Freche Mode für junge Frauen. Dafür steht das Modehaus, das mit der Imagekampagne «Total Sexy» in den 00er-Jahren den internationalen Durchbruch schaffte. Aber nun braucht Tally Weijl wegen Corona einen Kredit von 24,7 Millionen Franken. Sonst droht das Aus. «Schon die vergangenen Jahre waren schwierig für Tally Weijl», so Sacha Wigdorovits zu BLICK. Der Sprecher der Modekette bestätigt damit aktuelle Berichte der Medien der TX-Group.
Transformation kam zu spät
Tatsächlich war «Tally», wie das Unternehmen von Mitarbeitern genannt wird, gerade mitten in einem Transformationsprozess. Die Mode sollte vermehrt online verkauft und Stores geschlossen werden. Dafür haben Gründer Beat Grüring und Tally Elfassi-Weijl, nach der das Geschäft benannt wurde, zusammen mit Investoren 30 Millionen Franken aufgetrieben. Eine zweite Finanzspritze von 30 Millionen war nun geplant, um das Online-Geschäft weiter voranzutreiben. Das war der Plan. Dann kam die Krise.
«Die gravierenden Auswirkungen der Corona-Krise haben natürlich auch die interessierten Investoren verunsichert», erklärt Wigdorovits. Dennoch stehen immerhin 17 Millionen Franken von privaten Investoren im Rahmen eines «Letter of Intent» im Raum – eine unverbindliche Absichtserklärung der Investoren, dass man das Geld grundsätzlich noch investieren wolle. «Den Rest würden die Gründer aus eigener Tasche bezahlen. Mit den zusätzlichen Mitteln käme man nahe an die 30 Millionen, die es noch braucht, um Tally Weijl nach der Corona-Krise wieder erfolgreich weiterzuführen», so Wigdorovits.
Gefahr erkannt
Aber bevor der neue Plan weitergeführt werden kann, sollen die Banken mit den beantragten Covid-19-Kredite dem Unternehmen aus der Patsche helfen. Eine Zitterpartie: Die Entscheidung der Banken steht noch aus.
Gegründet wurde Tally Weijl im Jahr 1987 mit einem ersten Laden in Freiburg. Danach expandierte das Unternehmen vor allem ab Ende der 1990er-Jahre weltweit. Heute besteht das Geschäft aus 800 Stores in 37 Ländern mit 2700 Mitarbeitern.
In der Schweiz arbeiten 650 Personen bei dem Modehaus. Noch im Sommer vor zwei Jahren feierte das Unternehmen die Eröffnung des neuen Flagship-Stores am Marktplatz in Basel. «Wir sprechen eher extrovertierte Mädchen an und diejenigen, die eine spezielle Art von Fun haben», beschrieb Mitbegründerin Tally Elfassi-Weijl damals die Kollektionen. Nun hat Corona diesem «Fun» einen Strich durch die Rechnung gemacht.