Pandemie hat die Kassen Hunderte Millionen gekostet, sagt Santésuisse-Direktorin Verena Nold (58)
«Dank Reserven kommt es nicht zum Prämienschock»

Wegen Corona sind die Gesundheitskosten zwar nicht explodiert, aber trotzdem weiter angestiegen. Santésuisse-Direktorin Verena Nold über Behandlungsverbote, Prämienschock und Medikamentenpreise.
Publiziert: 29.03.2021 um 06:37 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2021 um 10:35 Uhr
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Wegen Corona und dank der Reserven der Krankenkassen, gibt es ...
Foto: keystone-sda.ch
Interview: Christian Kolbe

34,5 Milliarden Franken mussten die Krankenkassen 2020 in der Grundversicherung bezahlen. BLICK hat bei Santésuisse-Direktorin Verena Nold (58) nachgefragt, wie stark die Corona-Pandemie die Kassen belaste und ob mit starken Prämienschüben zu rechnen sei.

BLICK: Frau Nold, ein Teil der Corona-Gesundheitskosten übernimmt die öffentliche Hand. Welche Kosten belasten effektiv die Grundversicherung?
Verena Nold:
Die Krankenversicherer übernehmen den grossen Teil der Kosten, die für Behandlungen von Corona-Patienten anfallen – egal, ob beim Hausarzt, im Spital oder bei der Spitex. Auch an den Impfungen beteiligen sie sich finanziell. Natürlich geht das ins Geld. Bisher hat Corona die Prämienzahler mehrere Hundert Millionen Franken gekostet.

In den ersten Monaten 2020 sind die Kosten um fünf Prozent angestiegen. Warum hat sich das Wachstum auf etwas über ein Prozent abgeschwächt?
In den ersten Monaten 2020 hatte die Corona-Pandemie noch keinen Einfluss auf die Gesundheitskosten. Ab März sind dann die Kosten zurückgegangen, unter anderem wegen des Behandlungsverbots des Bundesrats. Danach wurde das mehr als kompensiert, sodass am Schluss wieder ein Kostenanstieg zu verzeichnen war.

Kein Prämienanstieg wegen Corona: Dieses Jahr haben die Krankenkassen das Versprechen gehalten – gilt dies auch für die kommenden Jahre?
Wir sind froh um die finanziellen Reserven der Krankenversicherer. Diese erlauben es, ausserordentliche Ereignisse zu meistern. Deshalb können Corona-Kosten aufgefangen werden – ohne Prämienschock. Das Gesetz verlangt aber, dass die Prämien die erwarteten Kosten decken müssen. Und diese drohen – auch ohne Corona – wieder anzusteigen.

Mit Geldern aus den Reserven bezahlen die Kassen einen Teil der Corona-Kosten. Ist ein weiterer Abbau der Reserven denkbar, um einen grossen Prämienschock abzuwenden?
Ja, wenn unerwartete Kosten auftreten. Beispielsweise für die Langzeitfolgen von Corona-Patienten. Diese sind nicht in den Kostenprognosen enthalten. Oder wenn sich die Krise weiter verschärft oder verlängert. Oder wenn wir unerwartet die Corona-Impfungen jedes Jahr auffrischen müssen, beispielsweise wegen Virusmutationen. Ein anderes Beispiel wären Corona-Medikamente, die plötzlich verfügbar wären.

Mit oder ohne Corona, die Kosten im Gesundheitswesen steigen stetig, wo steckt aus Sicht der Kassen das grösste Sparpotenzial?
Bei den Medikamenten. Diese sind immer noch viel teurer als im Ausland. Generika zum Beispiel kosten in der Schweiz das Doppelte. Deshalb ist das Parlament bereits in der Sommersession gefordert, bessere Preismodelle für die Prämienzahler festzulegen.

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