No risk, no fun» – das Lebensmotto der Schweizerinnen und Schweizer wird das nie. Der typische Eidgenosse unternimmt alles, um die Risiken auf Planet Erde zu minimieren. Oder noch besser: zu versichern.
Im Schnitt geben Haushalte hierzulande fast 600 Franken pro Monat für Versicherungen aus, ohne obligatorische Krankenkasse. Das ist mehr als in jedem anderen Land Europas. Grund dafür sind nicht nur das hohe Lohn- und Preisniveau, sondern auch Mehrfachdeckungen und Überversicherungen – sowie Assekuranzen, die kein Mensch braucht.
Sogar bei Ereignissen, die zu den schönsten des Lebens zählen sollten, denken einige nur an den Worst Case: «Hochzeitsversicherung – nur bei Zurich», wirbt der grösste Privatversicherer des Landes. Für den Fall, dass die Eheschliessung kurzfristig abgesagt werden muss, übernimmt der Konzern Annullierungskosten von bis zu 20'000 Franken – gegen eine Prämie von 135 Franken.
Bezahlt wird etwa, falls einer der Heiratenden, der direkten Angehörigen oder der Trauzeugen erkrankt, verunfallt oder stirbt. Nicht klar wird aus den Versicherungsbedingungen, was passiert, wenn es sich einer der Protagonisten plötzlich anders überlegt. Explizit nicht versichert sind dagegen «Schäden» im Zusammenhang mit Schwangerschaft oder Geburt, kriegerischen und terroristischen Ereignissen – oder einer Pandemie.
Die Hochzeitsversicherung eignet sich laut Zurich auch als Geschenk. «Schliessen Sie direkt online ab und bereiten Sie dem Hochzeitspaar eine Freude», heisst es auf der Website. Es ist ein Präsent, das die Frischvermählten garantiert für immer in Erinnerung behalten werden – vor allem, wenn die Hochzeit wie geplant stattfindet und die Versicherung für nichts war.
Diese Gefahr besteht bei der Sterbegeldversicherung nicht. Dieses todsichere Produkt, das Zurich in Deutschland vertreibt, garantiert «die notwendigen finanziellen Rücklagen für Ihre Beerdigung». Es können Versicherungssummen bis zu 15'000 Euro vereinbart werden.
«Die Leistungen werden sofort fällig, wenn die versicherte Person stirbt», verspricht das Unternehmen – stellt im Kleingedruckten aber sicher, selbst nicht übers Ohr gehauen zu werden: «Bei vorsätzlicher Selbsttötung leisten wir, wenn seit Abschluss des Versicherungsvertrags drei Jahre vergangen sind.»
Verlockend aber mit Haken
Auch von sportlichen Glücksmomenten wie einem Hole-in-one wollen einige Versicherungen profitieren – respektive von der geringen Wahrscheinlichkeit, dass dieses Ereignis je eintrifft. Ab einer Jahresprämie von 66 Franken übernimmt Vaudoise bis zu 3000 Franken für den obligaten Apéro, der fällig wird, falls einem Golfer das Kunststück gelingt, den Ball direkt vom Abschlag ins Loch zu befördern.
Die Chancen, von dieser Grosszügigkeit zu profitieren, sind für Hobbygolfer überschaubar. Schätzungen zufolge brauchen Amateure weit mehr als 10'000 Versuche für ein Hole-in-one. Schummeln ist zudem auch hier ausgeschlossen: Der Deal gilt nur bei einem «offiziellen Turnier mit mindestens 9 Löchern».
Im Preis inbegriffen ist ein Schutz gegen Diebstahl, Bruch oder Verlust der Golfausrüstung. Zudem übernimmt Vaudoise sogar noch die Materialmiete, falls der Lieblingsschläger beim Transport verloren geht oder zu spät geliefert wird. Golfer müsste man sein!
Doch auch Velofahrer werden von Vaudoise bestens umsorgt. Ihr Lieblingsgerät wird nicht nur gegen Diebstahl, Sturz oder Kollision versichert, sondern sie erhalten im Schadenfall auch noch die Fahrkosten zurück an den Wohn- oder Abfahrtsort erstattet. Ein Angebot, das mit den steigenden ÖV-Preisen stetig an Attraktivität gewinnt.
Attraktiv klingt auch die Handtaschen-Versicherung, mit der Cornèrcard für eine ihrer Kreditkarten wirbt. «Schützt Sie weltweit bei Diebstahl und Raub von Hand-, Business- oder Brieftasche und allem, was sich darin befindet.» Die Sache hat nur einen kleinen Haken: «Schmuck, Nahrungsmittel, Bargeld, Gutscheine oder Ähnliches sind nicht versichert», steht ganz am Ende noch geschrieben.
Was gänzlich unerwähnt bleibt: Der «einfache Diebstahl auswärts» ist meist schon durch die Hausratversicherung gedeckt.
Aber eben: Sicher ist sicher.