Plus 25 Prozent in zwei Wochen
Das sind die Gründe für den starken Anstieg beim Bitcoin

Der Kurs der Kryptowährung steigt und steigt, trotz schwächelnden Börsen und steigenden Zinsen. Wie lange hält der Trend?
Publiziert: 25.10.2023 um 09:59 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2023 um 10:43 Uhr
In den vergangenen Wochen zeigte der Bitcoin-Kurs steil nach oben.
Foto: imago images/blickwinkel
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Patrick Herger
Handelszeitung

Bitcoin, die nach Marktkapitalisierung grösste Kryptowährung der Welt, befindet sich seit Mitte Oktober dieses Jahres in einem starken Aufwärtstrend. In zwei Wochen legte der Bitcoin 25 Prozent an Wert zu, und am 24. Oktober notierte er zum ersten Mal seit Mai 2022 bei 35’000 Dollar.

Diese beeindruckende Rally erreichte die Kryptowährung trotz schwächelnden Aktienmärkten und steigenden Zinsen, die normalerweise als negative Faktoren für Kryptos gelten. Was sind die Gründe für den Aufschwung von Bitcoin, und wird sich der Aufwärtstrend fortsetzen?

Gerichtsentscheid mit grosser Tragweite?

Einer der Hauptgründe für den Anstieg von Bitcoin in den letzten Wochen ist die Spekulation, dass die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC bald den ersten börsengehandelten Bitcoin-ETF genehmigen könnte. Mehrere grosse Finanzunternehmen, darunter Blackrock und Fidelity, haben Anträge für Bitcoin-ETFs bei der SEC eingereicht. Bisher hat die US-Börsenaufsicht alle Anträge für Bitcoin-ETFs abgelehnt. Als Grund hat sie dabei Bedenken wegen Betrugs und Manipulation auf dem zugrunde liegenden Markt angeführt.

Vor zwei Monaten allerdings kam es zu einer vielleicht entscheidenden Wende. Ein US-Gericht (das Bundesberufungsgericht für den District of Columbia) hat ein Urteil gefällt, wonach die US-Börsenaufsicht SEC eine ihrer Entscheidungen überprüfen muss. Dabei geht es um das auf Kryptowährungen spezialisierte Finanzunternehmen Grayscale. Dieses hatte das rechtliche Begehren eingereicht, den Grayscale Bitcoin Trust (GBTC) in einen Spot-ETF umzuwandeln.

Der GBTC ist bisher rechtlich als Trust ausgestaltet. Daher werden seine Anteile nur ausserbörslich gehandelt und der Preis kann stark vom Bitcoinkurs abweichen. Die Umwandlung in einen Bitcoin-Spot-ETF würde diese Nachteile beseitigen. Die SEC hatte den Antrag von Grayscale jedoch abgelehnt, weil sie Bedenken hinsichtlich der Manipulation des Bitcoin-Marktes hatte. Das US-Berufungsgericht argumentierte dagegen, dass Spot- und Futures-Märkte so eng miteinander verbunden seien, dass eine Unterscheidung im Hinblick auf Betrugs- und Manipulationsrisiken nicht gerechtfertigt werden könne.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde erstmals im kostenpflichtigen Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Blick+-Nutzer haben exklusiv Zugriff im Rahmen ihres Abonnements. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

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Wichtig zu wissen: Die SEC hat in den letzten zwei Jahren einige Futures-Bitcoin-ETFs zugelassen. Ein Bitcoin-Futures-ETF basiert auf Terminkontrakten, die den zukünftigen Preis von Bitcoin abbilden. Ein Bitcoin-Spot-ETF basiert dagegen auf tatsächlichen Bitcoins, die direkt gehandelt werden.

ETF-Spekulation

Hat das Argument des Gerichts Bestand, wonach ein Unterschied zwischen Futures-ETFs und Spot-ETFs nicht gerechtfertigt sei, bleiben der SEC nur zwei Möglichkeiten: Sie zieht die Zulassung für Bitcoin-Futures-ETFs zurück, was als äusserst unwahrscheinlich gilt. Oder aber sie lässt Spot-ETFs auf den Bitcoin zu.

Der Handel mit Bitcoin würde mit einem Schlag so einfach wie der Kauf oder Verkauf eines herkömmlichen Aktien-ETF. Anlegende müssten sich also nicht mit den Komplexitäten und Risiken auseinandersetzen, die bisher mit dem Handel und dem Besitz von Kryptowährungen verbunden sind.

Viele Kryptofans gehen angesichts dieser Entwicklungen davon aus, dass die Zulassung eines Bitcoin-ETF unmittelbar bevorsteht. Dies dürfte die Akzeptanz der Kryptowährung nicht nur bei privaten, sondern auch bei institutionellen Anlegern dramatisch erhöhen. In der Folge käme es bei der Nachfrage und Liquidität von Bitcoin zu einem starken Anstieg, mit entsprechenden positiven Auswirkungen auf den Kurs, so jedenfalls die Meinung vieler Krypto-Enthusiasten.

Befeuert wurde die Euphorie unter den Bitcoin-Anlegenden insbesondere durch einen Bericht der Analysten von JP Morgan, welchen die US-Bank am 18. Oktober veröffentlichte. «Der Zeitpunkt für die Zulassung von Spot-Bitcoin-ETFs bleibt unklar, sollte aber innerhalb der nächsten Monate und höchstwahrscheinlich vor dem 10. Januar 2024 erfolgen», schrieben die Analysten von J. P. Morgan unter der Leitung von Nikolaos Panigirtzoglou.

Weil sich in der Kryptogemeinde einmal mehr eine galoppierende Euphorie breitmacht, beachten die Krypto-Fans kaum, was die Analysten von J. P. Morgan ebenfalls noch sagten. Die Genehmigung eines Bitcoin-ETF werde wahrscheinlich kein Wendepunkt für die Kryptomärkte, glauben die Bankanalysten. Das liege daran, dass Spot-Bitcoin-ETFs in Kanada und Europa schon seit einiger Zeit existieren, aber kein nennenswertes Investoreninteresse gefunden haben.

Eine Falschmeldung mit Folgen

Der Kryptomarkt wäre nicht, was er ist, wenn ein deutlicher Kursanstieg nicht von dubiosen Vorgängen begleitet würde. Am gleichen Tag wie die Analyse von J. P. Morgan wurde im Internet die Meldung verbreitet, die SEC habe einen Bitcoin-ETF von I-Shares genehmigt. Sogar das auf Krypto-News spezialisierte Portal Cointelegraph verbreitete diese Nachricht. Bei I-Shares handelt es sich um die ETF-Sparte von Blackrock, dem grössten Vermögensverwalter der Welt.

Kein Wunder also löste die Meldung eine gewaltige Euphorie am Markt aus, der Bitcoin-Kurs stieg sprunghaft an. Dies führte zu einer Welle von Zwangsliquidierungen bei Short-Positionen, die gegen den Bitcoin-Kurs gewettet hatten, weil diese Positionen plötzlich mit zu wenig Kapital unterlegt waren.

Die Falschmeldung wurde jedoch schnell widerlegt, als Blackrock und die SEC dementierten. Der Bitcoin-Kurs machte daraufhin eine Kehrtwende und korrigierte um mehr als 5 Prozent. Wegen dieses deutlichen Kursrückgangs wurden nach den erwähnten Short-Positionen auch zahlreiche Long-Positionen zwangsliquidiert, die auf einen weiteren Anstieg des Bitcoin-Kurses gesetzt hatten.

Diese Vorgänge konnten die Euphorie der Kryptofans aber nicht stoppen, ganz im Gegenteil. Selbst die Falschmeldung wird von manchen als Hinweis dafür gewertet, dass die Zulassung für Bitcoin-ETFs bald erfolge und die Kurse deswegen weiter ansteigen, unterstützt vom sogenannten Halving.

Das Halving als Boom-Beschleuniger

Das Halving ist ein Ereignis, das alle vier Jahre beim Bitcoin-Mining stattfindet, das nächste Mal könnte es im März 2024 so weit sein. Dabei wird die Belohnung, die Miner für das Schürfen eines neuen Blocks erhalten, halbiert. Durch das Halving wird die Geschwindigkeit, mit der neue Bitcoins entstehen, immer langsamer, und das führt dazu, dass das Angebot von Bitcoin knapper wird.

Insgesamt legt das Bitcoin-Protokoll eine Obergrenze von 21 Millionen Bitcoin fest. Das bedeutet, dass es nie mehr als 21 Millionen Bitcoin geben wird. Diese Begrenzung wurde vom Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto festgelegt, um Bitcoin zu einer knappen und deflationären Ressource zu machen.

Die Vorstellung vieler Bitcoin-Optimisten ist nun, dass das Halving gerade dann zu einer Verringerung des Angebots an neuen Bitcoins führt, wenn die Nachfrage aufgrund der Zulassung von Bitcoin-ETFs massiv zunimmt. Der Preis könnte in der Folge nach oben explodieren und die alten Höchststände von vor zwei Jahren übertreffen, also 69’000 Dollar.

Ob es so kommt, ist alles andere als sicher. Aber wie gross die Krypto-Euphorie wieder geworden ist, zeigt sich an den Bitcoin-Futures. Diese sind in solche Höhen geschnellt, dass sich mittels Arbitrage-Geschäften praktisch risikolose annualisierte Renditen zwischen 7 und 15 Prozent erzielen lassen. Die Kryptofans gehen offenbar davon aus, dass der Höhenflug beim Bitcoin anhält. Und weil der Kurs von Kryptowährungen stark Momentum-getrieben ist, könnten sie damit recht behalten. Zumindest für die nächste Zukunft.

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