In Vollmontur mit Skischuhen und Rückenpanzer läuft es sich sowieso nicht gut. Mit Getränk und Schnitzel-Pommes-frites auf dem Tablar über die rutschigen Terassen der Skirestaurants noch etwas schlechter. Mehr Self-Service und weniger Bedienung am Tisch haben Skifahrerinnen und Skifahrer in den letzten beiden Jahren erfahren müssen – sehr wahrscheinlich auch dieses Jahr, hört Blick von den Skigebieten. Ebenso längere Wartezeiten auf den Zmittag, reduzierte Speisekarten oder sogar Ruhetage in Extremfällen. Schuld daran ist der Fachkräftemangel, das ist diesen Skiwinter nicht anders. Während die ersten Pisten bereits präpariert werden, suchen Skigebiete auch diese Saison immer noch nach Personal.
«Der Fachkräftemangel ist eine Herkulesaufgabe», sagt Mario Bislin (65), Geschäftsführer der Bergbahnen Flumserberg in der Ostschweiz. Der Personalmarkt ist wie zugefroren, brennen tuts vor allem in der Küche.
Die Köchin fehlt am häufigsten
Das bestätigt Reto Wyss (54), Leiter Gästeservice im Graubünder Skigebiet Arosa Lenzerheide, gegenüber Blick: «Beim Küchenpersonal ist die Lage sehr angespannt.» Es sei schwierig, Bewerber mit abgeschlossener Ausbildung und Berufserfahrung zu finden. Philipp Holenstein (59), Vizepräsident von Bergbahnen Graubünden, spricht in der «Südostschweiz» davon, dass Gäste diesen Skiwinter in Einzelfällen beispielsweise Essen und Trinken an der Kasse bestellen und dann selber abholen müssten. In Laax GR wird es in der Nebensaison zu Ruhetagen in den Restaurants kommen, heisst es auf Anfrage.
Auch im Wallis schneit es kaum Bewerbungen rein. «Im Gastrobereich ist die Rekrutierungsphase noch nicht abgeschlossen», erklärt der Geschäftsführer von Grächen und St. Niklaus Tourismus Roman Rogenmoser (44). In Andermatt-Sedrun UR und Melchsee-Frutt OW gibt es ebenfalls offene Stellen in der Gastronomie.
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Küche ist nicht die einzige Problemzone
Derweil kriselt es nicht nur in der Küche, zeigt das Beispiel Laax. «Wir spüren den Fachkräftemangel vor allem in technischen Berufen», so Haempa Maissen, Leiter der HR-Abteilung der Weissen Arena Gruppe. Elektriker, Seilbahnmechatroniker und Mechaniker – Berufe, in denen eine Fachausbildung zwingend nötig ist – lassen sich in den Bergen nicht so einfach finden.
Es gibt aber auch Nachrichten, die Hoffnung machen. So beispielsweise bei den Bündner Hoteliers. In der letzten Wintersaison waren durchgehend zehn Prozent aller Stellen nicht besetzt. «Zurzeit sind sechs Prozent aller Jobs noch offen», sagt Ernst Wyrsch (62), Präsident von Hotelleriesuisse Graubünden.
Was die Rekrutierung erschwert: «Das Wohnungsangebot für Mitarbeiter ist in den Skigebieten knapp», so Wyrsch weiter. Viele haben während Corona ihre Mietwohnung in ein Airbnb umfunktioniert. Diese sind für Angestellte auf langfristige Basis nicht bezahlbar. Neben Obersaxen Mundaun GR vermeldet die Winterhochburg Zermatt VS dasselbe Problem.
Lösungen sind gefragt
Offene Stellen, wenig Fachleute – das schreit nach Vitamin B. «Persönliche Kontakte sind bei der Suche nach Angestellten essenziell», bestätigt Klaus Nussbaumer (52), CEO der Pizolbahnen. In der Zentralschweiz ist das nicht anders. Im Skigebiet Engelberg-Titlis streicht man die Wichtigkeit des individuellen Netzwerks ebenfalls heraus.
In Flumserberg SG verfolgt man einen neuen Lösungsansatz. «Wir haben aus den letzten Jahren gelernt und setzen vermehrt auf Weiterbildungen», erklärt Bislin. Mit Schulungen möchten die Bergbahnen diesen Mitarbeitern einen Anreiz bieten, auch im nächsten Jahr nochmals in den Bergen zu arbeiten.
Dem Geschirrspüler und Gemüsewäscher aus der Küche offeriert man so, im nächsten Jahr auch im Service mithelfen zu können. Bislin: «Auch wenn wir so Geld in die Hand nehmen müssen, gibt es am Schluss zwei Gewinner.» Nicht zu vergessen die dritten Gewinner: die Skifans.