Pleite abgewendet
Tally Weijl schliesst bis zu 10 Filialen und baut Jobs ab

Das Modeunternehmen Tally Weijl stand kurz vor der Pleite. Jetzt wird der Firmenumbau dank neuer Investoren fortgesetzt. Die Zukunft von Filialen und Angestellten ist aber bei Weiten nicht gesichert.
Publiziert: 29.06.2020 um 16:54 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2020 um 17:33 Uhr
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Bei Tally Weijl soll in Zukunft weniger im Geschäft und vermehrt online verkauft werden.
Foto: Keystone
Franziska Scheven

Das international tätige Schweizer Modehaus Tally Weijl schliesst 200 der derzeit insgesamt über 800 Geschäfte. Das geht aus einer Medienmitteilung des Unternehmens hervor. Demnach werden auch fünf bis zehn der insgesamt 81 Geschäfte in der Schweiz geschlossen.

Wie viele Mitarbeiter der Schliessung zum Opfer fallen, will das Unternehmen nicht mitteilen. Insgesamt werde mit einem Verlust von 600 bis 800 Arbeitsplätzen gerechnet, sagt ein Sprecher auf Nachfrage.

Jetzt geht es laut Gründer Beat Grüring erstmal ums Weiterkommen. «Wenn wir in diesem veränderten Umfeld überleben wollen, dann bleibt uns keine andere Wahl, als uns anzupassen.»

Insgesamt arbeiten 635 Personen bei dem Modeunternehmen in der Schweiz sowie weitere knapp 40 in Schweizer Partnergeschäften.

Das «finanzielle Loch» stopfen

Tally Weijl, dessen Mode sich vor allem an junge Frauen richtet, die sich frech und sexy kleiden wollen, kann erstmal weitermachen. Das Unternehmen stärkt die Eigenkapitalbasis um 27 Millionen Franken. 17 Millionen davon kommen von neuen Investoren. «Auf dieser Basis konnte es sogenannte COVID-19-Kredite im Umfang von 24,7 Millionen aufnehmen», heisst es in der Medienmitteilung.

Die Kredite sollen nun das «finanzielle Loch» stopfen. «Mit der Kapitalerhöhung schaffen wir die Voraussetzungen dafür, unsere Neupositionierung erfolgreich zu Ende führen zu können», sagt Grüring.

In der Krise schon vor Corona

Die Schliessung der Filialen war schon vor Corona im Rahmen einer Restrukturierung des Unternehmens geplant. Die Mode sollte vermehrt online und nicht mehr in Stores verkauft werden. Der Umbauprozess der Gründer Grüring und Tally Elfassi-Weijl, nach der das Geschäft benannt wurde, wurde mit 30 Millionen Franken veranschlagt. Eine zweite Finanzspritze von 30 Millionen war auch schon geplant. Dann kam Corona.

Die Krise habe potenzielle Investoren verunsichert, sagte ein Sprecher zu BLICK damals. Nun hat es das Modehaus aber trotzdem geschafft. Gegründet wurde Tally Weijl im Jahr 1987 mit einem ersten Laden in Freiburg. Danach expandierte das Unternehmen vor allem ab Ende der 1990er-Jahre weltweit. Heute besteht das Geschäft aus 800 Stores in 37 Ländern mit 2700 Mitarbeitern.

200 Geschäfte schliessen

Der Grossteil der Schliessungen findet in Osteuropa statt. Aus Bulgarien zieht sich das Unternehmen ganz zurück. In Kroatien und Serbien werden die Stores an Franchisenehmer abgetreten.

Die übriggebliebenen Geschäfte werden nun auf eine harte Probe gestellt. «Wir werden nur jene Geschäfte weiterführen, die im Rahmen unserer Omnichannel-Strategie Sinn machen und wo wir uns mit den Eigentümern der Liegenschaften auf faire Mietkonditionen einigen können», sagt Grüring.

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