Preis-Wahn bei EM-Tickets
Noch schnell für 11'624 Franken zum Eröffnungsspiel?

Die EM beginnt. Die Ticket-Nachfrage ist weiterhin riesig. Die Vermittlungsplattformen haben Hochkonjunktur. Und damit auch überrissene Preise.
Publiziert: 14.06.2024 um 19:51 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2024 um 21:18 Uhr
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Gleich beginnt die EM 2024 mit dem Auftaktspiel Deutschland-Schottland.
Foto: keystone-sda.ch
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Bis zum Auftaktspiel der EM 2024 sind es inzwischen nur noch Minuten. Und noch immer gibt es Fans, die auf der Suche nach Tickets sind.

Beim Portal viagogo.ch zeigt sich: Wer will, kann sogar noch Tickets für das heutige Spiel haben. Der Preis? Läppische 11'000 Euro. Da hofft irgendwer, einen schwerreichen, verzweifelten Fan noch herumzukriegen.

Vorsicht bei Vermittlern

Denn Viagogo ist nicht der Verkäufer und auch kein offizielles Ticket-Verkaufsportal. Es ist lediglich eine Vermittlungsplattform zwischen Privatverkäufern und Käufern. Wer verkauft, bleibt oftmals unklar.

Im Prinzip ist es also ein elektronischer Schwarzmarkt. Die Tickets sind dadurch oft deutlich teurer als bei offiziellen Vorverkaufsstellen. An Beschwerden über die Schweizer Plattform mangelt es jedenfalls nicht. Allerdings ist Viagogo auch nur eine von vielen solchen Vermittlungsplattformen.

Gigantische Nachfrage

Diesen kommt aktuell das krasse Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage entgegen. In Deutschland werden im Rahmen der EM über 2,7 Millionen Stadionbesucher erwartet. Das ist neuer EM-Rekord.

Und dabei könnte der Ticketabsatz noch höher sein. Gerade jetzt, wo das Turnier beginnt, ist die Last-Minute-Nachfrage nochmals riesig.

Über die Systeme der Turnierveranstalterin UEFA gibt es zwar vereinzelt noch Tickets zu haben. Chancen darauf haben Fans allerdings kaum: Die Nachfrage ist schlicht zu hoch. Wer dann im Internet einfach nach EM-Tickets sucht, landet schnell auf den Vermittlungsplattformen.

Preise sind nur vermeintlich vernünftig

Die Tickets sind nicht immer so wahnsinnig überteuert wie in obigem Beispiel. Für das Spiel Schweiz-Ungarn von Samstag gibt es bei Viagogo noch einige Tickets zu haben. Ein Platz hinter dem Tor in Köln? 352 Franken.

Klingt eigentlich nach einem «machbaren» Preis. Nur: Solche Tickets in der Kategorie 3 kosten im offiziellen Verkauf für die Gruppenphase, mit Ausnahme des Auftaktspiels, 60 Euro. Da hat jemand den Preis also kurzerhand versechsfacht.

Anderes Beispiel: Ein Top-Platz der Kategorie 1 für 701 Franken. Der übliche Ticketpreis in dieser Kategorie beträgt bei Vorrundenspielen 150 Euro. Fast fünf Mal weniger.

In der K.o-Phase und aufs Finale hin werden die Preise immer extremer. Achtung: Diese Tickets sind noch nicht mal garantiert. Die Uefa warnte vor Turnierbeginn, dass sie von unberechtigten Dritten erworbene Tickets «jederzeit für ungültig erklären» könnte. Dem Vernehmen nach ist dies im Vorfeld der EM bereits in Dutzenden Fällen passiert.

Selber schuld?

Dennoch bleibt die Einsicht, dass nicht alle Mechanismen gegen Schwarzhandel greifen. Der Verkauf über die Vermittlerplattformen floriert. Wer nicht schnell genug war oder viel Glück hatte, muss halt 300 Euro und mehr fürs Stadionerlebnis zahlen. 

«Normale Marktwirtschaft, ausgerichtet nach Angebot und Nachfrage», mag man argumentieren. Wer dann aber trotz hohem Preis ohne Ticket oder ohne Zutrittserlaubnis dasteht, hat kaum Chancen auf Rückerstattung. Dann doch lieber ins Public Viewing statt ins Stadion.

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