Rot, gelb, orange und ganz oben etwas Schokolade. Im Sommer in fast jeder Badi erhältlich. Das ist die Traditions-Glace Winnetou. Seit 1980 auf dem Markt.
Der Name könnte aber schon bald Geschichte sein. «Derzeit sind wir dabei zu prüfen, wie unsere Winnetou-Glace im heutigen Kontext wahrgenommen wird und ob eine Namensänderung angebracht ist», sagt eine Sprecherin des Herstellers zur «Schweiz am Wochenende».
Im Rahmen der derzeitigen Rassismusdebatte schaue man das Portfolio genau an, um nicht ungewollt Menschen verschiedenster Herkunft oder Hautfarbe abzuwerten. Noch sei kein Entscheid gefallen, da man nichts überstürzen wolle.
Hergestellt am Bodensee
Hersteller ist die Firma Frisco. Bis vor einigen Jahren war das Unternehmen eine Tochterfirma von Nestlé. 2016 verlagerte der Lebensmittelmulti sein Eiscreme-Geschäft zusammen mit dem britischen Konzern R&R Ice Cream in das Joint Venture Froneri.
Winnetou wird nach wie vor in der Fabrik in Goldach SG für den Schweizer Markt produziert. Der Sommer-Hit ist «einer unserer Klassiker», wie die Sprecherin sagt. Über drei Millionen Mal werde die Glace jährlich verkauft.
Der Name verdankt das Eis-am-Stil Karl Mays Erzählungen über den fiktiven Romanhelden Winnetou, einem Vertreter der Apachen, also von amerikanischen Ureinwohnern. Genau da liegt aber das Problem. Karl Mays Denken war stark von Rassismus und Kolonialismus geprägt.
Genozid ausgeblendet
Seit längerem gibt es deswegen eine Debatte um das kulturelle Erbe des Schriftstellers. «Bei Mays Erzählungen handelt es sich um eine Romantisierung einer in Tat und Wahrheit gewaltsamen rassistischen Geschichte», sagt Susan Arndt zur «Schweiz am Wochenende». Sie ist Professorin für Anglistik und Kulturwissenschaften an der Universität Bayreuth (D).
«Dass mit der Kolonialisierung von Nordamerika ein Genozid einherging, bei dem 80 bis 90 Prozent der ursprünglichen Bevölkerung ermordet wurden, wird komplett ausgeblendet», so Arndt. (ise)