Graubünden zieht im Kampf gegen Corona die Schrauben an. Ab Freitag um 23 Uhr sollen alle Restaurants geschlossen werden. Vorerst für zwei Wochen. Erlaubt bleiben die Lieferung von Lebensmitteln nach Hause sowie Take-Away bis 22 Uhr und der Betrieb von Restaurants in Hotels für Hotelgäste. So will der Tourismuskanton kurz vor dem Saisonstart die Infektionszahlen runterbringen.
«Lieber jetzt als in 14 Tagen», sagt Andreas Züllig (61), Präsident von Hotelleriesuisse und Besitzer des Hotels Schweizerhof in Lenzerheide GR. «Über die Feiertage wäre eine Schliessung deutlich schlimmer für die Gastronomie.» Man müsse die Infektionszahlen in Graubünden runterbringen, um die Festtage zu retten. «Wenn wir das schaffen, dann sind wir mit einem hellblauen Auge davongekommen», sagt Züllig zu BLICK.
Kein Aufwärmen in der Bergbeiz
Immerhin: Hotelgäste können weiter in ihren Hotels essen und trinken. «Ein minimales Angebot können wir aufrechterhalten, aber man kann nicht mehr spontan in eine Bar abends», führt Züllig aus. Und: «Man kann zwar Skifahren, sich aber nicht in einer Bergbeiz aufwärmen.» Das sei suboptimal.
«Die Schliessungen nehmen wir zähneknirschend hin», erklärt er. Denn wer das Gefühl habe, seine Feriendestination sei ein Corona-Hotspot, der bleibe zu Hause. Auch sein Hotel ist betroffen. «Wir haben viele externe Gäste, die ein Wochenende im Schnee verbringen wollen und bei uns essen – sie werden uns fehlen», sagt er.
Bestellungen gerade noch abgesagt
Bleibt nicht ein Imageschaden, auch wenn man die Beizen über die Feiertage wieder öffnen kann? Züllig: «Immerhin zeigt die Massnahme, dass wir etwas machen, dass wir alles versuchen und Verantwortung übernehmen.» Der Druck von Bundesrat Alain Berset (48) auf die Kantone, etwa auf Zürich und auf Graubünden, habe in den letzten Tagen stark zugenommen.
Lange Gesichter im legendären Pisten-Restaurant Bolgen Plaza in Davos GR. «Wir wollten just am Freitag die Türen öffnen, doch das bringt jetzt nichts nur für einen Tag», sagt Mitarbeiter Mile zu BLICK. Dabei habe sich das Team nach der Pause seit den Herbstferien so sehr auf den Tag der Eröffnung gefreut.
Diese werde nun um zwei Wochen verschoben, das hoffe er zumindest. Einen Teil der Bestellungen habe das Restaurant im letzten Moment noch absagen können. «Der Entscheid tut uns allen weh», sagt er. Aber: «Hauptsache wir können über die Feiertage wieder Gäste bewirten!»
«Frische Pizzoccheris eingefroren»
Den Saisonstart vom Wochenende jäh abblasen, muss auch Ralf Steinlehner (52), Wirt des Restaurants Trais Portas in Scuol GR. «Die Pizzoccheri sind vorbereitet, der Koch steht noch in der Küche und brüht eine Suppe», erklärt Steinlehner dem BLICK am Donnerstagabend. Jetzt müsse alles eingefroren werden. Für seine Angestellten habe er kurz nach der Meldung im Radio über die Schliessung bis zum 18. Dezember für Kurzarbeit angemeldet.