Revolution beim orangen Riesen
Migros plant zentrale Supermarkt-Einheit

Der Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) will das Supermarktgeschäft künftig in einer eigenständigen, zentral gesteuerten Gesellschaft führen. Dies schlägt das oberste Verwaltungsgremium des Detailhändlers vor. Die regionalen Genossenschaften müssen dem noch zustimmen.
Publiziert: 11.05.2023 um 12:51 Uhr
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Aktualisiert: 11.05.2023 um 16:16 Uhr
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Die Migros stellt sich neu auf.
Foto: Sven Thomann
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Der Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) will das Supermarktgeschäft reformieren. Die Verwaltung des MGB hat entschieden, dieses künftig in einer eigenständigen, zentral gesteuerten Gesellschaft zu führen. Ziel ist es, das Supermarktgeschäft der Migros zu vereinfachen und effektiver zu organisieren. Heisst konkret: Die Regionalfürsten werden entmachtet.

Die Verwaltungen des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB) und der zehn regionalen Genossenschaften haben im vergangenen Dezember ein gemeinsames Projekt lanciert mit dem Ziel, das Supermarktgeschäft der Migros zu vereinfachen und effektiver zu organisieren. Kundinnen und Kunden sollen künftig von einem noch besseren Preis-Leistungsangebot profitieren.

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«Die Weichen sind gestellt»

«Mit diesem Entscheid haben wir die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Supermarktgeschäfts der Migros gestellt», freut sich Ursula Nold, Präsidentin der Verwaltung MGB. «In den kommenden Wochen und Monaten werden wir gemeinsam an der konkreten Ausgestaltung der neuen Organisation arbeiten, die Gründung der neuen Gesellschaft vorbereiten und erste personelle Entscheidungen treffen.»

Der endgültige Entscheid liegt jedoch in den Händen der regionalen Genossenschaften. Die Verwaltungen der zehn regionalen Genossenschaften werden bis zum 24. Mai 2023 über den Reformvorschlag befinden, teilte der orange Riese am Donnerstag in einem Communiqué mit.

Start am 1. Januar 2024

Im Mai befinden auch die regionalen Verwaltungen über die neue Supermarkt-Organisation. Vorbehältlich deren Zustimmung werden anschliessend die weiteren Umsetzungsschritte hin zur neuen Organisation durch gemischte Teams des MGB und der regionalen Genossenschaften in Angriff genommen, sodass die entsprechenden Migros-Organe in den kommenden Monaten die weiteren Entscheide treffen können, teilt die Migros mit. Die neue Supermarktorganisation soll am 1. Januar 2024 die operative Tätigkeit übernehmen.

Noch offen ist, wer Chef der neuen «Supermarkt AG» wird. Die konkrete Ausgestaltung der neuen Organisation sowie erste personelle Entscheidungen würden bei einem «Ja» in den kommenden Wochen und Monaten getroffen, erklärte die Migros.

Gemäss den Plänen soll die neue Einheit als Tochterunternehmen beim MGB angesiedelt sein. Strategisch geführt würde es durch einen eigenen Verwaltungsrat und operativ durch eine eigene Geschäftsleitung.

Diesmal stimmen die regionalen Genossenschaften wohl zu

Frühere Versuche, die komplizierten und vergleichsweise teuren Strukturen der Migros zu modernisieren, waren in den letzten Jahren gescheitert. Diesmal scheinen die Vorzeichen jedoch besser zu stehen. Denn das Projekt wurde laut der Migros bereits letzten Dezember gemeinsam mit den regionalen Genossenschaften lanciert.

Und im Verwaltungsrat der «Supermarkt AG» würden der MGB und die Regionen Einsitz nehmen. Bei den Genossenschaften bleibt auch die Bewirtschaftung des regionalen Angebots, der operative Vertrieb und die Wahl der Verkaufsflächen.

Gewinn des Kerngeschäfts schwindet

Die zehn regionalen Migros-Genossenschaften inklusive Tochtergesellschaften erwirtschafteten 2022 einen Nettoumsatz von 15,9 Milliarden Franken, das waren 2 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Gewinn der regionalen Genossenschaften ist seit Jahren auf dem Rückzug.

Das schlägt sich auch in den Büchern der Migros nieder: Der Betriebsgewinn vor Finanzerfolg und Ertragssteuern (EBIT) tauchte im Jahr 2022 um 22 Prozent auf 628 Millionen Franken. Der Einbruch war auch der hohen Inflation geschuldet.

Mittlerweile stammen rund 60 Prozent des Betriebsgewinns der Migros von anderen Geschäftsfeldern wie Handel, der Hotelplan Gruppe oder vor allem von der Migros Bank. Wenig erstaunlich, will die Migros nun bei den Supermärkten die Kosten drücken.

Einen Wechsel hat die Migros gerade erst vollzogen: Seit dem 1. Mai ist Mario Irminger (58) neuer Migros-Chef. Der vormalige Chef des Discounters Denner wurde Nachfolger von Fabrice Zumbrunnen (53) als Präsident der MGB-Generaldirektion.

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