Privat, halbprivat oder allgemein?
Klinik markiert Patienten mit Bändel – je nach Versicherung

Die Hirslanden-Klinikgruppe macht es Angestellten leicht, zwischen Patientinnen und Patienten unterschiedlicher Versicherungen zu unterscheiden. Das stösst auf Kritik.
Publiziert: 23.10.2021 um 17:13 Uhr
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Bislang waren die Identifikationsarmbänder für Patienten bei Hirslanden weiss. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Grün, blau oder gelb: Diese Bändel erinnern an All-inclusive-Trips oder Grossveranstaltungen. Doch zum Einsatz kommen die Armbänder seit 15. September in Kliniken der Hirslanden-Gruppe, die schweizweit tätig ist.

Erwachsene stationäre Patientinnen und Patienten werden so je nach Versicherungsstatus markiert. Das berichtet das Portal Medinside.

Das neue, dünnere Identifikationsband gibt Auskunft: Grün steht für Privat. Blau für halbprivat und Gelb für allgemein Versicherte. «Diese Art von Markierung der sozialen Verhältnisse der Patienten sollte in der heutigen Zeit doch auf Ablehnung stossen!», ärgert sich ein User auf Medinside. Ein anderer schreibt: «Für mich als Bürger – wohlbetont bin ich privat versichert – ist diese offensichtliche Markierung von Patienten in drei Klassen ein Skandal.»

Hirslanden spricht von Patientensicherheit

Mit der Kritik konfrontiert sieht die Klinik-Gruppe kein Problem. Sie widerspricht. Diese Armbänder seien heute ein anerkannter Standard zur Gewährleistung der Patientensicherheit. Hirslanden setze sie gruppenweit ein, sagt Claude Kaufmann, Sprecher der Hirslanden zu Medinside. «Die zusätzlich angebrachte Farbcodierung hat den Vorteil, dass dem Personal stets klar ersichtlich ist, welche Leistungen die Patienten zugute haben.»

Wer nicht für alle Augen zuordenbar sein will, kann ein neutrales Bändchen verlangen, so Hirslanden.

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Konsumentenschutz spricht von Stigmatisierung

So locker sieht das Konsumentenschützerin Sara Stalder nicht.

«Das ist eine Stigmatisierung der Patientinnen und Patienten», sagt sie dem «Tages-Anzeiger». Viel entscheidender für Stalder sei aber das Zeichen, das dahinterstehe. «Das ist ein Symptom dafür, wie marode die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist. Man muss auf einfachste analoge Mittel zurückgreifen, um den Informationsfluss aufrechtzuerhalten. Dabei ist dies eine höchst simple Information», sagt Stalder.

Die Schweizerische Patientenorganisation sieht keinen Mehrwert in der auch für Besucherinnen und Besucher ersichtlichen Farbcodierung. (uro)

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