, die der Wechsel von der Private-Equity-Branche in die Industrie vermutlich mit sich gebracht hat. Zu reizvoll klingt der Wechsel ins operative Geschäft. Dazwischen nimmt sie sich eine Auszeit. Im malerischen Montalcino in der Toskana arbeitet sie für neun Monate auf einem Weingut. Erntet Trauben, stutzt Rebstöcke und sammelt weiteres Know-how in der Lebensmittelbranche.
Nach vier Jahren verlässt Demarmels Orior zum grossen Bedauern von Daniel Lutz. Sie nimmt den Job als Finanzchefin bei Emmi an. «Urs Riedener war für mich damals auch Teil der Motivation, zu Emmi zu kommen», erinnert sie sich. «Was er aufgebaut hat, begeistert mich heute noch und ist mir eine Verpflichtung.» Riedener steigerte den Umsatz von 2,7 auf 3,9 Milliarden Franken und transformierte das Innerschweizer Unternehmen zu einem internationalen Konzern. Er definierte vier strategische Nischen: Ready to Drink, Spezialitätenkäse, Premiumdesserts und pflanzliche Alternativen.
Demarmels führt diese Strategie konsequent weiter. «Bei den Investoren hat sie von Beginn an einen guten Eindruck gemacht. Das Feedback zum Auftritt bei der Präsentation der Jahreszahlen war sehr gut», sagt Pascal Boll, Aktienanalyst und Kenner der Schweizer Nahrungsmittelbranche. Solche Anlässe bereitet sie intensiv vor. «Sie macht nichts aus der Hüfte oder fängt gar an zu plaudern», sagt ein ehemaliger Arbeitskollege. Ihr Auftreten ist authentisch und seriös. Das kommt gut an. Trotzdem fällt immer wieder das viel strapazierte Bild der «grossen Fussstapfen» ihres Vorgängers Riedener, die Demarmels noch ausfüllen müsse.
Emmi verarbeitet an 25 Standorten Schweizer Milch zu Käse, Joghurt, Butter oder Rahm. Eigentlich alles, was man aus Milch herstellen kann – ausser Babynahrung. Schweizweit verbraucht Emmi 900 Millionen Kilo Milch pro Jahr. Fast ein Viertel der gesamten Milch, die Schweizer Kühe hergeben.
Der Schweizer Milchpreis ist daher ein wichtiger Kostenfaktor. Bestimmt wird dieser quartalsweise von der Branchenorganisation (BO) Milch. Im Vorstand sitzen je zehn Vertreter aller namhaften Produzenten – darunter auch ZMP (Zentralschweizer Milchproduzenten), die Hauptaktionäre von Emmi –, der Verarbeiter und des Detailhandels. Im März wurde der Preis um 3 Rappen auf 79 Rappen pro Kilo angehoben. Zum Vergleich: In Deutschland erhalten Milchbauern 45,5 Cent pro Kilo Milch, die Differenz war nie grösser.
Für die Klagen von Schweizer Bauern zeigt Demarmels trotzdem Verständnis: «Der Markt und die Politik stellen immer mehr Anforderungen an die Landwirtschaft, während gleichzeitig von Leistungskürzungen gesprochen wird. Ich verstehe, dass da Unmut aufkommt.» Solche Statements sind wichtig, denn noch werde Demarmels von den Bauern weniger wahrgenommen als Riedener, urteilen Stimmen aus der Milchbranche. Zwar sei auch ihr Vorgänger nicht in Verbänden aktiv gewesen, doch immerhin habe er sich öfter in der Öffentlichkeit zu Branchenthemen zu Wort gemeldet.
Die Milch machts
Dabei fehlt es Demarmels beim Thema Milch nicht an Leidenschaft. Deutlich zu hören, wenn sie vom Grasland Schweiz und von der guten Milchqualität spricht. Die oft ideologisch geprägten Diskussionen rund um Milch stören sie. Daten und Fakten belegen beispielsweise, dass Kühe mitnichten Klimakiller und die Weideflächen nützliche CO2-Speicher sind. «Wir brauchen wieder eine faktenbasierte Auseinandersetzung bei diesem Thema», fordert sie. Milch müsse im Kontext der Ernährung diskutiert werden, da es ein natürliches Nahrungsmittel mit einer enorm hohen Nährstoffdichte ist. «Wegen der Versorgungssicherheit mit Nahrungsmitteln kann es sich die Gesellschaft nicht leisten, auf die Grünlandnutzung, die in der Schweiz rund 80 Prozent der Agrarfläche ausmacht, zu verzichten», fügt Demarmels hinzu.
Und noch ein Punkt ist ihr wichtig: Ohne die Milchbauern, die als Einzige auch kleine und steile Flächen nutzen, gäbe es in vielen Schweizer Tälern keine wirtschaftliche Basis und somit auch keine Infrastruktur wie Kleingewerbe oder Schulen. In genau so einem Tal ist Demarmels aufgewachsen: in Andeer im Val Schons am Hinterrhein, das weniger als 800 Einwohner zählt. Ihr Vater war dort Posthalter, ihre Mutter Physiotherapeutin. Wirtschaftsgymnasium und BWL-Studium in St. Gallen sind für Ricarda Demarmels nicht der vorgezeichnete Pfad. Die Eltern sind daher ihre wichtigsten Wegbegleiter.
«Meine Eltern unterstützen mich und unsere Familie bis zum heutigen Tag und relativieren», sagt die Bündnerin, die stolz auf ihren Dialekt ist. Die Ferien verbringt sie mit ihrer jungen Familie im Bündnerland. Ihr ist es wichtig, dass ihre beiden Töchter Zeit mit den Grosseltern verbringen und die Heimat der Mutter kennenlernen. «Die Heimat bleibt die Heimat. Dort sind meine Wurzeln», sagt sie.
Teurer Schweizer Käse
Die Schweizer Milchbauern leiden unter höheren Kosten für Futter, Energie und Maschinen. Und einige klagen deswegen über den Richtpreis und die Milchabnehmer. «Doch Emmi ist einer der fairsten Partner», bestätigt ein Branchenkenner. Das sei nur möglich, weil es Emmi sehr gut gehe. Im Gegensatz etwa zu Hochdorf. Anfang März gab der börsenkotierte Hersteller von Milchpulver bekannt, neue Eigentümer zu suchen. Zwar wurden verlustbringende Tochtergesellschaften und Werke geschlossen – sogar die Herstellung von Milchpulver am Headquarter wird eingestellt –, doch das reicht nicht. Nur ein Verkauf kann die Zukunft der hoch verschuldeten Hochdorf sichern.
Branchenexperten urteilen, dass die Probleme von Hochdorf nicht branchenspezifisch, sondern hausgemacht seien. Doch die Branche hat ein Problem: Schweizer Käse ist zu teuer. Der starke Franken akzentuiert dies noch. Das spürt auch Emmi, die 60 Prozent des Umsatzes in Fremdwährungen erwirtschaftet. Schweizer Käse ist im Ausland deutlich teurer geworden. Und der Importdruck steigt, weil Käse aus dem Ausland noch mal billiger wurde. 2023 war die Käse-Handelsbilanz erstmals negativ. Am deutlichsten war der Rückgang bei Hart- und Halbhartkäse, Segmente, in denen Emmi traditionell stark ist. Die Lösung lautet: Diversifikation. So entpuppte sich etwa das Wachstum bei Premiumdesserts in den USA als willkommene Kompensation.
Alles kalter Kaffee
Eine Cash Cow, auf die sich Emmi seit Jahren verlassen kann, ist auch der Caffè Latte. In diesem Jahr feiert er seinen 20. Geburtstag. Ein guter Anlass für eine grosse Party. Location: die Halle des Zürcher Hauptbahnhofs. Grosse Bühne, Lichtshow, gigantische Kaffeebecher und Caffè Latte für alle. Auf der Bühne stehen Stars wie Jan Seven Dettwyler – früher bekannt als Seven – und die wertvollen Markenbotschafter des kalten Kaffees. Vor zwanzig Jahren waren das noch Roger Federer, DJ Bobo und Tom Lüthi. Heute wirbt Skistar Wendy Holdener für Emmi Caffè Latte – mit ihren eigenen, zuckerfreien Edition «Caffè Wendy».
Seit der Lancierung des kalten Kaffees wächst der Umsatz ungebremst. 2023 wurden in der Schweiz 83 Millionen Becher, im Ausland 115 Millionen verkauft – ein neuer Rekord. Als Emmi Caffè Latte 2004 auf den Markt kam, erlebte Kaffee gerade ein trendiges Revival. In der Schweiz eröffneten die ersten Starbucks-Filialen, Nespresso verkaufte Kaffeekapseln in eigenen Boutiquen. Cappuccino und Caffè Latte trank man nun mit Caramel- und Vanilla-Geschmack. «Jeder lief plötzlich mit dem Kaffeebecher über die Strasse», erinnert sich Tanja Hollenstein, Geschäftsführerin der Kommunikationsberatung Riverside.
Der Zeitpunkt für die Lancierung von Emmi Caffè Latte war also ideal. «Die Marke ist auch nach 20 Jahren immer noch frisch und jung», urteilt Markenexpertin Hollenstein. Das gelinge nur, wenn man sich wie Emmi permanent entwickle, neue Flavors und Linien lanciere, die passenden Botschafter/-innen einbinde und die Sprache der Zielgruppen spreche. Jetzt ist es aber wichtig, auch die nächste Generation zu gewinnen.
Auf Facebook hat der Ready-to-Drink-Kaffee 200'000 Follower. Auf Instagram sind es nur 17'000 und auf TikTok sogar nur 8000. «Für die junge Zielgruppe muss man die Reichweite auf diesen Netzwerken noch ausbauen und vor allem langfristig einen echten Mehrwert bieten – über das eigentliche Produkt hinaus. Da gibt es noch zu tun», urteilt Hollenstein.
Viel Arbeit bringt auch der Kampf gegen die hohen Kosten mit sich. Die gestiegenen Preise für Energie, Kaffee, Zucker und Kakao belasten seit Längerem das Geschäft. Nun kommen höhere Personalausgaben und aufgrund steigender Zinsen noch höhere Kapitalkosten hinzu. Alles in allem sind die Input-Kosten für Emmi um 400 Millionen Franken gestiegen – das bei einem Reingewinn von 200 Millionen Franken. Um dem etwas entgegenzusetzen, spielt Emmi die gesamte Klaviatur von Kostendisziplin bis zu Effizienzprogrammen. Firmen, die für sich alleine zu klein sind, werden zusammengeschlossen, Standorte mit zu hohen Fixkosten dichtgemacht.
Ein wichtiger Schritt war der Verkauf der Gläsernen Molkerei. Emmi war 2012 bei dem deutschen Spezialisten für Bioprodukte eingestiegen und hatte ihn 2016 ganz übernommen. In den vergangenen Jahren gelang es aber nicht, die verlustbringende Tochter auf Kurs zu bringen. Das versucht jetzt die Private-Equity-Firma Mutares. Neben Einsparungen investiert Emmi in die Verbesserung der Portfolioqualität: eine eigene PET-Anlage in Ostermundigen für Emmi Caffè Latte, ein neues Verpackungs- und Schneidewerk in Wisconsin. Doch nicht alles lässt sich mit Effizienzprogrammen auffangen. Es geht nicht ohne Preiserhöhungen. Diese kommen zu einer Unzeit. Die Kaufkraft ist wegen der hohen Teuerung geschwunden, geopolitische Krisen drücken auf die Kauflaune. Besonders stark betroffen ist davon das Auslandgeschäft. Der Wachstumsmotor in den USA stottert. «Der Kostendruck wird noch bleiben. Preisanpassungen sollten aber kleiner und selektiver werden dieses Jahr», prognostiziert Analyst Boll.
Dank all diesen Massnahmen ist es Emmi 2023 gelungen, die Profitabilität trotz den Widrigkeiten zu steigern. Das gute Ergebnis in dieser Marktlage ist ein Zeichen dafür, wie gut geführt und agil das Unternehmen ist. Dahinter steckt eine positive Unternehmenskultur. «Ein Unterschied zwischen Emmi und vielen anderen Firmen ist, wie die Kultur gelebt wird und die Mitarbeitenden motiviert werden», sagt Pascal Boll. Eine Kultur, die von Urs Riedener etabliert wurde und von Demarmels weitergeführt wird. «Wir identifizieren uns beide stark mit Emmi, unseren Produkten und unseren Werten», sagt Riedener über seine Nachfolgerin. «Uns verbindet ein ausgeprägter unternehmerischer Gestaltungswille, mit dem wir ambitioniert die Innovationskraft von Emmi fördern und die wertschätzende Emmi-Kultur weiterentwickeln.»
Statt ihrem Team fixfertige Ziele vorzusetzen, hört Demarmels zu, lässt Freiräume. Grosse Freude hat sie an der Entwicklung von Mitarbeitenden wie Ann-Kathrin Kleinthomä. Die Lebensmittelingenieurin aus Deutschland kam nach dem Studium zu Emmi, durchlief verschiedene Stagen in der Schweiz und im Ausland. Als Demarmels' Assistentin bekam sie zudem Einblicke in die Führung einer Firma. Jetzt leitet die junge Mutter die hochmoderne Käserei in Emmen. Wenn Kleinthomä durch die Anlage führt und von Erhitzungsprofilen, Reifestufen und der Steuerung der Abfüllanlage spricht, lauscht Demarmels mit grösstem Interesse. Es ist nicht zu übersehen, wie stolz sie auf Kleinthomä ist. «Wir stellen hier 13 verschiedene Käsesorten her», erklärt Kleinthomä. Insgesamt zehn Tonnen Käse, ein Teil im runden Luzerner Format, ein Teil als Euroblöcke, verlassen pro Jahr die Käserei. Einige der Laibe werden nach Kaltbach transportiert.
Die Höhle
In der Sandsteinhöhle in Kaltbach reifen nur die besten Käse, ausgewählt von erfahrenen Höhlenmeistern wie Hans-Peter Roth, dem stellvertretenden Leiter der Produktion: «Nicht jedem Käse bekommt das einzigartige Höhlenklima. Die Experten in Kaltbach haben gelernt, welche Eigenschaften ein Käse für die Höhlenreifung haben muss.»
In der Höhle ist es immer feucht und nie wärmer als 12,5 Grad – eine ideale Umgebung für Käse, nicht sehr heimelig für Menschen. Das gilt auch für den starken Geruch. In den schmalen, langen Stollen des Labyrinths sind die Laibe bis an die Decke in Regalen gestapelt. Gepflegt werden sie von zehn Mitarbeitern und mehreren leistungsstarken Robotern. Hier reifen Appenzeller, Emmentaler, Bergkäse, Ziegenkäse, Raclettekäse und viele andere.
Der in Kaltbach gereifte Gruyère ist Demarmels’ Lieblingskäse. Wenn sie nach Hause kommt, gönnt sie sich als Erstes ein Stück davon. «Obwohl mein Mann dann jedes Mal schimpft, weil es gleich Nachtessen gibt», lacht sie. «Ich kann nur machen, was ich mache, weil mein Mann mir den Rücken freihält und zu unseren Mädchen schaut», betont Demarmels. Zum Thema Gleichberechtigung hat sie eine klare Meinung: «Wir müssen nicht die erfolgreichen Frauen feiern, sondern die Männer dahinter. Nur wenn wir mehr gleichberechtigte Partnerschaften haben, wo es genauso üblich ist, dass sich der Mann hinter die Frau stellt, wie dass sich die Frau hinter den Mann stellt, kommen wir weiter.»