Die Grossexpansion von Lonza in Visp VS hat Standortleiter Renzo Cicillini (47) schon vor der Pandemie auf Trab gehalten. Seit der Pharmazulieferer den Moderna-Auftrag an Land zog, schaut ganz Europa auf das Werk. Pro Monat starten etwa hundert neue Mitarbeiter. Ob es immer genug sind, um die Lieferverträge einzuhalten, kommentiert Cicillini nicht. Speziell: Mitarbeiter in kritischen Funktionen wurden mit einem Spezialkontingent des Bundes gegen Corona geimpft.
Blick: Wie ist es, einen Produktionsstandort zu verantworten, auf dem in der Pandemie die Hoffnungen Europas liegen?
Renzo Cicillini: Dass wir in Visp Medikamente und Impfstoffe für die ganze Welt produzieren, ist motivierend und erfüllt unsere Mitarbeitenden mit Stolz. Die Impfstoffe interessieren jetzt die Öffentlichkeit, weil sich jeder damit identifizieren kann. Aber die Impfstoffproduktion ist ein Pfeiler von mehreren. Wir stellen unter anderem auch einige der modernsten Medikamente und Biotech-Produkte etwa gegen Krebs her.
Hilft ein so renommierter Auftrag bei der Personalsuche?
Wir bauen heuer 1200 Stellen auf, aber rund 1000 davon sind für alles andere als die Impfstoffproduktion. Für Fachkräfte ist es unglaublich spannend, hier zu arbeiten, weil wir ein sehr grosses Biotechzentrum werden. Die Menschen müssen aber auch gerne in der Region wohnen.
Was sagen Sie zur Aussage von Moderna, dass Personalmangel bei Ihnen zu Lieferverzögerungen bei den Impfstoffen führt?
Das können wir leider nicht kommentieren.
Wie lange beschäftigen Sie die bestehenden Aufträge von Moderna?
Mit diesem Kunden haben wir eine langfristige Vereinbarung abgeschlossen. Es ist theoretisch denkbar, dass wir auch andere Produkte herstellen können. Jetzt fokussieren wir auf dieses Produkt. Wie lange die Nachfrage anhält, ist schwierig zu beurteilen.
Wie reagieren Sie auf den Mehreinsatz der Mitarbeiter?
Wir gestalten unser flexibles Arbeitszeitreglement gezielt um, damit unsere Mitarbeitenden voll von der geleisteten Mehrarbeit profitieren können. Zum anderen haben wir ein Bonusprogramm für alle. Mitarbeitende, die sich überlastet fühlen, können sich an das firmeneigene People Care Center wenden. Die neuen 1200 Mitarbeitenden sollen auch das System entlasten. Ich will als Werksleiter auch nicht, dass unsere Mitarbeitenden überlastet sind.
Wird es mit dem Ausbau bei Lonza in Visp so weitergehen?
Wachstum ist bei uns derzeit ein wichtiges Thema, wir planen die Zukunft laufend. Da ist es wichtig, dass wir dosieren können und berücksichtigen, wie viel das System verträgt.
Würden Sie auch Aufträge ablehnen?
Der Kunde muss zu uns passen, und wir müssen zum Kunden passen, zudem müssen wir die Kapazitäten haben. Wir können nicht alle Aufträge annehmen. Auch bei der Produktion des Wirkstoffs für Covid-19-Impfstoffe mussten wird den passenden Partner wählen. Wir kriegen weiterhin Anfragen von Kunden für die Impfstoffproduktion. Aber wir müssen uns auch überlegen, ob es der richtige Zeitpunkt ist, ob es Kapazitäten hat.
Sie haben die regionale Entwicklungsorganisation Wiwa früh über die Ausbaupläne informiert. Reicht die Infrastruktur?
Das Programm Wiwa, die Privatwirtschaft und die Gemeinden leisten gute Arbeit. Jetzt merken wir im Wallis, nicht zuletzt wegen der Lonza, dass wir ein überproportionales Wachstum hatten. Deshalb müssen wir in einigen Bereichen wie bei den Kindertagesplätzen noch einen grösseren Effort leisten. Es ist unglaublich, wie sich das die letzten Jahre entwickelt hat. Wie auch die kleinen Gemeinden mitgearbeitet haben, wie viele Kita-Plätze sie etwa geschaffen haben. Doch es braucht noch mehr.