Wer diese Tage durch die Videoplattform Tiktok scrollt, dürfte nicht schlecht staunen. Postfinance-Chef Hansruedi Köng (55) präsentiert sich locker im Gilet, lächelt in die Kamera und beantwortet Fragen der Nutzerinnen und Nutzer. Anfang Woche beginnt alles ganz harmlos: Köng darf über den schönsten Moment, seine «CEO-Karriere» und was ihm am meisten Freude bereitet sprechen.
Doch am Mittwoch wirds so richtig unschweizerisch. Die Bank veröffentlicht ein Video auf Tiktok, in dem Köng die pikante Frage eines jungen Nutzers beantwortet. «Wie viel verdient der CEO?» Der Chef verweist für genaue Details auf den Geschäftsbericht, schiebt aber hinterher: «So viel kann ich sagen: Es ist deutlich mehr, als ein normaler Mensch zum Überleben braucht.» Er sei aber sehr froh über seinen hohen Lohn. Die Begründung: «Weil ich den Job nicht bis zur Pensionierung machen kann.»
«Nicht so sympathisch»
971'695 Franken hat Köng laut des Geschäftsberichts im Jahr 2020 erhalten. Der Postfinance-CEO ist damit Bestverdiener unter den Chefs der Bundesbetriebe. Auf dem zweiten Platz landete Post-Chef Roberto Cirillo (48) mit knapp 960'000 Franken.
Bei vielen Nutzern kommen die Aussagen Köngs nicht sonderlich gut an. «Deutlich mehr als ein ‹normaler› Mensch zum Überleben braucht? Finde ich dennoch nicht so sympathisch», schreibt ein User. «Oh du armer ... Andere mit körperlich oder psychisch anstrengenden Jobs können bei deutlich weniger Lohn eventuell auch nicht bis 65 arbeiten.» Und ein weiterer Nutzer schreibt: «Zahlt lieber mal allen anderen Angestellten einen guten Lohn.»
Es gibt aber auch andere Stimmen. «Für diesen Job und die Verantwortung ein gerechter Lohn», meint ein User. Klar ist: Der Tiktok-Auftritt des Postfinance-Chefs wirft im Netz hohe Wellen. (nim)